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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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Wo ichs nicht suchte, unter Leuten schlimmen Rufes (durch eigne Schuld vielleicht) habe ich gefunden, die nicht ferne vom Reiche Gottes waren! -- Wer nicht Mensch seyn will, wird kein Christ werden, und wer Mensch werden will, -- wie nahe ist der dem erhabensten Christenthum -- das glaubt ich lange. Siegel dieser Wahrheit legte mir Gottes Fürsehung durch diese vor die Augen, -- daß mein Herz in großen Hoffnungen frohlockte und an meines Herrn Wort gedachte: "die Zöllner und Hurer gehen euch vor ins Reich Gottes"!

Die Menschheit wird sich emporschwingen, und ihre Würde wird leuchten! Gott wird sich aufs neue offenbaren im Fleische! -- das ist, das Christenthum wird siegen; wieder emporströmen, wie eine hellleuchtende, und weit erwärmende Flamme! -- und weiter nicht, als auf das Jahr 1776 oder 77 will ich appelliren*) -- Die Thorheit der groben und feinen Schriftbestürmer wird offenbar

*) Diese ganze prophetische Stelle bezieht sich offenbar auf die Gaßnerische Wunderepoche, von welcher Lavater sehr wichtige Veränderungen zur Ehre der christlichen Religion und -- Beweise erwartete, welche allen künftigen Zweiflern, allen feinen und groben Schriftbestürmern, wie er sie nennt, den Mund stopfen würden. Die Zeit hat gelehrt, daß Gaßner ein Betrüger war, und daß die religiöse Schwärmerey sich an ihm sehr geirrt hat.

Wo ichs nicht suchte, unter Leuten schlimmen Rufes (durch eigne Schuld vielleicht) habe ich gefunden, die nicht ferne vom Reiche Gottes waren! — Wer nicht Mensch seyn will, wird kein Christ werden, und wer Mensch werden will, — wie nahe ist der dem erhabensten Christenthum — das glaubt ich lange. Siegel dieser Wahrheit legte mir Gottes Fuͤrsehung durch diese vor die Augen, — daß mein Herz in großen Hoffnungen frohlockte und an meines Herrn Wort gedachte: »die Zoͤllner und Hurer gehen euch vor ins Reich Gottes«!

Die Menschheit wird sich emporschwingen, und ihre Wuͤrde wird leuchten! Gott wird sich aufs neue offenbaren im Fleische! — das ist, das Christenthum wird siegen; wieder emporstroͤmen, wie eine hellleuchtende, und weit erwaͤrmende Flamme! — und weiter nicht, als auf das Jahr 1776 oder 77 will ich appelliren*) — Die Thorheit der groben und feinen Schriftbestuͤrmer wird offenbar

*) Diese ganze prophetische Stelle bezieht sich offenbar auf die Gaßnerische Wunderepoche, von welcher Lavater sehr wichtige Veraͤnderungen zur Ehre der christlichen Religion und — Beweise erwartete, welche allen kuͤnftigen Zweiflern, allen feinen und groben Schriftbestuͤrmern, wie er sie nennt, den Mund stopfen wuͤrden. Die Zeit hat gelehrt, daß Gaßner ein Betruͤger war, und daß die religioͤse Schwaͤrmerey sich an ihm sehr geirrt hat.
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[102/0102] Wo ichs nicht suchte, unter Leuten schlimmen Rufes (durch eigne Schuld vielleicht) habe ich gefunden, die nicht ferne vom Reiche Gottes waren! — Wer nicht Mensch seyn will, wird kein Christ werden, und wer Mensch werden will, — wie nahe ist der dem erhabensten Christenthum — das glaubt ich lange. Siegel dieser Wahrheit legte mir Gottes Fuͤrsehung durch diese vor die Augen, — daß mein Herz in großen Hoffnungen frohlockte und an meines Herrn Wort gedachte: »die Zoͤllner und Hurer gehen euch vor ins Reich Gottes«! Die Menschheit wird sich emporschwingen, und ihre Wuͤrde wird leuchten! Gott wird sich aufs neue offenbaren im Fleische! — das ist, das Christenthum wird siegen; wieder emporstroͤmen, wie eine hellleuchtende, und weit erwaͤrmende Flamme! — und weiter nicht, als auf das Jahr 1776 oder 77 will ich appelliren*) — Die Thorheit der groben und feinen Schriftbestuͤrmer wird offenbar *) Diese ganze prophetische Stelle bezieht sich offenbar auf die Gaßnerische Wunderepoche, von welcher Lavater sehr wichtige Veraͤnderungen zur Ehre der christlichen Religion und — Beweise erwartete, welche allen kuͤnftigen Zweiflern, allen feinen und groben Schriftbestuͤrmern, wie er sie nennt, den Mund stopfen wuͤrden. Die Zeit hat gelehrt, daß Gaßner ein Betruͤger war, und daß die religioͤse Schwaͤrmerey sich an ihm sehr geirrt hat.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/102>, abgerufen am 25.11.2024.