Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite


auch sie häufig Theil genommen haben mochte. Doch erinnert sich O** nicht, mit ihr davon gesprochen zu haben. Jch gebe dem Beurtheiler anheim, ob dieser Umstand einiges Licht über den vorstehenden Traum werfen kann.

L. D. Voß.


4. Fortsetzung der Folge meines Lebens.

Speier vom 17ten März 1786.

Jch muste nun auch bald in die Schule gehen; ich lernte lesen und schreiben, und nicht lange, so fing ich schon an, Latein zu lernen, Nomina zu dekliniren und Verba zu conjugiren, u.s.f.

Als wir dann so mit einander in die Schule gingen, Du schon weiter warst, als ich, und mir so halfst, daß ich auch voran kommen soll; dann, wenn wir unsere Studirzeit geendigt hatten, so vergnügt miteinander spielten, oder sonst uns lustig machten und ergötzten; da waren's Sonnen-Freudetage, da waren wir Brüderfreunde!

Von diesem Zeitraume will ich einige Fälle erzählen, deren ich mich erinnern kann, und beleuchtende Züge für meinen Seelenzustand sind. Sie ereigneten sich in meinem siebenten und achten Jahre.



auch sie haͤufig Theil genommen haben mochte. Doch erinnert sich O** nicht, mit ihr davon gesprochen zu haben. Jch gebe dem Beurtheiler anheim, ob dieser Umstand einiges Licht uͤber den vorstehenden Traum werfen kann.

L. D. Voß.


4. Fortsetzung der Folge meines Lebens.

Speier vom 17ten Maͤrz 1786.

Jch muste nun auch bald in die Schule gehen; ich lernte lesen und schreiben, und nicht lange, so fing ich schon an, Latein zu lernen, Nomina zu dekliniren und Verba zu conjugiren, u.s.f.

Als wir dann so mit einander in die Schule gingen, Du schon weiter warst, als ich, und mir so halfst, daß ich auch voran kommen soll; dann, wenn wir unsere Studirzeit geendigt hatten, so vergnuͤgt miteinander spielten, oder sonst uns lustig machten und ergoͤtzten; da waren's Sonnen-Freudetage, da waren wir Bruͤderfreunde!

Von diesem Zeitraume will ich einige Faͤlle erzaͤhlen, deren ich mich erinnern kann, und beleuchtende Zuͤge fuͤr meinen Seelenzustand sind. Sie ereigneten sich in meinem siebenten und achten Jahre.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0087" n="87"/><lb/>
auch sie ha&#x0364;ufig Theil genommen haben mochte. Doch erinnert sich <hi rendition="#b">O**</hi> nicht, mit ihr davon gesprochen zu haben. Jch                         gebe dem Beurtheiler anheim, ob dieser Umstand einiges Licht u&#x0364;ber den                         vorstehenden Traum werfen kann. </p>
            <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">
                <persName ref="#ref0025"><note type="editorial">Voß,                 Christian Daniel</note>L.                                 D. Voß.</persName>
              </hi> </p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>4.                 Fortsetzung der Folge meines Lebens.</head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref6"><note type="editorial"/>Schlichting, Johann Ludwig</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p rendition="#right"> Speier vom 17ten Ma&#x0364;rz 1786. </p>
            <p>Jch muste nun auch bald in die Schule gehen; ich lernte                         lesen und schreiben, und nicht lange, so fing ich schon an, Latein zu                         lernen, Nomina zu dekliniren und Verba zu conjugiren, u.s.f. </p>
            <p>Als wir dann so mit einander in die Schule gingen, Du schon weiter warst, als                         ich, und mir so halfst, daß ich auch voran kommen soll; dann, wenn wir                         unsere Studirzeit geendigt hatten, so vergnu&#x0364;gt miteinander spielten, oder                         sonst uns lustig machten und ergo&#x0364;tzten; da waren's Sonnen-Freudetage, da                         waren wir Bru&#x0364;derfreunde! </p>
            <p>Von diesem Zeitraume will ich einige Fa&#x0364;lle erza&#x0364;hlen, deren ich mich erinnern                         kann, und beleuchtende Zu&#x0364;ge fu&#x0364;r meinen Seelenzustand sind. Sie ereigneten                         sich in meinem siebenten und achten Jahre. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0087] auch sie haͤufig Theil genommen haben mochte. Doch erinnert sich O** nicht, mit ihr davon gesprochen zu haben. Jch gebe dem Beurtheiler anheim, ob dieser Umstand einiges Licht uͤber den vorstehenden Traum werfen kann. L. D. Voß. 4. Fortsetzung der Folge meines Lebens. Speier vom 17ten Maͤrz 1786. Jch muste nun auch bald in die Schule gehen; ich lernte lesen und schreiben, und nicht lange, so fing ich schon an, Latein zu lernen, Nomina zu dekliniren und Verba zu conjugiren, u.s.f. Als wir dann so mit einander in die Schule gingen, Du schon weiter warst, als ich, und mir so halfst, daß ich auch voran kommen soll; dann, wenn wir unsere Studirzeit geendigt hatten, so vergnuͤgt miteinander spielten, oder sonst uns lustig machten und ergoͤtzten; da waren's Sonnen-Freudetage, da waren wir Bruͤderfreunde! Von diesem Zeitraume will ich einige Faͤlle erzaͤhlen, deren ich mich erinnern kann, und beleuchtende Zuͤge fuͤr meinen Seelenzustand sind. Sie ereigneten sich in meinem siebenten und achten Jahre.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/87
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/87>, abgerufen am 21.11.2024.