Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.
J. H. K. II. hat einen Einer meiner Freunde den, bei dem besten Herzen, Sohn,ein unseeliger Hang zum Theater beinahe um die ganze Glückseeligkeit seines Lebens gebracht hätte. Schon im 19ten Jahr hatte er nach einem zu sehr angestrengten Fleiß in der Geschichte einen Anfall von Hypochondrie gehabt, der einige Monathe dauerte, und worauf eine übertriebene Heiterkeit des Gemüths folgte, die ihn eine Zeitlang zu allen ernsthaften Beschäftigungen unfähig machte. Er fing nun an, Komödien zu lesen, und gewann diese Lektüre bald so lieb, daß seine ganze Seele von Jdeen aus der theatralischen Welt angefüllt wurde. Nun fügte es sich, daß eine herumwandernde Schauspielergesellschaft gerade zu der Zeit in seine Vaterstadt kam, wo er nun das, womit sein Geist sich schon immer bei Tage beschäfti-
J. H. K. II. hat einen Einer meiner Freunde den, bei dem besten Herzen, Sohn,ein unseeliger Hang zum Theater beinahe um die ganze Gluͤckseeligkeit seines Lebens gebracht haͤtte. Schon im 19ten Jahr hatte er nach einem zu sehr angestrengten Fleiß in der Geschichte einen Anfall von Hypochondrie gehabt, der einige Monathe dauerte, und worauf eine uͤbertriebene Heiterkeit des Gemuͤths folgte, die ihn eine Zeitlang zu allen ernsthaften Beschaͤftigungen unfaͤhig machte. Er fing nun an, Komoͤdien zu lesen, und gewann diese Lektuͤre bald so lieb, daß seine ganze Seele von Jdeen aus der theatralischen Welt angefuͤllt wurde. Nun fuͤgte es sich, daß eine herumwandernde Schauspielergesellschaft gerade zu der Zeit in seine Vaterstadt kam, wo er nun das, womit sein Geist sich schon immer bei Tage beschaͤfti- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0119" n="117"/><lb/> halter, und gegen sich selbst. Als uͤberfluͤsig will ich nur erinnern, daß der Arzt, auch nicht mal den Schein des Arztes von sich blicken lassen darf. Jch wuͤnsche von ganzer Seele — und hoffe, daß viele Menschenkenner die Kunst — Seelenkranke Menschen zu heilen, gruͤndlich zu erforschen suchen, und der Welt bekannt machen werden. </p> <closer> <signed> <persName ref="#ref0130"><note type="editorial">K., J. H.</note>J. H. K.</persName> </signed> </closer><lb/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>.</head><lb/> <note type="editorial"><Ein unseliger Hang zum Theater></note> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref1"><note type="editorial"/>Moritz, Karl Philipp</persName> </bibl> </note> <p><persName ref="#ref0120"><note type="editorial">Paulmann, Johann Ludwig</note>Einer meiner Freunde</persName> hat einen <persName ref="#ref0135"><note type="editorial">Paulmann, Johann Ernst Ludwig</note>Sohn,</persName> den, bei dem besten Herzen, <hi rendition="#b">ein unseeliger Hang zum Theater</hi> beinahe um die ganze Gluͤckseeligkeit seines Lebens gebracht haͤtte.</p> <p>Schon im 19ten Jahr hatte er nach einem zu sehr angestrengten Fleiß in der Geschichte einen Anfall von Hypochondrie gehabt, der einige Monathe dauerte, und worauf eine uͤbertriebene Heiterkeit des Gemuͤths folgte, die ihn eine Zeitlang zu allen ernsthaften Beschaͤftigungen unfaͤhig machte. </p> <p>Er fing nun an, Komoͤdien zu lesen, und gewann diese Lektuͤre bald so lieb, daß seine ganze Seele von Jdeen aus der theatralischen Welt angefuͤllt wurde. Nun fuͤgte es sich, daß eine herumwandernde Schauspielergesellschaft gerade zu der Zeit in seine Vaterstadt kam, wo er nun das, womit sein Geist sich schon immer bei Tage beschaͤfti-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0119]
halter, und gegen sich selbst. Als uͤberfluͤsig will ich nur erinnern, daß der Arzt, auch nicht mal den Schein des Arztes von sich blicken lassen darf. Jch wuͤnsche von ganzer Seele — und hoffe, daß viele Menschenkenner die Kunst — Seelenkranke Menschen zu heilen, gruͤndlich zu erforschen suchen, und der Welt bekannt machen werden.
J. H. K.
II.
Einer meiner Freunde hat einen Sohn, den, bei dem besten Herzen, ein unseeliger Hang zum Theater beinahe um die ganze Gluͤckseeligkeit seines Lebens gebracht haͤtte.
Schon im 19ten Jahr hatte er nach einem zu sehr angestrengten Fleiß in der Geschichte einen Anfall von Hypochondrie gehabt, der einige Monathe dauerte, und worauf eine uͤbertriebene Heiterkeit des Gemuͤths folgte, die ihn eine Zeitlang zu allen ernsthaften Beschaͤftigungen unfaͤhig machte.
Er fing nun an, Komoͤdien zu lesen, und gewann diese Lektuͤre bald so lieb, daß seine ganze Seele von Jdeen aus der theatralischen Welt angefuͤllt wurde. Nun fuͤgte es sich, daß eine herumwandernde Schauspielergesellschaft gerade zu der Zeit in seine Vaterstadt kam, wo er nun das, womit sein Geist sich schon immer bei Tage beschaͤfti-
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