Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite


Jch fand bey dem Buchbinder, der mir alte Landcharten gab, Reccards Lehrbuch, und Pfennig's Geographie, und daraus lernte ich sie kennen. Endlich sahe ich ebendaselbst auch Büsching's Geographie,und fragte ihn, wo man sie haben könne? Er wieß mich an einen Antiquarius, wo ich mehrere Theile davon wohlfeil bekam, und nun, so viel mir möglich war, darin studirte. Jch. Hatte Er denn schon Landcharten genug? Er. Nein, aber ich ruhete nicht, bis ich so viel hatte, als ich brauchte. Jch. Wo nahm Er denn das Geld dazu her? Er. Jch entlehnte es -- und als die Zeit kam, daß ich es wieder heim geben sollte, ging ich in der Gegend herum, und suchte meine Landcharten und Bücher wieder zu verkaufen. Jch verkaufte sie auch wirklich so gut, daß ich alles entlehnte Geld wieder heimgeben konnte, und noch etwas übrig behielt. Davor kaufte ich mir neue Landcharten, und da ich sie gebraucht hatte, verkaufte ich sie wieder. Und so gerieth ich auf diesen Handel. --

Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das nächstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: "Du möchtest doch diesen besondern Mann noch weiter ausforschen". Jch ließ also sehen, ob er noch hier wäre, und ihn ersuchen: er möchte nochmals


Jch fand bey dem Buchbinder, der mir alte Landcharten gab, Reccards Lehrbuch, und Pfennig's Geographie, und daraus lernte ich sie kennen. Endlich sahe ich ebendaselbst auch Buͤsching's Geographie,und fragte ihn, wo man sie haben koͤnne? Er wieß mich an einen Antiquarius, wo ich mehrere Theile davon wohlfeil bekam, und nun, so viel mir moͤglich war, darin studirte. Jch. Hatte Er denn schon Landcharten genug? Er. Nein, aber ich ruhete nicht, bis ich so viel hatte, als ich brauchte. Jch. Wo nahm Er denn das Geld dazu her? Er. Jch entlehnte es — und als die Zeit kam, daß ich es wieder heim geben sollte, ging ich in der Gegend herum, und suchte meine Landcharten und Buͤcher wieder zu verkaufen. Jch verkaufte sie auch wirklich so gut, daß ich alles entlehnte Geld wieder heimgeben konnte, und noch etwas uͤbrig behielt. Davor kaufte ich mir neue Landcharten, und da ich sie gebraucht hatte, verkaufte ich sie wieder. Und so gerieth ich auf diesen Handel. —

Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das naͤchstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: »Du moͤchtest doch diesen besondern Mann noch weiter ausforschen«. Jch ließ also sehen, ob er noch hier waͤre, und ihn ersuchen: er moͤchte nochmals

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0068" n="68"/><lb/>
Jch fand bey dem Buchbinder, der mir alte Landcharten gab, <hi rendition="#b">Reccards Lehrbuch,</hi> und <hi rendition="#b">Pfennig's Geographie,</hi> und daraus lernte ich sie kennen. Endlich sahe ich ebendaselbst auch <hi rendition="#b">Bu&#x0364;sching's Geographie,</hi>und fragte ihn, wo man sie haben                   ko&#x0364;nne? Er wieß mich an einen Antiquarius, wo ich mehrere Theile davon wohlfeil                   bekam, und nun, so viel mir mo&#x0364;glich war, darin studirte. Jch. Hatte <choice><corr>Er</corr><sic>er</sic></choice> denn schon Landcharten                   genug? Er. Nein, aber ich ruhete nicht, bis ich so viel hatte, als ich brauchte.                   Jch. <hi rendition="#b">Wo</hi> nahm Er denn das Geld dazu her? Er. Jch <hi rendition="#b">entlehnte</hi> es &#x2014; und als die Zeit kam, daß ich es wieder heim                   geben sollte, ging ich in der Gegend herum, und suchte meine Landcharten und                   Bu&#x0364;cher wieder zu verkaufen. Jch verkaufte sie auch wirklich so gut, daß ich alles                   entlehnte Geld wieder heimgeben konnte, und noch etwas u&#x0364;brig behielt. Davor kaufte                   ich mir <hi rendition="#b">neue</hi> Landcharten, und da ich sie gebraucht hatte,                   verkaufte ich sie wieder. Und <hi rendition="#b">so</hi> gerieth ich auf diesen                   Handel. &#x2014;</p>
            <p>Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch                   ab, daß ich ihm das na&#x0364;chstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich                   in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: »Du mo&#x0364;chtest doch                   diesen besondern Mann noch weiter <hi rendition="#b">ausforschen«.</hi> Jch ließ                   also sehen, ob er noch hier wa&#x0364;re, und ihn ersuchen: er mo&#x0364;chte nochmals<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0068] Jch fand bey dem Buchbinder, der mir alte Landcharten gab, Reccards Lehrbuch, und Pfennig's Geographie, und daraus lernte ich sie kennen. Endlich sahe ich ebendaselbst auch Buͤsching's Geographie,und fragte ihn, wo man sie haben koͤnne? Er wieß mich an einen Antiquarius, wo ich mehrere Theile davon wohlfeil bekam, und nun, so viel mir moͤglich war, darin studirte. Jch. Hatte Er denn schon Landcharten genug? Er. Nein, aber ich ruhete nicht, bis ich so viel hatte, als ich brauchte. Jch. Wo nahm Er denn das Geld dazu her? Er. Jch entlehnte es — und als die Zeit kam, daß ich es wieder heim geben sollte, ging ich in der Gegend herum, und suchte meine Landcharten und Buͤcher wieder zu verkaufen. Jch verkaufte sie auch wirklich so gut, daß ich alles entlehnte Geld wieder heimgeben konnte, und noch etwas uͤbrig behielt. Davor kaufte ich mir neue Landcharten, und da ich sie gebraucht hatte, verkaufte ich sie wieder. Und so gerieth ich auf diesen Handel. — Jetzt schlug meine Schulstunde. Jch brach daher die Unterredung mit dem Verspruch ab, daß ich ihm das naͤchstemal mehr abkaufen wolle, worauf er seines Wegs, und ich in meine Schule ging. Gegen Abend aber wurmte mir der Gedanke: »Du moͤchtest doch diesen besondern Mann noch weiter ausforschen«. Jch ließ also sehen, ob er noch hier waͤre, und ihn ersuchen: er moͤchte nochmals

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/68
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/68>, abgerufen am 21.11.2024.