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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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wir in unsrer Kindheit eher zu denken angefangen haben sollten, als bis wir die äußern Formen der Dinge und ihre Verhältnisse so wohl gegen einander, als auch insbesondere ihre Beziehungen auf uns, zu unterscheiden und auszudrücken gelernt hatten. -- Auch sind würklich die Eindrücke, welche wir in unsrer frühen Kindheit von irgend einem auffallenden sichtbaren Gegenstande erhielten, diejenigen, der wir uns noch am leichtesten aus der ersten Epoche unseres Denkens erinnern können; da wir hingegen die Eindrücke der andern Sinne schon längst vergessen haben. Der erste geharnischte Reuter, das erste ausländische Thier, das wir zu sehen bekommen, wird uns immer noch deutlich vor den Augen schweben; aber wir werden es lange vergessen haben, was wir dabei dachten, und was uns andere damals darüber sagten. Wir wissen es nicht mehr, unter welchen Umständen wir die meisten Eindrücke des Auges in unsrer ersten Kindheit bekommen haben, und mit welchen Jdeen sie sich damals verbanden; -- aber wir würden gewiß finden, wenn wir den ganzen Vorrath unsrer nach und nach erlangten Begriffe überhaupt so zergliedern könnten, daß wir die ersten Anfänge derselben, und ihre Beziehungen auf die Entwickelungen der andern Sinnesbegriffe anzugeben im Stande wären, daß, sag ich, wir die meisten durch das Organ des Gesichts erhalten haben müssen, und daß durch eine unendlich oft wie-


wir in unsrer Kindheit eher zu denken angefangen haben sollten, als bis wir die aͤußern Formen der Dinge und ihre Verhaͤltnisse so wohl gegen einander, als auch insbesondere ihre Beziehungen auf uns, zu unterscheiden und auszudruͤcken gelernt hatten. — Auch sind wuͤrklich die Eindruͤcke, welche wir in unsrer fruͤhen Kindheit von irgend einem auffallenden sichtbaren Gegenstande erhielten, diejenigen, der wir uns noch am leichtesten aus der ersten Epoche unseres Denkens erinnern koͤnnen; da wir hingegen die Eindruͤcke der andern Sinne schon laͤngst vergessen haben. Der erste geharnischte Reuter, das erste auslaͤndische Thier, das wir zu sehen bekommen, wird uns immer noch deutlich vor den Augen schweben; aber wir werden es lange vergessen haben, was wir dabei dachten, und was uns andere damals daruͤber sagten. Wir wissen es nicht mehr, unter welchen Umstaͤnden wir die meisten Eindruͤcke des Auges in unsrer ersten Kindheit bekommen haben, und mit welchen Jdeen sie sich damals verbanden; — aber wir wuͤrden gewiß finden, wenn wir den ganzen Vorrath unsrer nach und nach erlangten Begriffe uͤberhaupt so zergliedern koͤnnten, daß wir die ersten Anfaͤnge derselben, und ihre Beziehungen auf die Entwickelungen der andern Sinnesbegriffe anzugeben im Stande waͤren, daß, sag ich, wir die meisten durch das Organ des Gesichts erhalten haben muͤssen, und daß durch eine unendlich oft wie-

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[49/0049] wir in unsrer Kindheit eher zu denken angefangen haben sollten, als bis wir die aͤußern Formen der Dinge und ihre Verhaͤltnisse so wohl gegen einander, als auch insbesondere ihre Beziehungen auf uns, zu unterscheiden und auszudruͤcken gelernt hatten. — Auch sind wuͤrklich die Eindruͤcke, welche wir in unsrer fruͤhen Kindheit von irgend einem auffallenden sichtbaren Gegenstande erhielten, diejenigen, der wir uns noch am leichtesten aus der ersten Epoche unseres Denkens erinnern koͤnnen; da wir hingegen die Eindruͤcke der andern Sinne schon laͤngst vergessen haben. Der erste geharnischte Reuter, das erste auslaͤndische Thier, das wir zu sehen bekommen, wird uns immer noch deutlich vor den Augen schweben; aber wir werden es lange vergessen haben, was wir dabei dachten, und was uns andere damals daruͤber sagten. Wir wissen es nicht mehr, unter welchen Umstaͤnden wir die meisten Eindruͤcke des Auges in unsrer ersten Kindheit bekommen haben, und mit welchen Jdeen sie sich damals verbanden; — aber wir wuͤrden gewiß finden, wenn wir den ganzen Vorrath unsrer nach und nach erlangten Begriffe uͤberhaupt so zergliedern koͤnnten, daß wir die ersten Anfaͤnge derselben, und ihre Beziehungen auf die Entwickelungen der andern Sinnesbegriffe anzugeben im Stande waͤren, daß, sag ich, wir die meisten durch das Organ des Gesichts erhalten haben muͤssen, und daß durch eine unendlich oft wie-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/49>, abgerufen am 21.11.2024.