Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.Noch leere Schiffe, der am Mastbaume klatternde Booze, noch andere um ihn beschäftigte Schiffer; die dahin wallende Fluthen des Rheines, die durch den Wasserfall genährte gegenüberstehende Jnsel; die schauervolle hie und da von einem Hofe unterbrochene Aussicht; das graue, halbdunkle der sich endigenden Dämmerung; dann meine zwei kleinen stillen Begleiter. -- Dieses alles mit vorerwähnten Gefühlen leitete mich zur entscheidenden Einrichtung und Einschränkung meiner Geschäfte und meiner Aussichten in das Künftige; brachte mich zur Bestimmung der Anzahl und der Auswahl der Gegenstände meiner Arbeiten; flößte so meiner Seele Beruhigung ein, die den tröstlichsten Ausgang und die schmeichelhaftesten Folgen meinen Augen darlegte; erregte Begierden, aber auch schnellen Entschluß zur Ausführung oder Stillung derselben. So waren sie gleich befriedigt, und ich hatte den vergnügtesten Abend; denn so still und ruhig alles um mich herum war, so war es auch in meiner Seele. Alles ging mit so vieler Gleichheit, Deutlichkeit und Geläufigkeit vor, daß keine Leidenschaft eine andere störte, keine das Maas überschritt und Empörung im innern verursachte, mich des glücklichen Zustandes, indem ich mich befand, entriße, und Verworrenheit oder Unzufriedenheit in meine Züge brachte. Noch leere Schiffe, der am Mastbaume klatternde Booze, noch andere um ihn beschaͤftigte Schiffer; die dahin wallende Fluthen des Rheines, die durch den Wasserfall genaͤhrte gegenuͤberstehende Jnsel; die schauervolle hie und da von einem Hofe unterbrochene Aussicht; das graue, halbdunkle der sich endigenden Daͤmmerung; dann meine zwei kleinen stillen Begleiter. — Dieses alles mit vorerwaͤhnten Gefuͤhlen leitete mich zur entscheidenden Einrichtung und Einschraͤnkung meiner Geschaͤfte und meiner Aussichten in das Kuͤnftige; brachte mich zur Bestimmung der Anzahl und der Auswahl der Gegenstaͤnde meiner Arbeiten; floͤßte so meiner Seele Beruhigung ein, die den troͤstlichsten Ausgang und die schmeichelhaftesten Folgen meinen Augen darlegte; erregte Begierden, aber auch schnellen Entschluß zur Ausfuͤhrung oder Stillung derselben. So waren sie gleich befriedigt, und ich hatte den vergnuͤgtesten Abend; denn so still und ruhig alles um mich herum war, so war es auch in meiner Seele. Alles ging mit so vieler Gleichheit, Deutlichkeit und Gelaͤufigkeit vor, daß keine Leidenschaft eine andere stoͤrte, keine das Maas uͤberschritt und Empoͤrung im innern verursachte, mich des gluͤcklichen Zustandes, indem ich mich befand, entriße, und Verworrenheit oder Unzufriedenheit in meine Zuͤge brachte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0121" n="119"/><lb/> <p>Noch leere Schiffe, der am Mastbaume klatternde Booze, noch andere um ihn beschaͤftigte Schiffer; die dahin wallende Fluthen des Rheines, die durch den Wasserfall genaͤhrte gegenuͤberstehende Jnsel; die schauervolle hie und da von einem Hofe unterbrochene Aussicht; das graue, halbdunkle der sich endigenden Daͤmmerung; dann meine zwei kleinen stillen Begleiter. — </p> <p>Dieses alles mit vorerwaͤhnten Gefuͤhlen leitete mich zur entscheidenden Einrichtung und Einschraͤnkung meiner Geschaͤfte und meiner Aussichten in das Kuͤnftige; brachte mich zur Bestimmung der Anzahl und der Auswahl der Gegenstaͤnde meiner Arbeiten; floͤßte so meiner Seele Beruhigung ein, die den troͤstlichsten Ausgang und die schmeichelhaftesten Folgen meinen Augen darlegte; erregte Begierden, aber auch schnellen Entschluß zur Ausfuͤhrung oder Stillung derselben. </p> <p>So waren sie gleich befriedigt, und ich hatte den vergnuͤgtesten Abend; denn so still und ruhig alles um mich herum war, so war es auch in meiner Seele. Alles ging mit so vieler Gleichheit, Deutlichkeit und Gelaͤufigkeit vor, daß keine Leidenschaft eine andere stoͤrte, keine das Maas uͤberschritt und Empoͤrung im innern verursachte, mich des gluͤcklichen Zustandes, indem ich mich befand, entriße, und Verworrenheit oder Unzufriedenheit in meine Zuͤge brachte. </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0121]
Noch leere Schiffe, der am Mastbaume klatternde Booze, noch andere um ihn beschaͤftigte Schiffer; die dahin wallende Fluthen des Rheines, die durch den Wasserfall genaͤhrte gegenuͤberstehende Jnsel; die schauervolle hie und da von einem Hofe unterbrochene Aussicht; das graue, halbdunkle der sich endigenden Daͤmmerung; dann meine zwei kleinen stillen Begleiter. —
Dieses alles mit vorerwaͤhnten Gefuͤhlen leitete mich zur entscheidenden Einrichtung und Einschraͤnkung meiner Geschaͤfte und meiner Aussichten in das Kuͤnftige; brachte mich zur Bestimmung der Anzahl und der Auswahl der Gegenstaͤnde meiner Arbeiten; floͤßte so meiner Seele Beruhigung ein, die den troͤstlichsten Ausgang und die schmeichelhaftesten Folgen meinen Augen darlegte; erregte Begierden, aber auch schnellen Entschluß zur Ausfuͤhrung oder Stillung derselben.
So waren sie gleich befriedigt, und ich hatte den vergnuͤgtesten Abend; denn so still und ruhig alles um mich herum war, so war es auch in meiner Seele. Alles ging mit so vieler Gleichheit, Deutlichkeit und Gelaͤufigkeit vor, daß keine Leidenschaft eine andere stoͤrte, keine das Maas uͤberschritt und Empoͤrung im innern verursachte, mich des gluͤcklichen Zustandes, indem ich mich befand, entriße, und Verworrenheit oder Unzufriedenheit in meine Zuͤge brachte.
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