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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.

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Vortheil für unsern Geist in sich schlössen, der bemerkbar wäre, genug wenn sie unsere Denkkraft in beständiger Würksamkeit erhalten, wohin auch jene gerechnet werden können, deren wir uns nicht bewußt sind. Wenn Locke im Folgenden sagt: daß es schwer zu begreifen sey, daß unser unendlich weiser Schöpfer eine so vortreffliche Kraft, wie die denkende ist, eine Kraft, welche der Größe seines eigenen unbegreiflichen Wesens am nächsten kommt, geschaffen haben soll, damit sie auf eine so ungereimte und unnütze Weise wenigstens den vierten Theil der Zeit mit Denken zubringen könne; so läßt sichs wahrlich noch schwerer begreifen, wie Gott eine geistige Substanz habe schaffen können, um den vierten Theil der Zeit ganz unthätig zuzubringen. Eben so wenig kann Lockes Bemerkung gegen die beständige Würksamkeit der Denkkraft etwas beweisen, daß unsere Gedanken im Schlafe gemeiniglich verworren wären; -- genug, wenn wir nur immer denken, welches allein die Hauptfrage bei dieser ganzen Untersuchung bleibt.)

Diejenigen, welche es für so gewiß ausgeben, daß die Seele immer denkt, möchten doch auch zeigen, welches die Begriffe sind, die sich in der Seele eines Kindes entweder vor, oder gleich bei der Vereinigung mit dem Körper finden, ehe sie noch einige durch die sinnliche Empfindung bekommt. (Diese Begriffe kann man freilich nicht individuell angeben; aber es ist höchst wahrscheinlich, daß die Seele schon


Vortheil fuͤr unsern Geist in sich schloͤssen, der bemerkbar waͤre, genug wenn sie unsere Denkkraft in bestaͤndiger Wuͤrksamkeit erhalten, wohin auch jene gerechnet werden koͤnnen, deren wir uns nicht bewußt sind. Wenn Locke im Folgenden sagt: daß es schwer zu begreifen sey, daß unser unendlich weiser Schoͤpfer eine so vortreffliche Kraft, wie die denkende ist, eine Kraft, welche der Groͤße seines eigenen unbegreiflichen Wesens am naͤchsten kommt, geschaffen haben soll, damit sie auf eine so ungereimte und unnuͤtze Weise wenigstens den vierten Theil der Zeit mit Denken zubringen koͤnne; so laͤßt sichs wahrlich noch schwerer begreifen, wie Gott eine geistige Substanz habe schaffen koͤnnen, um den vierten Theil der Zeit ganz unthaͤtig zuzubringen. Eben so wenig kann Lockes Bemerkung gegen die bestaͤndige Wuͤrksamkeit der Denkkraft etwas beweisen, daß unsere Gedanken im Schlafe gemeiniglich verworren waͤren; — genug, wenn wir nur immer denken, welches allein die Hauptfrage bei dieser ganzen Untersuchung bleibt.)

Diejenigen, welche es fuͤr so gewiß ausgeben, daß die Seele immer denkt, moͤchten doch auch zeigen, welches die Begriffe sind, die sich in der Seele eines Kindes entweder vor, oder gleich bei der Vereinigung mit dem Koͤrper finden, ehe sie noch einige durch die sinnliche Empfindung bekommt. (Diese Begriffe kann man freilich nicht individuell angeben; aber es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß die Seele schon

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[77/0077] Vortheil fuͤr unsern Geist in sich schloͤssen, der bemerkbar waͤre, genug wenn sie unsere Denkkraft in bestaͤndiger Wuͤrksamkeit erhalten, wohin auch jene gerechnet werden koͤnnen, deren wir uns nicht bewußt sind. Wenn Locke im Folgenden sagt: daß es schwer zu begreifen sey, daß unser unendlich weiser Schoͤpfer eine so vortreffliche Kraft, wie die denkende ist, eine Kraft, welche der Groͤße seines eigenen unbegreiflichen Wesens am naͤchsten kommt, geschaffen haben soll, damit sie auf eine so ungereimte und unnuͤtze Weise wenigstens den vierten Theil der Zeit mit Denken zubringen koͤnne; so laͤßt sichs wahrlich noch schwerer begreifen, wie Gott eine geistige Substanz habe schaffen koͤnnen, um den vierten Theil der Zeit ganz unthaͤtig zuzubringen. Eben so wenig kann Lockes Bemerkung gegen die bestaͤndige Wuͤrksamkeit der Denkkraft etwas beweisen, daß unsere Gedanken im Schlafe gemeiniglich verworren waͤren; — genug, wenn wir nur immer denken, welches allein die Hauptfrage bei dieser ganzen Untersuchung bleibt.) Diejenigen, welche es fuͤr so gewiß ausgeben, daß die Seele immer denkt, moͤchten doch auch zeigen, welches die Begriffe sind, die sich in der Seele eines Kindes entweder vor, oder gleich bei der Vereinigung mit dem Koͤrper finden, ehe sie noch einige durch die sinnliche Empfindung bekommt. (Diese Begriffe kann man freilich nicht individuell angeben; aber es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß die Seele schon

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/77>, abgerufen am 21.11.2024.