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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

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Und man denke sich das Erstaunen, als **s hört: "Warum sind Sie nicht gestern gekommen? Jch habe eine noch größre Summe verliehen, und ich hätte sie Jhnen gern gegeben, wenn ich es eher gewußt hätte. Doch Sie sollen nicht ganz vergeblich Jhr Zutrauen in mich gesetzt haben. Sie brauchen jetzt Hülfe; derjenige aber, dem ich gestern ein Kapital ausgezahlt habe, hat es grade jetzt so nöthig nicht, und ich werde ihn zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch fehlende an der verlangten Summe geben kann." -- Dies geschah, und **s ward durch seinen Traum aus seiner Verlegenheit gerissen.

Dieser Mann, den ich **s nannte, lebt nicht mehr; indessen weiß ich doch nicht, ob es rathsam seyn sollte, seinen Namen zu nennen. Wenn ich ihn nennen wollte, so würden ihn tausend in Berlin als einen besonders rechtschaffnen und unverdächtigen Mann kennen. Und von ihm selbst, aus seinem Munde, hab' ich die Erzählung dieses Traums, der ihm selbst erst nach der Erfüllung desselben, aber auch so lange er lebte, merkwürdig war.*)

Seidel.


*) Der Herausgeber hat diesen Mann persönlich und genau gekannt.


Und man denke sich das Erstaunen, als **s hoͤrt: »Warum sind Sie nicht gestern gekommen? Jch habe eine noch groͤßre Summe verliehen, und ich haͤtte sie Jhnen gern gegeben, wenn ich es eher gewußt haͤtte. Doch Sie sollen nicht ganz vergeblich Jhr Zutrauen in mich gesetzt haben. Sie brauchen jetzt Huͤlfe; derjenige aber, dem ich gestern ein Kapital ausgezahlt habe, hat es grade jetzt so noͤthig nicht, und ich werde ihn zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch fehlende an der verlangten Summe geben kann.« — Dies geschah, und **s ward durch seinen Traum aus seiner Verlegenheit gerissen.

Dieser Mann, den ich **s nannte, lebt nicht mehr; indessen weiß ich doch nicht, ob es rathsam seyn sollte, seinen Namen zu nennen. Wenn ich ihn nennen wollte, so wuͤrden ihn tausend in Berlin als einen besonders rechtschaffnen und unverdaͤchtigen Mann kennen. Und von ihm selbst, aus seinem Munde, hab' ich die Erzaͤhlung dieses Traums, der ihm selbst erst nach der Erfuͤllung desselben, aber auch so lange er lebte, merkwuͤrdig war.*)

Seidel.


*) Der Herausgeber hat diesen Mann persoͤnlich und genau gekannt.
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[78/0078] Und man denke sich das Erstaunen, als **s hoͤrt: »Warum sind Sie nicht gestern gekommen? Jch habe eine noch groͤßre Summe verliehen, und ich haͤtte sie Jhnen gern gegeben, wenn ich es eher gewußt haͤtte. Doch Sie sollen nicht ganz vergeblich Jhr Zutrauen in mich gesetzt haben. Sie brauchen jetzt Huͤlfe; derjenige aber, dem ich gestern ein Kapital ausgezahlt habe, hat es grade jetzt so noͤthig nicht, und ich werde ihn zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch fehlende an der verlangten Summe geben kann.« — Dies geschah, und **s ward durch seinen Traum aus seiner Verlegenheit gerissen. Dieser Mann, den ich **s nannte, lebt nicht mehr; indessen weiß ich doch nicht, ob es rathsam seyn sollte, seinen Namen zu nennen. Wenn ich ihn nennen wollte, so wuͤrden ihn tausend in Berlin als einen besonders rechtschaffnen und unverdaͤchtigen Mann kennen. Und von ihm selbst, aus seinem Munde, hab' ich die Erzaͤhlung dieses Traums, der ihm selbst erst nach der Erfuͤllung desselben, aber auch so lange er lebte, merkwuͤrdig war.*) Seidel. *) Der Herausgeber hat diesen Mann persoͤnlich und genau gekannt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/78>, abgerufen am 21.11.2024.