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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

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fühl, oder dem Gefühl unsres eignen Daseyn, und unsrer Vorstellung von dem Daseyn fremder Wesen außer uns, ist; dürfen wir uns dann noch wohl wundern, daß die Sprache diese so sehr voneinander verschiednen Begriffe, auch durch ganz verschiedne Wörter bezeichnet hat?

Jn der Mehrheit verliert sich dieser festbestimmte Unterschied, und verschwimmt sich gleichsam in dem Begriffe der Mehrheit. Jndem ich mein Daseyn mit dem Daseyn andrer mir ähnlicher Wesen zugleich denke, und mein und ihr Daseyn gleichsam miteinander vermische; so muß sich mein bestimmtes Selbstgefühl zu der bloßen allgemeinen Jdee des Seyns herabstimmen, so daß die Vorstellung von meinem eignen Seyn, mit der Vorstellung von dem Seyn der Personen außer mir, einstimmig wird; denn ohne diese Einstimmung würde ich nicht wir sagen können.

Jch bin -- wir sind

sind also wirklich wesentlich voneinander verschiedne Begriffe, wovon der letztre die bloße Jdee des Seyns nur mit einem schwachen schwankenden Urtheile ausdrückt, welches durch das hintangefügte d ausgedrückt wird. Das Urtheil von der Mehrheit muß aber nothwendig schwächer und schwankender seyn, als das von der Einheit, weil es das voneinander verschiedne unter einen Gesichtspunkt zusammenfaßt,und also von jedem einzelnen desto


fuͤhl, oder dem Gefuͤhl unsres eignen Daseyn, und unsrer Vorstellung von dem Daseyn fremder Wesen außer uns, ist; duͤrfen wir uns dann noch wohl wundern, daß die Sprache diese so sehr voneinander verschiednen Begriffe, auch durch ganz verschiedne Woͤrter bezeichnet hat?

Jn der Mehrheit verliert sich dieser festbestimmte Unterschied, und verschwimmt sich gleichsam in dem Begriffe der Mehrheit. Jndem ich mein Daseyn mit dem Daseyn andrer mir aͤhnlicher Wesen zugleich denke, und mein und ihr Daseyn gleichsam miteinander vermische; so muß sich mein bestimmtes Selbstgefuͤhl zu der bloßen allgemeinen Jdee des Seyns herabstimmen, so daß die Vorstellung von meinem eignen Seyn, mit der Vorstellung von dem Seyn der Personen außer mir, einstimmig wird; denn ohne diese Einstimmung wuͤrde ich nicht wir sagen koͤnnen.

Jch bin — wir sind

sind also wirklich wesentlich voneinander verschiedne Begriffe, wovon der letztre die bloße Jdee des Seyns nur mit einem schwachen schwankenden Urtheile ausdruͤckt, welches durch das hintangefuͤgte d ausgedruͤckt wird. Das Urtheil von der Mehrheit muß aber nothwendig schwaͤcher und schwankender seyn, als das von der Einheit, weil es das voneinander verschiedne unter einen Gesichtspunkt zusammenfaßt,und also von jedem einzelnen desto

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[99/0099] fuͤhl, oder dem Gefuͤhl unsres eignen Daseyn, und unsrer Vorstellung von dem Daseyn fremder Wesen außer uns, ist; duͤrfen wir uns dann noch wohl wundern, daß die Sprache diese so sehr voneinander verschiednen Begriffe, auch durch ganz verschiedne Woͤrter bezeichnet hat? Jn der Mehrheit verliert sich dieser festbestimmte Unterschied, und verschwimmt sich gleichsam in dem Begriffe der Mehrheit. Jndem ich mein Daseyn mit dem Daseyn andrer mir aͤhnlicher Wesen zugleich denke, und mein und ihr Daseyn gleichsam miteinander vermische; so muß sich mein bestimmtes Selbstgefuͤhl zu der bloßen allgemeinen Jdee des Seyns herabstimmen, so daß die Vorstellung von meinem eignen Seyn, mit der Vorstellung von dem Seyn der Personen außer mir, einstimmig wird; denn ohne diese Einstimmung wuͤrde ich nicht wir sagen koͤnnen. Jch bin — wir sind sind also wirklich wesentlich voneinander verschiedne Begriffe, wovon der letztre die bloße Jdee des Seyns nur mit einem schwachen schwankenden Urtheile ausdruͤckt, welches durch das hintangefuͤgte d ausgedruͤckt wird. Das Urtheil von der Mehrheit muß aber nothwendig schwaͤcher und schwankender seyn, als das von der Einheit, weil es das voneinander verschiedne unter einen Gesichtspunkt zusammenfaßt,und also von jedem einzelnen desto

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/99>, abgerufen am 21.11.2024.