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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.

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dieser Familie, oft dieserwegen zu ihr gehen mußte. Dieser, der an sich schon von verliebter Complexion war, konnte ein Frauenzimmer, dem noch manche Reste von ehemaligen Reitzen übrig blieben, nicht so oft sehen, ohne sich heftig in sie zu verlieben. Man versichert, er habe sie heirathen wollen, und daß er ihr ein Geschenk mit einigen Juwelen in dieser Rücksicht gemacht. Jn wie weit die Sache von ihrer Seite Ernst gewesen seyn mag, kann ich nicht sagen. Aber kurz, der allgemeine Ruf sagt: sie habe ihm kurz vor seinem Umfalle die Juwelen zurückgeschickt, mit einem Billet, worinn sie ihm den ganzen Handel aufsagte.

Dies kränkte ihn, als einen heftigen Liebhaber, sehr, und er lief zu ihr, um die Zurückberufung dieses harten Urtheils zu bewürken. -- -- Es beehrte aber ein sehr vornehmer Herr zu Cassel die Madam Zouck oft des Morgens mit einem Besuche, und so trug es sich zu, daß, da der Secretär eben mit ihr in einem sehr lebhaften Gespräch über seine Angelegenheiten begriffen war, -- dieser sehr vornehme Herr herein trat. Darüber ward der arme Mensch äußerst erschrocken, und eilt todtenblaß zum Zimmer hinaus. Draussen trifft er den Läufer des Herrn an, und bittet ihn höchlich, seinem Herrn ja nicht zu sagen, wer er wäre. Der Läufer antwortet ihm, daß ihm dies gar nichts helfen würde, weil ihn sein Herr schon hinlänglich kenne. Darauf geräth er gänzlich in Verwirrung, fällt


dieser Familie, oft dieserwegen zu ihr gehen mußte. Dieser, der an sich schon von verliebter Complexion war, konnte ein Frauenzimmer, dem noch manche Reste von ehemaligen Reitzen uͤbrig blieben, nicht so oft sehen, ohne sich heftig in sie zu verlieben. Man versichert, er habe sie heirathen wollen, und daß er ihr ein Geschenk mit einigen Juwelen in dieser Ruͤcksicht gemacht. Jn wie weit die Sache von ihrer Seite Ernst gewesen seyn mag, kann ich nicht sagen. Aber kurz, der allgemeine Ruf sagt: sie habe ihm kurz vor seinem Umfalle die Juwelen zuruͤckgeschickt, mit einem Billet, worinn sie ihm den ganzen Handel aufsagte.

Dies kraͤnkte ihn, als einen heftigen Liebhaber, sehr, und er lief zu ihr, um die Zuruͤckberufung dieses harten Urtheils zu bewuͤrken. — — Es beehrte aber ein sehr vornehmer Herr zu Cassel die Madam Zouck oft des Morgens mit einem Besuche, und so trug es sich zu, daß, da der Secretaͤr eben mit ihr in einem sehr lebhaften Gespraͤch uͤber seine Angelegenheiten begriffen war, — dieser sehr vornehme Herr herein trat. Daruͤber ward der arme Mensch aͤußerst erschrocken, und eilt todtenblaß zum Zimmer hinaus. Draussen trifft er den Laͤufer des Herrn an, und bittet ihn hoͤchlich, seinem Herrn ja nicht zu sagen, wer er waͤre. Der Laͤufer antwortet ihm, daß ihm dies gar nichts helfen wuͤrde, weil ihn sein Herr schon hinlaͤnglich kenne. Darauf geraͤth er gaͤnzlich in Verwirrung, faͤllt

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[55/0055] dieser Familie, oft dieserwegen zu ihr gehen mußte. Dieser, der an sich schon von verliebter Complexion war, konnte ein Frauenzimmer, dem noch manche Reste von ehemaligen Reitzen uͤbrig blieben, nicht so oft sehen, ohne sich heftig in sie zu verlieben. Man versichert, er habe sie heirathen wollen, und daß er ihr ein Geschenk mit einigen Juwelen in dieser Ruͤcksicht gemacht. Jn wie weit die Sache von ihrer Seite Ernst gewesen seyn mag, kann ich nicht sagen. Aber kurz, der allgemeine Ruf sagt: sie habe ihm kurz vor seinem Umfalle die Juwelen zuruͤckgeschickt, mit einem Billet, worinn sie ihm den ganzen Handel aufsagte. Dies kraͤnkte ihn, als einen heftigen Liebhaber, sehr, und er lief zu ihr, um die Zuruͤckberufung dieses harten Urtheils zu bewuͤrken. — — Es beehrte aber ein sehr vornehmer Herr zu Cassel die Madam Zouck oft des Morgens mit einem Besuche, und so trug es sich zu, daß, da der Secretaͤr eben mit ihr in einem sehr lebhaften Gespraͤch uͤber seine Angelegenheiten begriffen war, — dieser sehr vornehme Herr herein trat. Daruͤber ward der arme Mensch aͤußerst erschrocken, und eilt todtenblaß zum Zimmer hinaus. Draussen trifft er den Laͤufer des Herrn an, und bittet ihn hoͤchlich, seinem Herrn ja nicht zu sagen, wer er waͤre. Der Laͤufer antwortet ihm, daß ihm dies gar nichts helfen wuͤrde, weil ihn sein Herr schon hinlaͤnglich kenne. Darauf geraͤth er gaͤnzlich in Verwirrung, faͤllt

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/55>, abgerufen am 21.11.2024.