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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.

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alsdann allerlei Scenen der Wollust mit den hellesten Farben ab, und sie haben dadurch oft schon lange ihre Unschuld verloren, wenn sie gleich noch äußerlich schamhaft erröthen können".

Die Beobachtung, daß Stille und Finsterniß der Nacht unserm Denken und Empfinden gleichsam eine andere Richtung geben können, kommt mir in der That in mehr als einem Betracht merkwürdig vor. Jch finde vornehmlich in ihr einen Grund mehr, wie und warum der menschliche Verstand auf die sonderbare und unphilosophische Lehre von den Einwürkungen böser Geister auf unsern freien Willen gefallen ist, und warum sich die Einbildungskraft der Menschen diese Geister immer unter den fürchterlichsten Gestalten gemahlt hat*). Natürlich mußte jene unnatürliche Lehre immer entstehen, indem man sich den Ursprung gewisser unanständigen Gedanken und Empfindungen der menschlichen Seele deswegen nicht erklären konnte, weil sie

*) Der Teufel wird fast von allen Völkern, die an ihn glauben, schwarz und in einer scheußlichen Gestalt gemahlt. Die Canadier haben ihn mit der rothen Farbe und mit einer ziemlich menschlichen Gestalt beehrt. Er erscheint oft in einem prächtigen Kleide auf ihren Bällen, und man würde ihn nicht erkennen, wenn er seine Krallen, die selbst durch seine Handschuhe hervorstechen etwas besser verbergen könnte, und den Damen nicht so oft seine bewafnete Hand zu reichen pflegte.


alsdann allerlei Scenen der Wollust mit den hellesten Farben ab, und sie haben dadurch oft schon lange ihre Unschuld verloren, wenn sie gleich noch aͤußerlich schamhaft erroͤthen koͤnnen«.

Die Beobachtung, daß Stille und Finsterniß der Nacht unserm Denken und Empfinden gleichsam eine andere Richtung geben koͤnnen, kommt mir in der That in mehr als einem Betracht merkwuͤrdig vor. Jch finde vornehmlich in ihr einen Grund mehr, wie und warum der menschliche Verstand auf die sonderbare und unphilosophische Lehre von den Einwuͤrkungen boͤser Geister auf unsern freien Willen gefallen ist, und warum sich die Einbildungskraft der Menschen diese Geister immer unter den fuͤrchterlichsten Gestalten gemahlt hat*). Natuͤrlich mußte jene unnatuͤrliche Lehre immer entstehen, indem man sich den Ursprung gewisser unanstaͤndigen Gedanken und Empfindungen der menschlichen Seele deswegen nicht erklaͤren konnte, weil sie

*) Der Teufel wird fast von allen Voͤlkern, die an ihn glauben, schwarz und in einer scheußlichen Gestalt gemahlt. Die Canadier haben ihn mit der rothen Farbe und mit einer ziemlich menschlichen Gestalt beehrt. Er erscheint oft in einem praͤchtigen Kleide auf ihren Baͤllen, und man wuͤrde ihn nicht erkennen, wenn er seine Krallen, die selbst durch seine Handschuhe hervorstechen etwas besser verbergen koͤnnte, und den Damen nicht so oft seine bewafnete Hand zu reichen pflegte.
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[90/0090] alsdann allerlei Scenen der Wollust mit den hellesten Farben ab, und sie haben dadurch oft schon lange ihre Unschuld verloren, wenn sie gleich noch aͤußerlich schamhaft erroͤthen koͤnnen«. Die Beobachtung, daß Stille und Finsterniß der Nacht unserm Denken und Empfinden gleichsam eine andere Richtung geben koͤnnen, kommt mir in der That in mehr als einem Betracht merkwuͤrdig vor. Jch finde vornehmlich in ihr einen Grund mehr, wie und warum der menschliche Verstand auf die sonderbare und unphilosophische Lehre von den Einwuͤrkungen boͤser Geister auf unsern freien Willen gefallen ist, und warum sich die Einbildungskraft der Menschen diese Geister immer unter den fuͤrchterlichsten Gestalten gemahlt hat*) . Natuͤrlich mußte jene unnatuͤrliche Lehre immer entstehen, indem man sich den Ursprung gewisser unanstaͤndigen Gedanken und Empfindungen der menschlichen Seele deswegen nicht erklaͤren konnte, weil sie *) Der Teufel wird fast von allen Voͤlkern, die an ihn glauben, schwarz und in einer scheußlichen Gestalt gemahlt. Die Canadier haben ihn mit der rothen Farbe und mit einer ziemlich menschlichen Gestalt beehrt. Er erscheint oft in einem praͤchtigen Kleide auf ihren Baͤllen, und man wuͤrde ihn nicht erkennen, wenn er seine Krallen, die selbst durch seine Handschuhe hervorstechen etwas besser verbergen koͤnnte, und den Damen nicht so oft seine bewafnete Hand zu reichen pflegte.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/90>, abgerufen am 21.11.2024.