Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.
Einer der merkwürdigsten Beiträge zu dem Kapitel vom Lebensüberdrusse ist der eigne Aufsatz eines Selbstmörders unmittelbar vor der That niedergeschrieben, welcher ebenfalls im dritten Stück des ersten Bandes pag. 32 steht. Der Hofgerichtsassistenzrath Clooß, von dem sich dieser Aufsatz herschreibt, ist ein merkwürdiges Beispiel des Lebensüberdrusses nicht aus Eitelkeit, sondern aus Stolz.
Einer der merkwuͤrdigsten Beitraͤge zu dem Kapitel vom Lebensuͤberdrusse ist der eigne Aufsatz eines Selbstmoͤrders unmittelbar vor der That niedergeschrieben, welcher ebenfalls im dritten Stuͤck des ersten Bandes pag. 32 steht. Der Hofgerichtsassistenzrath Clooß, von dem sich dieser Aufsatz herschreibt, ist ein merkwuͤrdiges Beispiel des Lebensuͤberdrusses nicht aus Eitelkeit, sondern aus Stolz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0029" n="27"/><lb/> Die Herrnhuterin, von der hier die Rede ist, muß sich nicht solche Gewissensscrupel, wie Daniel Voͤlkner, in Ansehung des Selbstmordes gemacht haben. — Sie waͤhlte, um <hi rendition="#b">heimzugehen,</hi> den 17ten May; ein Tag, der ein großer Festtag bei der Bruͤdergemeine ist — und hatte sich mit einem Messer eine große Oefnung in die Seite des Unterleibes gemacht, wahrscheinlich um die <hi rendition="#b">Seitenwunde</hi> des Heilands nachzuahmen; denn kurz vorher hatte sie immer die Worte von sich hoͤren lassen: <hi rendition="#b">Jn deine Wunden mein Heiland, Ja ? — Ja!</hi> das letztere <hi rendition="#b">ja</hi> war dann die Antwort des Heilandes gewesen, mit dem sie sich in den kindisch froͤmmelnden Ausdruͤcken der Herrnhuter auf die Art noch kurz vor ihrer That unterredete. — Da sie nun immer kraͤnklich und bettlaͤgerig war, so mußte ihr freilich dieß Leben, das sie sobald mit einem weit bessern, wovon ihre Phantasie erfuͤllt war, vertauschen konnte, sehr laͤstig werden. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Einer der merkwuͤrdigsten Beitraͤge zu dem Kapitel vom Lebensuͤberdrusse ist der eigne Aufsatz eines Selbstmoͤrders unmittelbar vor der That niedergeschrieben, welcher ebenfalls im dritten Stuͤck des ersten Bandes pag. 32 steht. </p> <p>Der <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0118"><note type="editorial">Clooß</note>Hofgerichtsassistenzrath Clooß,</persName></hi> von dem sich dieser Aufsatz herschreibt, ist ein merkwuͤrdiges Beispiel des Lebensuͤberdrusses <hi rendition="#b">nicht aus Eitelkeit, sondern aus Stolz.</hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0029]
Die Herrnhuterin, von der hier die Rede ist, muß sich nicht solche Gewissensscrupel, wie Daniel Voͤlkner, in Ansehung des Selbstmordes gemacht haben. — Sie waͤhlte, um heimzugehen, den 17ten May; ein Tag, der ein großer Festtag bei der Bruͤdergemeine ist — und hatte sich mit einem Messer eine große Oefnung in die Seite des Unterleibes gemacht, wahrscheinlich um die Seitenwunde des Heilands nachzuahmen; denn kurz vorher hatte sie immer die Worte von sich hoͤren lassen: Jn deine Wunden mein Heiland, Ja ? — Ja! das letztere ja war dann die Antwort des Heilandes gewesen, mit dem sie sich in den kindisch froͤmmelnden Ausdruͤcken der Herrnhuter auf die Art noch kurz vor ihrer That unterredete. — Da sie nun immer kraͤnklich und bettlaͤgerig war, so mußte ihr freilich dieß Leben, das sie sobald mit einem weit bessern, wovon ihre Phantasie erfuͤllt war, vertauschen konnte, sehr laͤstig werden.
Einer der merkwuͤrdigsten Beitraͤge zu dem Kapitel vom Lebensuͤberdrusse ist der eigne Aufsatz eines Selbstmoͤrders unmittelbar vor der That niedergeschrieben, welcher ebenfalls im dritten Stuͤck des ersten Bandes pag. 32 steht.
Der Hofgerichtsassistenzrath Clooß, von dem sich dieser Aufsatz herschreibt, ist ein merkwuͤrdiges Beispiel des Lebensuͤberdrusses nicht aus Eitelkeit, sondern aus Stolz.
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