Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Töchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es hätte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fürchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie hätte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. -- Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Mädchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstände der Kranken erzählet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Mühe, den Fuß der Kranken, der beständig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-
Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Toͤchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es haͤtte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fuͤrchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie haͤtte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. — Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Maͤdchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstaͤnde der Kranken erzaͤhlet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Muͤhe, den Fuß der Kranken, der bestaͤndig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0031" n="31"/><lb/> ich ihnen, daß, da ich den folgenden Morgen fruͤh um acht Uhr wieder durch ihr Dorf nach S.. reisen wuͤrde, wohin ich mir zur eigenen Aderoͤfnung einen Chirurgus von M.. bestellet haͤtte, sich die Mutter mit dem kranken Maͤdchen bereit halten moͤgte, mit mir dahin zu fahren, um ihr Kind zur Ader zu lassen. Sie gingen saͤmtlich wieder nach ihrer Wohnung; ich aber fuhr mit den Meinigen nach unserm Guthe zuruͤck.</p> <p>Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Toͤchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es haͤtte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fuͤrchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie haͤtte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. — Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Maͤdchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstaͤnde der Kranken erzaͤhlet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Muͤhe, den Fuß der Kranken, der bestaͤndig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0031]
ich ihnen, daß, da ich den folgenden Morgen fruͤh um acht Uhr wieder durch ihr Dorf nach S.. reisen wuͤrde, wohin ich mir zur eigenen Aderoͤfnung einen Chirurgus von M.. bestellet haͤtte, sich die Mutter mit dem kranken Maͤdchen bereit halten moͤgte, mit mir dahin zu fahren, um ihr Kind zur Ader zu lassen. Sie gingen saͤmtlich wieder nach ihrer Wohnung; ich aber fuhr mit den Meinigen nach unserm Guthe zuruͤck.
Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Toͤchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es haͤtte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fuͤrchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie haͤtte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. — Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Maͤdchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstaͤnde der Kranken erzaͤhlet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Muͤhe, den Fuß der Kranken, der bestaͤndig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-
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