Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.
Zu meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen würde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn gedacht." u.s.w. Darauf erzählt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermögens. Es fällt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der Heustraße die Jdee ein: daß der Rath Bertuch aus Weimar ihm nahe wäre, - und siehe da! Herr Bertuch steht, wie Goekingk um die Ecke gegangen ist, vor ihm. Herr Goekingk erzählt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen gemein hat, und die man in den allermeisten Fällen, ohne sich auf eine andere Erklärungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. Goekingk den Rath Bertuch vermöge seines feinen selbst nach einem zwanzigjährigen häufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit Bertuch an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten
Zu meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen wuͤrde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn gedacht.« u.s.w. Darauf erzaͤhlt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermoͤgens. Es faͤllt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der Heustraße die Jdee ein: daß der Rath Bertuch aus Weimar ihm nahe waͤre, – und siehe da! Herr Bertuch steht, wie Goekingk um die Ecke gegangen ist, vor ihm. Herr Goekingk erzaͤhlt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen gemein hat, und die man in den allermeisten Faͤllen, ohne sich auf eine andere Erklaͤrungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. Goekingk den Rath Bertuch vermoͤge seines feinen selbst nach einem zwanzigjaͤhrigen haͤufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit Bertuch an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p rend="indention2"><pb facs="#f0019" n="17"/><lb/> der Gedanke aufdrang: dieser oder jener Bekannter ist dir nahe, wird jezt gleich zu dir kommen! (– wenn die Ahndung mir im Hause anwandelte – ) oder wird dir begegnen! ( – wenn ich denn grade auf der Straße <choice><corr>war).</corr><sic>war.«</sic></choice></p> <p rend="indention2"><choice><corr>Zu</corr><sic>»Zu</sic></choice> meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen wuͤrde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn <choice><corr>gedacht.« u.s.w.</corr><sic>gedacht. u.s.w.«</sic></choice></p> <p>Darauf erzaͤhlt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermoͤgens. Es faͤllt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der <choice><corr>Heustraße</corr><sic>Henstraße</sic></choice> die Jdee ein: daß der Rath <hi rendition="#b">Bertuch</hi> aus Weimar ihm nahe waͤre, – und siehe da! <choice><corr>Herr</corr><sic>Her</sic></choice> <hi rendition="#b">Bertuch</hi> steht, wie <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0162"><note type="editorial">Goͤckingk, Leopold Friedrich Guͤnther von</note>Goekingk</persName></hi> um die Ecke gegangen ist, vor ihm.</p> <p>Herr <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0162"><note type="editorial">Goͤckingk, Leopold Friedrich Guͤnther von</note>Goekingk</persName></hi> erzaͤhlt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen <hi rendition="#b">gemein</hi> hat, und die man in den allermeisten Faͤllen, ohne sich auf eine andere Erklaͤrungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0162"><note type="editorial">Goͤckingk, Leopold Friedrich Guͤnther von</note>Goekingk</persName></hi> den Rath <hi rendition="#b">Bertuch</hi> vermoͤge seines feinen selbst nach einem zwanzigjaͤhrigen haͤufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit <hi rendition="#b">Bertuch</hi> an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0019]
der Gedanke aufdrang: dieser oder jener Bekannter ist dir nahe, wird jezt gleich zu dir kommen! (– wenn die Ahndung mir im Hause anwandelte – ) oder wird dir begegnen! ( – wenn ich denn grade auf der Straße war).
Zu meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen wuͤrde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn gedacht.« u.s.w.
Darauf erzaͤhlt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermoͤgens. Es faͤllt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der Heustraße die Jdee ein: daß der Rath Bertuch aus Weimar ihm nahe waͤre, – und siehe da! Herr Bertuch steht, wie Goekingk um die Ecke gegangen ist, vor ihm.
Herr Goekingk erzaͤhlt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen gemein hat, und die man in den allermeisten Faͤllen, ohne sich auf eine andere Erklaͤrungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. Goekingk den Rath Bertuch vermoͤge seines feinen selbst nach einem zwanzigjaͤhrigen haͤufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit Bertuch an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten
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