Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Ernestine Christiane Reiske.
Ernestine Christiane Reiske. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0038" n="38"/><lb/> setzte Worte aus allen zusammen, und es war doch nicht eins dabei welches das ausdruͤckte, was er eigentlich sagen wollte. Oft sagte er auch ein einziges deutsches Wort wohl zwanzig und mehrere male, oder eine Menge unzusammenhaͤngender deutscher Worte, ohne das finden zu koͤnnen, das er noͤthig hatte. Alsdann sagte er aͤngstlich: Kann nicht! Woraus man sahe, daß er wohl bei Verstande war, und was er sagte, hoͤrte. Weil ich aber seine Jdeen alle kannte, und seine Beduͤrfniße wußte, so war ich immer so gluͤcklich, errathen zu koͤnnen, was er sagen wollte; wofuͤr er mir seine Erkenntlichkeit auf die zaͤrtlichste Weise zu erkennen gab. </p> <closer> <signed> <hi rendition="#right"> <persName ref="#ref0064"><note type="editorial">Reiske, Ernestine Christiane</note>Ernestine Christiane Reiske.</persName> </hi> </signed> </closer><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0038]
setzte Worte aus allen zusammen, und es war doch nicht eins dabei welches das ausdruͤckte, was er eigentlich sagen wollte. Oft sagte er auch ein einziges deutsches Wort wohl zwanzig und mehrere male, oder eine Menge unzusammenhaͤngender deutscher Worte, ohne das finden zu koͤnnen, das er noͤthig hatte. Alsdann sagte er aͤngstlich: Kann nicht! Woraus man sahe, daß er wohl bei Verstande war, und was er sagte, hoͤrte. Weil ich aber seine Jdeen alle kannte, und seine Beduͤrfniße wußte, so war ich immer so gluͤcklich, errathen zu koͤnnen, was er sagen wollte; wofuͤr er mir seine Erkenntlichkeit auf die zaͤrtlichste Weise zu erkennen gab.
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