Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
Voll Mitleiden und Menschenliebe versprach ich, meine Sorgfalt zu Heilung desselben, nach bestem Wissen und Gewissen, anzuwenden; ich machte aber zu einer ausdrücklichen Bedingung: daß, währender Zeit ich ihm Verordnungen gäbe, die Eltern alle diese nicht nur genau befolgen, sondern auch noch überdem keine andre Mittel darneben gebrauchen müßten; sie mögten Nahmen haben wie, und von wem sie wollten. Hierauf sagte
Voll Mitleiden und Menschenliebe versprach ich, meine Sorgfalt zu Heilung desselben, nach bestem Wissen und Gewissen, anzuwenden; ich machte aber zu einer ausdruͤcklichen Bedingung: daß, waͤhrender Zeit ich ihm Verordnungen gaͤbe, die Eltern alle diese nicht nur genau befolgen, sondern auch noch uͤberdem keine andre Mittel darneben gebrauchen muͤßten; sie moͤgten Nahmen haben wie, und von wem sie wollten. Hierauf sagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0030" n="30"/><lb/> war es mir unmoͤglich, ihn genau zu beobachten; sondern ich merkte nur soviel, daß er etwas voll schlug. Endlich fing sie mit dem Kopf und Halse immer mehr zu drehen an; murmelte ganz unverstaͤndliche Worte; kam auch mit Haͤnden und Fuͤssen in mehrere, theils zitternde Bewegungen: daher schlossen die Eltern, daß sie nun bald ihre fuͤrchterliche Zufaͤlle wieder bekommen wuͤrde. Sie baten mich gar sehr, ihnen doch Rath fuͤr dieses ihr elendes Kind zu ertheilen, und mich erbarmen zu lassen, ihm zu helfen, <choice><corr>woran</corr><sic>waran</sic></choice> sie gar nicht zweifelten, daß ich es koͤnnte, wenn ich nur wollte. Jhre Bemuͤhung, um Huͤlfe fuͤr dasselbe, waͤre bisher, da sie aus den umliegenden Staͤdten schon genug Arzeneyen empfangen und dem Kinde eingegeben, ohne <choice><corr>daß</corr><sic>das</sic></choice> Linderung der Zufaͤlle und der Krankheit erfolget, ohne Wirkung gewesen; vielmehr haͤtte es sich verschlimmert: sie koͤnnten nun weiter nichts mehr thun, als dieses ihr elendes und verwirrtes Kind dem Schicksal und gewissen Tode uͤberlassen.</p> <p>Voll Mitleiden und Menschenliebe versprach ich, meine Sorgfalt zu Heilung desselben, nach bestem Wissen und Gewissen, anzuwenden; ich machte aber zu einer ausdruͤcklichen Bedingung: daß, waͤhrender Zeit ich ihm Verordnungen gaͤbe, die Eltern alle diese nicht nur genau befolgen, sondern auch noch uͤberdem keine andre Mittel darneben gebrauchen muͤßten; sie moͤgten Nahmen haben wie, und von wem sie wollten. Hierauf sagte<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0030]
war es mir unmoͤglich, ihn genau zu beobachten; sondern ich merkte nur soviel, daß er etwas voll schlug. Endlich fing sie mit dem Kopf und Halse immer mehr zu drehen an; murmelte ganz unverstaͤndliche Worte; kam auch mit Haͤnden und Fuͤssen in mehrere, theils zitternde Bewegungen: daher schlossen die Eltern, daß sie nun bald ihre fuͤrchterliche Zufaͤlle wieder bekommen wuͤrde. Sie baten mich gar sehr, ihnen doch Rath fuͤr dieses ihr elendes Kind zu ertheilen, und mich erbarmen zu lassen, ihm zu helfen, woran sie gar nicht zweifelten, daß ich es koͤnnte, wenn ich nur wollte. Jhre Bemuͤhung, um Huͤlfe fuͤr dasselbe, waͤre bisher, da sie aus den umliegenden Staͤdten schon genug Arzeneyen empfangen und dem Kinde eingegeben, ohne daß Linderung der Zufaͤlle und der Krankheit erfolget, ohne Wirkung gewesen; vielmehr haͤtte es sich verschlimmert: sie koͤnnten nun weiter nichts mehr thun, als dieses ihr elendes und verwirrtes Kind dem Schicksal und gewissen Tode uͤberlassen.
Voll Mitleiden und Menschenliebe versprach ich, meine Sorgfalt zu Heilung desselben, nach bestem Wissen und Gewissen, anzuwenden; ich machte aber zu einer ausdruͤcklichen Bedingung: daß, waͤhrender Zeit ich ihm Verordnungen gaͤbe, die Eltern alle diese nicht nur genau befolgen, sondern auch noch uͤberdem keine andre Mittel darneben gebrauchen muͤßten; sie moͤgten Nahmen haben wie, und von wem sie wollten. Hierauf sagte
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