Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0069" n="69"/><lb/> mit einigen Landcharten zu mir kommen. Endlich kam er, und entschuldigte sich, daß er nicht eher gekommen seye, weil er in seiner Schlafkammer <hi rendition="#b">gelesen,</hi> und der Wirth gemeynt habe, er seye schon fort. Jch. <hi rendition="#b">Was</hi> hat Er denn gelesen. Er. Hier <hi rendition="#b">Wolfs Logik.</hi> (Er zog sie aus der Tasche.) Jch. Wie gefaͤllt sie Jhm? Er. Recht wohl. Jch. Warum? Er. Weil sie so <hi rendition="#b">deutlich</hi> ist. (Wir discurirten lang von dieser Logik, und er erzaͤhlte mir, daß er alle deutsche Schriften von <hi rendition="#b">Wolff</hi> habe.) Jch. Hat Er auch andre Logiken gelesen? Er. Ja — <hi rendition="#b">Reimarus</hi> — <hi rendition="#b">Feders</hi> — aber in der letztern haben mir die <hi rendition="#b">angebohrnen</hi> Begriffe, die er behauptet, Zweifel gemacht. Jch. <hi rendition="#b">Feder</hi> behauptet keine <hi rendition="#b">angebohrnen Begriffe,</hi> wie Er hier, (ich zeigte ihm die Stelle) selbst lesen kann. Er. Es ist wahr. Jch habe mich confundirt, und gemeynt, <hi rendition="#b">Feder</hi> behaupte selbst das, was er hier in der Note von andern anfuͤhrt. Sonst gefallen mir <hi rendition="#b">Feders</hi> Buͤcher, besonders seine Untersuchungen uͤber den menschlichen Willen, recht wohl. Nur ist mir seine Logik, Metaphysik etc. zu kurz: auch bin ich nicht uͤberall gleicher Meynung mit ihm, besonders bey der Seelenvereinigung mit dem Koͤrper. Jch.<hi rendition="#b">Welche</hi> Meynung nimmt Er denn an? Er. <hi rendition="#b">Leibnizens</hi> vorherbestimmte Harmonie. Jch. Haͤlt Er <hi rendition="#b">Leibnizen</hi> fuͤr den Erfinder derselben? Er. Ja. Jch. <hi rendition="#b">Geulinx</hi> hat sie dreyßig Jahre <hi rendition="#b">vor Leibnizen</hi> in einem Buch, das den Titel hat:<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0069]
mit einigen Landcharten zu mir kommen. Endlich kam er, und entschuldigte sich, daß er nicht eher gekommen seye, weil er in seiner Schlafkammer gelesen, und der Wirth gemeynt habe, er seye schon fort. Jch. Was hat Er denn gelesen. Er. Hier Wolfs Logik. (Er zog sie aus der Tasche.) Jch. Wie gefaͤllt sie Jhm? Er. Recht wohl. Jch. Warum? Er. Weil sie so deutlich ist. (Wir discurirten lang von dieser Logik, und er erzaͤhlte mir, daß er alle deutsche Schriften von Wolff habe.) Jch. Hat Er auch andre Logiken gelesen? Er. Ja — Reimarus — Feders — aber in der letztern haben mir die angebohrnen Begriffe, die er behauptet, Zweifel gemacht. Jch. Feder behauptet keine angebohrnen Begriffe, wie Er hier, (ich zeigte ihm die Stelle) selbst lesen kann. Er. Es ist wahr. Jch habe mich confundirt, und gemeynt, Feder behaupte selbst das, was er hier in der Note von andern anfuͤhrt. Sonst gefallen mir Feders Buͤcher, besonders seine Untersuchungen uͤber den menschlichen Willen, recht wohl. Nur ist mir seine Logik, Metaphysik etc. zu kurz: auch bin ich nicht uͤberall gleicher Meynung mit ihm, besonders bey der Seelenvereinigung mit dem Koͤrper. Jch.Welche Meynung nimmt Er denn an? Er. Leibnizens vorherbestimmte Harmonie. Jch. Haͤlt Er Leibnizen fuͤr den Erfinder derselben? Er. Ja. Jch. Geulinx hat sie dreyßig Jahre vor Leibnizen in einem Buch, das den Titel hat:
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