Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Mein Mann der, wie bekannt ist, sehr mit dem Kopfe gearbeitet hatte, und viele Sprachen wußte, mengte diese, in seiner letztern Schwachheit, oft alle unter einander. Oder vielmehr, er
Mein Mann der, wie bekannt ist, sehr mit dem Kopfe gearbeitet hatte, und viele Sprachen wußte, mengte diese, in seiner letztern Schwachheit, oft alle unter einander. Oder vielmehr, er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0037" n="37"/><lb/> es unrecht ist, und schreibe doch immer noch unschicklicher, bis ich die Feder wegwerfe. Oft, wenn ich viel nach einander geschrieben, oder etwas mit starken Nachdenken gelesen habe, und sogleich mit jemanden sprechen soll, weiß ich die bekanntesten Dinge nicht zu nennen, und verwechsele eins mit dem andern. Jn Gesellschaften wo mehrere Personen zugleich mit einander sprechen, rede ich wenig oder gar nicht. Denn das Gespraͤch anderer, macht mich im Reden so irre, daß ich ganz unschickliche Worte sage, die keinen Verstand geben. Ein paarmal ward ich dadurch, beim Abschiednehmen so irre gemacht, daß ich die gewoͤhnlichsten Ausdruͤcke nicht zu gebrauchen wußte, mich daruͤber aͤrgerte, und mich doch immer noch abgeschmackter ausdruͤckte, bis ich es fuͤr das rathsamste hielt, fortzugehen, und es der Gesellschaft zu uͤberlassen, ob sie uͤber meine Einfalt lachen wollte, oder nicht. Bei mir sind das Folgen eines nicht so wohl durch Arbeit als vielmehr durch mancherlei Sorgen und oft lange anhaltende Schlaflosigkeit, geschwaͤchten Kopfs. Vielleicht wird diese Schwaͤche, nach und nach durch die Ruhe gemindert, die ich itzt in beider Betrachtung genieße. </p> <p>Mein Mann der, wie bekannt ist, sehr mit dem Kopfe gearbeitet hatte, und viele Sprachen wußte, mengte diese, in seiner letztern Schwachheit, oft alle unter einander. Oder vielmehr, er<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0037]
es unrecht ist, und schreibe doch immer noch unschicklicher, bis ich die Feder wegwerfe. Oft, wenn ich viel nach einander geschrieben, oder etwas mit starken Nachdenken gelesen habe, und sogleich mit jemanden sprechen soll, weiß ich die bekanntesten Dinge nicht zu nennen, und verwechsele eins mit dem andern. Jn Gesellschaften wo mehrere Personen zugleich mit einander sprechen, rede ich wenig oder gar nicht. Denn das Gespraͤch anderer, macht mich im Reden so irre, daß ich ganz unschickliche Worte sage, die keinen Verstand geben. Ein paarmal ward ich dadurch, beim Abschiednehmen so irre gemacht, daß ich die gewoͤhnlichsten Ausdruͤcke nicht zu gebrauchen wußte, mich daruͤber aͤrgerte, und mich doch immer noch abgeschmackter ausdruͤckte, bis ich es fuͤr das rathsamste hielt, fortzugehen, und es der Gesellschaft zu uͤberlassen, ob sie uͤber meine Einfalt lachen wollte, oder nicht. Bei mir sind das Folgen eines nicht so wohl durch Arbeit als vielmehr durch mancherlei Sorgen und oft lange anhaltende Schlaflosigkeit, geschwaͤchten Kopfs. Vielleicht wird diese Schwaͤche, nach und nach durch die Ruhe gemindert, die ich itzt in beider Betrachtung genieße.
Mein Mann der, wie bekannt ist, sehr mit dem Kopfe gearbeitet hatte, und viele Sprachen wußte, mengte diese, in seiner letztern Schwachheit, oft alle unter einander. Oder vielmehr, er
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