Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.Nun kam sie herbei die Nacht, und ein Zufall verhinderte die Ausführung des ganzen Projektes. Mein Bruder hatte das, was er zusammenpackte, hinter eine Bude in das Kelterhaus gesteckt; gegen Abend kam der Eigenthümer des Hauses aus irgend einer Ursache hieher, und entdeckte zuletzt den Bündel; Sogleich zeigt er's meinen Aeltern an, diese den Aeltern seines Gesellschafters, und so wurden an demselben Abend alle ihre wonnereichen Aussichten untergraben, ihre Freuden und Hoffnungen zernichtet. Nachher kam ihnen der Gedanke nicht wieder; denn man nahm ihnen ihre erbaulichen Bücher, und folglich verlöschte das Feuer, da es an Nahrung mangelte. Nur ein und eine halbe Stunde weit bewohnte auch ein Waldbruder einen mit Wildniß bedeckten Berg bei H...ch; dieser Umstand mochte auch noch viel zur Bestättigung ihres Entschlusses beigetragen haben. Sie wollten erst zu dem gehen, um sich von ihm wegen der gewählten Lebensart berichtigen, und näher belehren lassen; dann über Berg und Thal, über Wald und Heiden ihre Wallfahrt bis zu einem für ihren Aufenthalt bequemen Ort fortsetzen. -- Uebrigens sieht man aus diesem jugendlichen Fragmente, wie das Kind so alles sinnlichen empfänglich ist, wie seine Anlagen in Hinsicht auf ihre entwickelte Richtung durch jeden der Einbildungs- Nun kam sie herbei die Nacht, und ein Zufall verhinderte die Ausfuͤhrung des ganzen Projektes. Mein Bruder hatte das, was er zusammenpackte, hinter eine Bude in das Kelterhaus gesteckt; gegen Abend kam der Eigenthuͤmer des Hauses aus irgend einer Ursache hieher, und entdeckte zuletzt den Buͤndel; Sogleich zeigt er's meinen Aeltern an, diese den Aeltern seines Gesellschafters, und so wurden an demselben Abend alle ihre wonnereichen Aussichten untergraben, ihre Freuden und Hoffnungen zernichtet. Nachher kam ihnen der Gedanke nicht wieder; denn man nahm ihnen ihre erbaulichen Buͤcher, und folglich verloͤschte das Feuer, da es an Nahrung mangelte. Nur ein und eine halbe Stunde weit bewohnte auch ein Waldbruder einen mit Wildniß bedeckten Berg bei H...ch; dieser Umstand mochte auch noch viel zur Bestaͤttigung ihres Entschlusses beigetragen haben. Sie wollten erst zu dem gehen, um sich von ihm wegen der gewaͤhlten Lebensart berichtigen, und naͤher belehren lassen; dann uͤber Berg und Thal, uͤber Wald und Heiden ihre Wallfahrt bis zu einem fuͤr ihren Aufenthalt bequemen Ort fortsetzen. — Uebrigens sieht man aus diesem jugendlichen Fragmente, wie das Kind so alles sinnlichen empfaͤnglich ist, wie seine Anlagen in Hinsicht auf ihre entwickelte Richtung durch jeden der Einbildungs- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0119" n="117"/><lb/> <p>Nun kam sie herbei die Nacht, und ein Zufall verhinderte die Ausfuͤhrung des ganzen Projektes. </p> <p>Mein Bruder hatte das, was er zusammenpackte, hinter eine Bude in das Kelterhaus gesteckt; gegen Abend kam der Eigenthuͤmer des Hauses aus irgend einer Ursache hieher, und entdeckte zuletzt den Buͤndel; Sogleich zeigt er's meinen Aeltern an, diese den Aeltern seines Gesellschafters, und so wurden an demselben Abend alle ihre wonnereichen Aussichten untergraben, ihre Freuden und Hoffnungen zernichtet. </p> <p>Nachher kam ihnen der Gedanke nicht wieder; denn man nahm ihnen ihre erbaulichen Buͤcher, und folglich verloͤschte das Feuer, da es an Nahrung mangelte. </p> <p>Nur ein und eine halbe Stunde weit bewohnte auch ein Waldbruder einen mit Wildniß bedeckten Berg bei H...ch; dieser Umstand mochte auch noch viel zur Bestaͤttigung ihres Entschlusses beigetragen haben. </p> <p>Sie wollten erst zu dem gehen, um sich von ihm wegen der gewaͤhlten Lebensart berichtigen, und naͤher belehren lassen; dann uͤber Berg und Thal, uͤber Wald und Heiden ihre Wallfahrt bis zu einem fuͤr ihren Aufenthalt bequemen Ort fortsetzen. — </p> <p>Uebrigens sieht man aus diesem jugendlichen Fragmente, wie das Kind so alles sinnlichen empfaͤnglich ist, wie seine Anlagen in Hinsicht auf ihre entwickelte Richtung durch jeden der Einbildungs-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0119]
Nun kam sie herbei die Nacht, und ein Zufall verhinderte die Ausfuͤhrung des ganzen Projektes.
Mein Bruder hatte das, was er zusammenpackte, hinter eine Bude in das Kelterhaus gesteckt; gegen Abend kam der Eigenthuͤmer des Hauses aus irgend einer Ursache hieher, und entdeckte zuletzt den Buͤndel; Sogleich zeigt er's meinen Aeltern an, diese den Aeltern seines Gesellschafters, und so wurden an demselben Abend alle ihre wonnereichen Aussichten untergraben, ihre Freuden und Hoffnungen zernichtet.
Nachher kam ihnen der Gedanke nicht wieder; denn man nahm ihnen ihre erbaulichen Buͤcher, und folglich verloͤschte das Feuer, da es an Nahrung mangelte.
Nur ein und eine halbe Stunde weit bewohnte auch ein Waldbruder einen mit Wildniß bedeckten Berg bei H...ch; dieser Umstand mochte auch noch viel zur Bestaͤttigung ihres Entschlusses beigetragen haben.
Sie wollten erst zu dem gehen, um sich von ihm wegen der gewaͤhlten Lebensart berichtigen, und naͤher belehren lassen; dann uͤber Berg und Thal, uͤber Wald und Heiden ihre Wallfahrt bis zu einem fuͤr ihren Aufenthalt bequemen Ort fortsetzen. —
Uebrigens sieht man aus diesem jugendlichen Fragmente, wie das Kind so alles sinnlichen empfaͤnglich ist, wie seine Anlagen in Hinsicht auf ihre entwickelte Richtung durch jeden der Einbildungs-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/119>, abgerufen am 16.02.2025. |