Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.
Die Gingster sollten mir nur den Schaafmist auf dem Acker lassen, denn ich kann ja den Schaafdung besser auf dem Acker brauchen, als daß der Pöbel seinen Kindern solchen zu fressen giebt, denn sie wissen es nicht, daß es den Kindern ein Gift ist. (Nun kriegte der Herr Präpositus einen Bogen Papier aus der Tasche, und las davon ab folgendes:) Weil der Kerl da, in Greifswalde, der Mammonsknecht, sich um sein Amt und um die Schulen gar nicht bekümmert, so entsage ich mich hiermit gänzlich der Bothmäßigkeit des Superintendenten in Greifswalde, eines solchen Geitzhalses, und fordre diese ganze christliche Versammlung zu Zeugen auf, daß ich mit meiner ganzen Diöces unter dem Befehl des Kerls in Greifswalde nicht mehr stehn will. Denn es stehet geschrieben im 132sten Psalm: Deine Priester laß sich kleiden mit Gerechtigkeit -- der seinen 15jährigen Sohn zum Edelmann machen läßt und kauft ihm grosse Edelgüther. Jch aber bin hier euer Präpositus, das heißt auf deutsch: ein Vorgesetzter, und ich will hier ein neues Leibregiment Christen anlegen, und dann will ich euer Obrister seyn, und der Durch-
Die Gingster sollten mir nur den Schaafmist auf dem Acker lassen, denn ich kann ja den Schaafdung besser auf dem Acker brauchen, als daß der Poͤbel seinen Kindern solchen zu fressen giebt, denn sie wissen es nicht, daß es den Kindern ein Gift ist. (Nun kriegte der Herr Praͤpositus einen Bogen Papier aus der Tasche, und las davon ab folgendes:) Weil der Kerl da, in Greifswalde, der Mammonsknecht, sich um sein Amt und um die Schulen gar nicht bekuͤmmert, so entsage ich mich hiermit gaͤnzlich der Bothmaͤßigkeit des Superintendenten in Greifswalde, eines solchen Geitzhalses, und fordre diese ganze christliche Versammlung zu Zeugen auf, daß ich mit meiner ganzen Dioͤces unter dem Befehl des Kerls in Greifswalde nicht mehr stehn will. Denn es stehet geschrieben im 132sten Psalm: Deine Priester laß sich kleiden mit Gerechtigkeit — der seinen 15jaͤhrigen Sohn zum Edelmann machen laͤßt und kauft ihm grosse Edelguͤther. Jch aber bin hier euer Praͤpositus, das heißt auf deutsch: ein Vorgesetzter, und ich will hier ein neues Leibregiment Christen anlegen, und dann will ich euer Obrister seyn, und der Durch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="3"/><lb/> chen Leuten kaͤmen, die es wuͤßten, was den Kindern bey der Pockenkrankheit gut und nuͤtzlich waͤre? Es kommt auch keiner, so sich erkundiget, wie ich es mache, daß mein Junge, mit den Pocken im Gesicht, sich auf dem Eise picken kann?</p> <p>Die Gingster sollten mir nur den Schaafmist auf dem Acker lassen, denn ich kann ja den Schaafdung besser auf dem Acker brauchen, als daß der Poͤbel seinen Kindern solchen zu fressen giebt, denn sie wissen es nicht, daß es den Kindern ein Gift ist. (Nun kriegte der Herr Praͤpositus einen Bogen Papier aus der Tasche, und las davon ab folgendes:)</p> <p>Weil der Kerl da, in Greifswalde, der Mammonsknecht, sich um sein Amt und um die Schulen gar nicht bekuͤmmert, so entsage ich mich hiermit gaͤnzlich der Bothmaͤßigkeit des Superintendenten in Greifswalde, eines solchen Geitzhalses, und fordre diese ganze christliche Versammlung zu Zeugen auf, daß ich mit meiner ganzen Dioͤces unter dem Befehl des Kerls in Greifswalde nicht mehr stehn will. Denn es stehet geschrieben im 132sten Psalm: Deine Priester laß sich kleiden mit Gerechtigkeit — der seinen 15jaͤhrigen Sohn zum Edelmann machen laͤßt und kauft ihm grosse Edelguͤther. Jch aber bin hier euer Praͤpositus, das heißt auf deutsch: ein Vorgesetzter, und ich will hier ein neues Leibregiment Christen anlegen, und dann will ich euer Obrister seyn, und der Durch-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0005]
chen Leuten kaͤmen, die es wuͤßten, was den Kindern bey der Pockenkrankheit gut und nuͤtzlich waͤre? Es kommt auch keiner, so sich erkundiget, wie ich es mache, daß mein Junge, mit den Pocken im Gesicht, sich auf dem Eise picken kann?
Die Gingster sollten mir nur den Schaafmist auf dem Acker lassen, denn ich kann ja den Schaafdung besser auf dem Acker brauchen, als daß der Poͤbel seinen Kindern solchen zu fressen giebt, denn sie wissen es nicht, daß es den Kindern ein Gift ist. (Nun kriegte der Herr Praͤpositus einen Bogen Papier aus der Tasche, und las davon ab folgendes:)
Weil der Kerl da, in Greifswalde, der Mammonsknecht, sich um sein Amt und um die Schulen gar nicht bekuͤmmert, so entsage ich mich hiermit gaͤnzlich der Bothmaͤßigkeit des Superintendenten in Greifswalde, eines solchen Geitzhalses, und fordre diese ganze christliche Versammlung zu Zeugen auf, daß ich mit meiner ganzen Dioͤces unter dem Befehl des Kerls in Greifswalde nicht mehr stehn will. Denn es stehet geschrieben im 132sten Psalm: Deine Priester laß sich kleiden mit Gerechtigkeit — der seinen 15jaͤhrigen Sohn zum Edelmann machen laͤßt und kauft ihm grosse Edelguͤther. Jch aber bin hier euer Praͤpositus, das heißt auf deutsch: ein Vorgesetzter, und ich will hier ein neues Leibregiment Christen anlegen, und dann will ich euer Obrister seyn, und der Durch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |