Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.Seine Geschichte kontrastirt daher auf eine sehr edle Art gegen die Geschichte des Jnspektor Drieß. Eine Schwäche im Denken, die ihn unfähig machte, seinem Amte gehörig vorzustehen, und deren er sich selbst mehr als zu sehr bewußt war; die Furcht, daß diese immer zunehmende Schwäche ihn dareinst gänzlich unbrauchbar machen, und er dadurch der Welt und seiner Familie zur Last werden würde, war die Ursach daß er mit aller Kraft des Nachdenkens und der Ueberlegung, den Entschluß faßte, seinem Leben ein Ende zu machen. -- Die vortrefflichen Reflexionen des Herrn Regierungsrath Glave, über diesen Vorfall, erschöpfen den Gegenstand so vollkommen, daß ich nichts mehr hinzufügen darf. -- Nicht leicht aber wird man Stolz und Eitelkeit auffallender gegeneinander kontrastirt finden, als wenn man die Beispiele dieser beiden Selbstmörder des Assistenzrath Clooß und des Jnspektor Drieß zusammenhält. Jm ersten Stück des zweiten Bandes pag. 13 findet sich wieder ein neues Beispiel von einem Kindermörder aus Lebensüberdruß. Man sieht diejenigen, welche aus Furcht vor der Sünde des Selbstmords, und vor den Verlust der Seeligkeit, der darauf steht, nicht dazu schreiten, und doch ihres Lebens loß seyn wollen, werden gemeiniglich Kindermörder. Davon finde ich hier nun schon das dritte oder vierte Beispiel. Seine Geschichte kontrastirt daher auf eine sehr edle Art gegen die Geschichte des Jnspektor Drieß. Eine Schwaͤche im Denken, die ihn unfaͤhig machte, seinem Amte gehoͤrig vorzustehen, und deren er sich selbst mehr als zu sehr bewußt war; die Furcht, daß diese immer zunehmende Schwaͤche ihn dareinst gaͤnzlich unbrauchbar machen, und er dadurch der Welt und seiner Familie zur Last werden wuͤrde, war die Ursach daß er mit aller Kraft des Nachdenkens und der Ueberlegung, den Entschluß faßte, seinem Leben ein Ende zu machen. — Die vortrefflichen Reflexionen des Herrn Regierungsrath Glave, uͤber diesen Vorfall, erschoͤpfen den Gegenstand so vollkommen, daß ich nichts mehr hinzufuͤgen darf. — Nicht leicht aber wird man Stolz und Eitelkeit auffallender gegeneinander kontrastirt finden, als wenn man die Beispiele dieser beiden Selbstmoͤrder des Assistenzrath Clooß und des Jnspektor Drieß zusammenhaͤlt. Jm ersten Stuͤck des zweiten Bandes pag. 13 findet sich wieder ein neues Beispiel von einem Kindermoͤrder aus Lebensuͤberdruß. Man sieht diejenigen, welche aus Furcht vor der Suͤnde des Selbstmords, und vor den Verlust der Seeligkeit, der darauf steht, nicht dazu schreiten, und doch ihres Lebens loß seyn wollen, werden gemeiniglich Kindermoͤrder. Davon finde ich hier nun schon das dritte oder vierte Beispiel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0030" n="28"/><lb/> <p>Seine Geschichte kontrastirt daher auf eine sehr edle Art gegen die Geschichte des <hi rendition="#b">Jnspektor Drieß.</hi> Eine Schwaͤche im Denken, die ihn unfaͤhig machte, seinem Amte gehoͤrig vorzustehen, und deren er sich selbst mehr als zu sehr bewußt war; die Furcht, daß diese immer zunehmende Schwaͤche ihn dareinst gaͤnzlich unbrauchbar machen, und er dadurch der Welt und seiner Familie zur <hi rendition="#b">Last</hi> werden wuͤrde, war die Ursach daß er <hi rendition="#b">mit aller Kraft des Nachdenkens und der Ueberlegung,</hi> den Entschluß faßte, seinem Leben ein Ende zu machen. — </p> <p>Die vortrefflichen Reflexionen des <hi rendition="#b">Herrn Regierungsrath <persName ref="#ref0116"><note type="editorial">Glave, Carl George Gottfried</note>Glave,</persName></hi> uͤber diesen Vorfall, erschoͤpfen den Gegenstand so vollkommen, daß ich nichts mehr hinzufuͤgen darf. — Nicht leicht aber wird man <hi rendition="#b">Stolz</hi> und <hi rendition="#b">Eitelkeit</hi> auffallender gegeneinander kontrastirt finden, als wenn man die Beispiele dieser beiden Selbstmoͤrder des <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0118"><note type="editorial">Clooß</note>Assistenzrath Clooß</persName></hi> und des <hi rendition="#b">Jnspektor Drieß</hi> zusammenhaͤlt. </p> <p>Jm ersten Stuͤck des zweiten Bandes pag. 13 findet sich wieder ein neues Beispiel von einem Kindermoͤrder aus <hi rendition="#b">Lebensuͤberdruß.</hi> </p> <p>Man sieht diejenigen, welche aus Furcht vor der Suͤnde des Selbstmords, und vor den Verlust der Seeligkeit, der darauf steht, nicht dazu schreiten, und doch ihres Lebens loß seyn wollen, werden gemeiniglich Kindermoͤrder. Davon finde ich hier nun schon das dritte oder vierte Beispiel. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0030]
Seine Geschichte kontrastirt daher auf eine sehr edle Art gegen die Geschichte des Jnspektor Drieß. Eine Schwaͤche im Denken, die ihn unfaͤhig machte, seinem Amte gehoͤrig vorzustehen, und deren er sich selbst mehr als zu sehr bewußt war; die Furcht, daß diese immer zunehmende Schwaͤche ihn dareinst gaͤnzlich unbrauchbar machen, und er dadurch der Welt und seiner Familie zur Last werden wuͤrde, war die Ursach daß er mit aller Kraft des Nachdenkens und der Ueberlegung, den Entschluß faßte, seinem Leben ein Ende zu machen. —
Die vortrefflichen Reflexionen des Herrn Regierungsrath Glave, uͤber diesen Vorfall, erschoͤpfen den Gegenstand so vollkommen, daß ich nichts mehr hinzufuͤgen darf. — Nicht leicht aber wird man Stolz und Eitelkeit auffallender gegeneinander kontrastirt finden, als wenn man die Beispiele dieser beiden Selbstmoͤrder des Assistenzrath Clooß und des Jnspektor Drieß zusammenhaͤlt.
Jm ersten Stuͤck des zweiten Bandes pag. 13 findet sich wieder ein neues Beispiel von einem Kindermoͤrder aus Lebensuͤberdruß.
Man sieht diejenigen, welche aus Furcht vor der Suͤnde des Selbstmords, und vor den Verlust der Seeligkeit, der darauf steht, nicht dazu schreiten, und doch ihres Lebens loß seyn wollen, werden gemeiniglich Kindermoͤrder. Davon finde ich hier nun schon das dritte oder vierte Beispiel.
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