Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.
Fr. Ant. Wallroth. 2. Sonderbarer Eindruck einer Liebeserklärung auf das Herz eines jungen Frauenzimmers. Es gehen Veränderungen in der menschlichen Seele vor, die keine Philosophie aufzuklären vermag. Dahin gehören vornehmlich alle schnelle und unwillkührliche Uebergänge unserer Empfindungen in grade entgegengesetzte. Manche Menschen können in einem Augenblicke lachen und weinen; andere empfinden mitten in den stärksten Aufwallungen ihrer Freude über das Glück ihrer Nebenmenschen, oft selbst derer, die sie herzlich lieben, einen innerlichen Neid, dem sie nicht wider-
Fr. Ant. Wallroth. 2. Sonderbarer Eindruck einer Liebeserklaͤrung auf das Herz eines jungen Frauenzimmers. Es gehen Veraͤnderungen in der menschlichen Seele vor, die keine Philosophie aufzuklaͤren vermag. Dahin gehoͤren vornehmlich alle schnelle und unwillkuͤhrliche Uebergaͤnge unserer Empfindungen in grade entgegengesetzte. Manche Menschen koͤnnen in einem Augenblicke lachen und weinen; andere empfinden mitten in den staͤrksten Aufwallungen ihrer Freude uͤber das Gluͤck ihrer Nebenmenschen, oft selbst derer, die sie herzlich lieben, einen innerlichen Neid, dem sie nicht wider- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0057" n="57"/><lb/> er bei jeder Beerdigung, die bei Tage geschah, zugegen war und dem Todtengraͤber beim Einscharren getreue Dienste leistete, indem er jedem Verstorbenen die letzte Ehre dadurch bezeugete, doch zum wenigsten eine Schaufel voll Erde auf seinen Sarg hinabzuwerfen — vielleicht in dem Gedanken, selbst recht lange von dem Knochenmanne verschont zu werden, wenn er so viele Entseelte dem Schooße der muͤtterlichen Erde anvertrauen huͤlfe. </p> <closer> <signed> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0004"><note type="editorial">Wallroth, Friedrich Heinrich Anton</note>Fr. Ant. Wallroth.</persName> </hi> </hi> </signed> </closer><lb/> </div> <div n="3"> <head>2. Sonderbarer Eindruck einer Liebeserklaͤrung auf das Herz eines jungen Frauenzimmers. </head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref2"><note type="editorial"/>Pockels, C. F.</persName> </bibl> </note> <p>Es gehen Veraͤnderungen in der menschlichen Seele vor, die keine Philosophie aufzuklaͤren vermag. Dahin gehoͤren vornehmlich alle schnelle und unwillkuͤhrliche Uebergaͤnge unserer Empfindungen in grade entgegengesetzte. Manche Menschen koͤnnen in einem Augenblicke lachen und weinen; andere empfinden mitten in den staͤrksten Aufwallungen ihrer Freude uͤber das Gluͤck ihrer Nebenmenschen, oft selbst derer, die sie herzlich lieben, einen innerlichen Neid, dem sie nicht wider-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0057]
er bei jeder Beerdigung, die bei Tage geschah, zugegen war und dem Todtengraͤber beim Einscharren getreue Dienste leistete, indem er jedem Verstorbenen die letzte Ehre dadurch bezeugete, doch zum wenigsten eine Schaufel voll Erde auf seinen Sarg hinabzuwerfen — vielleicht in dem Gedanken, selbst recht lange von dem Knochenmanne verschont zu werden, wenn er so viele Entseelte dem Schooße der muͤtterlichen Erde anvertrauen huͤlfe.
Fr. Ant. Wallroth.
2. Sonderbarer Eindruck einer Liebeserklaͤrung auf das Herz eines jungen Frauenzimmers.
Es gehen Veraͤnderungen in der menschlichen Seele vor, die keine Philosophie aufzuklaͤren vermag. Dahin gehoͤren vornehmlich alle schnelle und unwillkuͤhrliche Uebergaͤnge unserer Empfindungen in grade entgegengesetzte. Manche Menschen koͤnnen in einem Augenblicke lachen und weinen; andere empfinden mitten in den staͤrksten Aufwallungen ihrer Freude uͤber das Gluͤck ihrer Nebenmenschen, oft selbst derer, die sie herzlich lieben, einen innerlichen Neid, dem sie nicht wider-
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