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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Die innre dunkle Empfindung von der jedesmaligen Gestalt, und von der leichtern oder schwerern, geschwindern oder langsamern Bewegung der Sprachwerkzeuge ist es also, welche das geheime Band zwischen dem Sichtbaren und Hörbaren geknüpft hat. Daher kömmt es auch, daß wir der ganzen Schöpfung um uns nur durch den Stempel der Sprache, ein unverkennbares Bild von uns selber aufgedrückt haben; daher ist das K, z.B. womit die Zunge die tiefste Wölbung des Gaumens bezeichnet, ein Ausdruck des Tiefen und Ausgehöhlten.

Läßt es sich also beweisen, daß z.B. in unsrer deutschen Sprache, nicht sowohl wie wir dieselbe zur Zeit reden, und wie sie durch ihre Verfeinerung sich immer weiter von ihrem ersten natürlichen Ursprung entfernt hat, sondern in den Ueberbleibseln aus dem Alterthum, und den hin und her zerstreuten Mundarten, die noch am wenigsten von der Verfeinerung gelitten haben, das Hohle und Tiefe beständig durch einen Gaumenlaut bezeichnet wird, und läßt sich die Aehnlichkeit mehrerer sichtbarer Gegenstände mit der Gestalt der Sprachwerkzeuge, vermöge derer sie benannt werden, würklich entdecken, so ist es offenbar, daß sich nach den Hauptgesetze, die Sprachwerkzeuge den äußern Gegenständen ähnlich zu bilden, die einzelnen Laute zu ganzen Wörtern vereinigen. Und so wie bei den Wörtern, die aus mehrern Sylben bestehen, eine Sylbe die herrschende ist, welcher die übrigen untergeordnet sind, so ist auch bei diesen sowohl als


Die innre dunkle Empfindung von der jedesmaligen Gestalt, und von der leichtern oder schwerern, geschwindern oder langsamern Bewegung der Sprachwerkzeuge ist es also, welche das geheime Band zwischen dem Sichtbaren und Hoͤrbaren geknuͤpft hat. Daher koͤmmt es auch, daß wir der ganzen Schoͤpfung um uns nur durch den Stempel der Sprache, ein unverkennbares Bild von uns selber aufgedruͤckt haben; daher ist das K, z.B. womit die Zunge die tiefste Woͤlbung des Gaumens bezeichnet, ein Ausdruck des Tiefen und Ausgehoͤhlten.

Laͤßt es sich also beweisen, daß z.B. in unsrer deutschen Sprache, nicht sowohl wie wir dieselbe zur Zeit reden, und wie sie durch ihre Verfeinerung sich immer weiter von ihrem ersten natuͤrlichen Ursprung entfernt hat, sondern in den Ueberbleibseln aus dem Alterthum, und den hin und her zerstreuten Mundarten, die noch am wenigsten von der Verfeinerung gelitten haben, das Hohle und Tiefe bestaͤndig durch einen Gaumenlaut bezeichnet wird, und laͤßt sich die Aehnlichkeit mehrerer sichtbarer Gegenstaͤnde mit der Gestalt der Sprachwerkzeuge, vermoͤge derer sie benannt werden, wuͤrklich entdecken, so ist es offenbar, daß sich nach den Hauptgesetze, die Sprachwerkzeuge den aͤußern Gegenstaͤnden aͤhnlich zu bilden, die einzelnen Laute zu ganzen Woͤrtern vereinigen. Und so wie bei den Woͤrtern, die aus mehrern Sylben bestehen, eine Sylbe die herrschende ist, welcher die uͤbrigen untergeordnet sind, so ist auch bei diesen sowohl als

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[111/0111] Die innre dunkle Empfindung von der jedesmaligen Gestalt, und von der leichtern oder schwerern, geschwindern oder langsamern Bewegung der Sprachwerkzeuge ist es also, welche das geheime Band zwischen dem Sichtbaren und Hoͤrbaren geknuͤpft hat. Daher koͤmmt es auch, daß wir der ganzen Schoͤpfung um uns nur durch den Stempel der Sprache, ein unverkennbares Bild von uns selber aufgedruͤckt haben; daher ist das K, z.B. womit die Zunge die tiefste Woͤlbung des Gaumens bezeichnet, ein Ausdruck des Tiefen und Ausgehoͤhlten. Laͤßt es sich also beweisen, daß z.B. in unsrer deutschen Sprache, nicht sowohl wie wir dieselbe zur Zeit reden, und wie sie durch ihre Verfeinerung sich immer weiter von ihrem ersten natuͤrlichen Ursprung entfernt hat, sondern in den Ueberbleibseln aus dem Alterthum, und den hin und her zerstreuten Mundarten, die noch am wenigsten von der Verfeinerung gelitten haben, das Hohle und Tiefe bestaͤndig durch einen Gaumenlaut bezeichnet wird, und laͤßt sich die Aehnlichkeit mehrerer sichtbarer Gegenstaͤnde mit der Gestalt der Sprachwerkzeuge, vermoͤge derer sie benannt werden, wuͤrklich entdecken, so ist es offenbar, daß sich nach den Hauptgesetze, die Sprachwerkzeuge den aͤußern Gegenstaͤnden aͤhnlich zu bilden, die einzelnen Laute zu ganzen Woͤrtern vereinigen. Und so wie bei den Woͤrtern, die aus mehrern Sylben bestehen, eine Sylbe die herrschende ist, welcher die uͤbrigen untergeordnet sind, so ist auch bei diesen sowohl als

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/111>, abgerufen am 23.11.2024.