Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.
Die erste ist folgende. Schack saß einst des Mittags schräg seinem Vater gegenüber bei Tische. Es wurde eine Suppe aufgetragen, die Schack sehr gern aß, und von welcher er durchaus zuerst seine Portion haben wollte. Allein sein vernünftiger Vater hatte sichs ein für allemahl zum strengsten Gesetz gemacht, seine Kinder nie durch eine zu pünktliche Erfüllung ihrer Wünsche zu verwöhnen,
Die erste ist folgende. Schack saß einst des Mittags schraͤg seinem Vater gegenuͤber bei Tische. Es wurde eine Suppe aufgetragen, die Schack sehr gern aß, und von welcher er durchaus zuerst seine Portion haben wollte. Allein sein vernuͤnftiger Vater hatte sichs ein fuͤr allemahl zum strengsten Gesetz gemacht, seine Kinder nie durch eine zu puͤnktliche Erfuͤllung ihrer Wuͤnsche zu verwoͤhnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0106" n="106"/><lb/> hen zwar deutlich seyn mochten; nachher aber durch eine Menge neuer und lebhafterer Jdeen gleichsam nach und nach in den Hintergrund der Seele geschoben wurden, aus welchem sie bisweilen mit einer schuͤchternen Schnelligkeit hervorkommen, unser Gehirn durchkreuzen, und wieder verschwinden. Merkwuͤrdig bleibt es immer, daß diese verloschenen Jdeen, die wir in der fruͤhesten Kindheit bekommen hatten, oft im spaͤten Alter mit einer Deutlichkeit wieder im Vorgrunde der Seele erscheinen, als ob sie erst ganz neuerlich entstanden waͤren, und eine Menge wirklich neuerer Vorstellungen gaͤnzlich verdunkeln koͤnnen. — Es giebt viele Leute, die sich aus ihrer spaͤtern Jugend weniger, oft gar keine Begebenheiten erinnern koͤnnen; ob sie gleich die, aus den allerersten Jahren ihrer Kindheit mit einer vollkommenen Deutlichkeit behalten haben, deren ich ein Paar aus dem Gedaͤchtnisse Schacks mittheilen will, weil sie allerdings mit zur psychologischen Geschichte seines Romans gehoͤren. — </p> <p>Die erste ist folgende. Schack saß einst des Mittags schraͤg seinem Vater gegenuͤber bei Tische. Es wurde eine Suppe aufgetragen, die Schack sehr gern aß, und von welcher er durchaus zuerst seine Portion haben wollte. Allein sein vernuͤnftiger Vater hatte sichs ein fuͤr allemahl zum strengsten Gesetz gemacht, seine Kinder nie durch eine zu puͤnktliche Erfuͤllung ihrer Wuͤnsche zu verwoͤhnen,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0106]
hen zwar deutlich seyn mochten; nachher aber durch eine Menge neuer und lebhafterer Jdeen gleichsam nach und nach in den Hintergrund der Seele geschoben wurden, aus welchem sie bisweilen mit einer schuͤchternen Schnelligkeit hervorkommen, unser Gehirn durchkreuzen, und wieder verschwinden. Merkwuͤrdig bleibt es immer, daß diese verloschenen Jdeen, die wir in der fruͤhesten Kindheit bekommen hatten, oft im spaͤten Alter mit einer Deutlichkeit wieder im Vorgrunde der Seele erscheinen, als ob sie erst ganz neuerlich entstanden waͤren, und eine Menge wirklich neuerer Vorstellungen gaͤnzlich verdunkeln koͤnnen. — Es giebt viele Leute, die sich aus ihrer spaͤtern Jugend weniger, oft gar keine Begebenheiten erinnern koͤnnen; ob sie gleich die, aus den allerersten Jahren ihrer Kindheit mit einer vollkommenen Deutlichkeit behalten haben, deren ich ein Paar aus dem Gedaͤchtnisse Schacks mittheilen will, weil sie allerdings mit zur psychologischen Geschichte seines Romans gehoͤren. —
Die erste ist folgende. Schack saß einst des Mittags schraͤg seinem Vater gegenuͤber bei Tische. Es wurde eine Suppe aufgetragen, die Schack sehr gern aß, und von welcher er durchaus zuerst seine Portion haben wollte. Allein sein vernuͤnftiger Vater hatte sichs ein fuͤr allemahl zum strengsten Gesetz gemacht, seine Kinder nie durch eine zu puͤnktliche Erfuͤllung ihrer Wuͤnsche zu verwoͤhnen,
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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