Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Beförderung der Abstraction und größere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da bürgt schon für einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen.
Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Befoͤrderung der Abstraction und groͤßere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da buͤrgt schon fuͤr einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0087" n="87"/><lb/> stellen; so wie wir noch immer, um <hi rendition="#b">energischer</hi> uns auszudruͤcken, und den Grad der Empfindungen deutlicher und sinnlicher zu bezeichnen, unsere Sprache mit Gebehrden des Koͤrpers begleiten. <hi rendition="#b">Eine</hi> Bewegung des Koͤrpers wuͤrde schon den ganzen Gedanken mit einem großen, lebhaften Ausdruck bezeichnen, da wir jetzt durch eine Reihe von Buchstaben — Sylben und Worte erst an das Ende der Vorstellung gelangen. Sogar muͤssen wir in der Seele das ganze einer Jdee nur mittelst der Verbindung einzelner, mit Worten verknuͤpfter Begriffe bilden; dahingegen ohne diese Sprache jeder unserer Gedanken eine <hi rendition="#b">totale</hi> momentane Vorstellung und ein Bild, ein konzentrirter <hi rendition="#b">gleichzeitiger</hi> Zusammenhang aller der dahingehoͤrenden Begriffe waͤre, so wie die Aeußerung der Gedanken eben so seyn muͤßte. Aus diesem folgt, daß die Vorstellungen gelaͤufiger, gedraͤngter, lebhafter, und weil die Uebersicht leichter, der Zusammenhang deutlicher waͤre, schneller und richtiger seyn muͤßten.</p> <p>Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Befoͤrderung der Abstraction und groͤßere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da buͤrgt schon fuͤr einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0087]
stellen; so wie wir noch immer, um energischer uns auszudruͤcken, und den Grad der Empfindungen deutlicher und sinnlicher zu bezeichnen, unsere Sprache mit Gebehrden des Koͤrpers begleiten. Eine Bewegung des Koͤrpers wuͤrde schon den ganzen Gedanken mit einem großen, lebhaften Ausdruck bezeichnen, da wir jetzt durch eine Reihe von Buchstaben — Sylben und Worte erst an das Ende der Vorstellung gelangen. Sogar muͤssen wir in der Seele das ganze einer Jdee nur mittelst der Verbindung einzelner, mit Worten verknuͤpfter Begriffe bilden; dahingegen ohne diese Sprache jeder unserer Gedanken eine totale momentane Vorstellung und ein Bild, ein konzentrirter gleichzeitiger Zusammenhang aller der dahingehoͤrenden Begriffe waͤre, so wie die Aeußerung der Gedanken eben so seyn muͤßte. Aus diesem folgt, daß die Vorstellungen gelaͤufiger, gedraͤngter, lebhafter, und weil die Uebersicht leichter, der Zusammenhang deutlicher waͤre, schneller und richtiger seyn muͤßten.
Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Befoͤrderung der Abstraction und groͤßere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da buͤrgt schon fuͤr einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |