Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das nächstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: "Du möchtest doch diesen besondern Mann noch weiter ausforschen". Jch ließ also sehen, ob er noch hier wäre, und ihn ersuchen: er möchte nochmals
Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das naͤchstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: »Du moͤchtest doch diesen besondern Mann noch weiter ausforschen«. Jch ließ also sehen, ob er noch hier waͤre, und ihn ersuchen: er moͤchte nochmals <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0068" n="68"/><lb/> Jch fand bey dem Buchbinder, der mir alte Landcharten gab, <hi rendition="#b">Reccards Lehrbuch,</hi> und <hi rendition="#b">Pfennig's Geographie,</hi> und daraus lernte ich sie kennen. Endlich sahe ich ebendaselbst auch <hi rendition="#b">Buͤsching's Geographie,</hi>und fragte ihn, wo man sie haben koͤnne? Er wieß mich an einen Antiquarius, wo ich mehrere Theile davon wohlfeil bekam, und nun, so viel mir moͤglich war, darin studirte. Jch. Hatte <choice><corr>Er</corr><sic>er</sic></choice> denn schon Landcharten genug? Er. Nein, aber ich ruhete nicht, bis ich so viel hatte, als ich brauchte. Jch. <hi rendition="#b">Wo</hi> nahm Er denn das Geld dazu her? Er. Jch <hi rendition="#b">entlehnte</hi> es — und als die Zeit kam, daß ich es wieder heim geben sollte, ging ich in der Gegend herum, und suchte meine Landcharten und Buͤcher wieder zu verkaufen. Jch verkaufte sie auch wirklich so gut, daß ich alles entlehnte Geld wieder heimgeben konnte, und noch etwas uͤbrig behielt. Davor kaufte ich mir <hi rendition="#b">neue</hi> Landcharten, und da ich sie gebraucht hatte, verkaufte ich sie wieder. Und <hi rendition="#b">so</hi> gerieth ich auf diesen Handel. —</p> <p>Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das naͤchstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: »Du moͤchtest doch diesen besondern Mann noch weiter <hi rendition="#b">ausforschen«.</hi> Jch ließ also sehen, ob er noch hier waͤre, und ihn ersuchen: er moͤchte nochmals<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
Jch fand bey dem Buchbinder, der mir alte Landcharten gab, Reccards Lehrbuch, und Pfennig's Geographie, und daraus lernte ich sie kennen. Endlich sahe ich ebendaselbst auch Buͤsching's Geographie,und fragte ihn, wo man sie haben koͤnne? Er wieß mich an einen Antiquarius, wo ich mehrere Theile davon wohlfeil bekam, und nun, so viel mir moͤglich war, darin studirte. Jch. Hatte Er denn schon Landcharten genug? Er. Nein, aber ich ruhete nicht, bis ich so viel hatte, als ich brauchte. Jch. Wo nahm Er denn das Geld dazu her? Er. Jch entlehnte es — und als die Zeit kam, daß ich es wieder heim geben sollte, ging ich in der Gegend herum, und suchte meine Landcharten und Buͤcher wieder zu verkaufen. Jch verkaufte sie auch wirklich so gut, daß ich alles entlehnte Geld wieder heimgeben konnte, und noch etwas uͤbrig behielt. Davor kaufte ich mir neue Landcharten, und da ich sie gebraucht hatte, verkaufte ich sie wieder. Und so gerieth ich auf diesen Handel. —
Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das naͤchstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: »Du moͤchtest doch diesen besondern Mann noch weiter ausforschen«. Jch ließ also sehen, ob er noch hier waͤre, und ihn ersuchen: er moͤchte nochmals
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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