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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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oft so sonderbaren Wechsel unsrer Empfindungen und Launen Acht giebt, wird sehr leicht bemerken, daß uns eine gewisse Sache, ein Haus, eine Gegend, durchaus nicht gefällt, ob wir gleich die Ursache davon nicht deutlich anzugeben wissen. Wahrscheinlich entstehn dergleichen Empfindungen aus einer dunklen Schlußfolge der menschlichen Seele, indem sie den gegenwärtigen unangenehmen Gegenstand mit einem andern unangenehmen Object schnell vergleicht, und das Resultat der Vergleichung zu einer unbehaglichen, widerspenstigen Empfindung umschafft; oder sie betrachtet das Object in einer finstern, übellaunigen Gemüthsstimmung überhaupt. Eins von beiden konnte in diesem erzählten Phänomen mit dem Grafen der Fall seyn. Daß der Vetter stirbt, in den nämlichen Zimmern stirbt, die dem Graf nicht gefallen wollten, war ein Zufall. Es bleibt doch wohl nach psychologischen Erfahrungsgesetzen ausgemacht, daß ohne eine wenigstens dunkle Vorstellung von etwas Unangenehmen, die Seele keinen Widerwillen dagegen fassen kann.

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oft so sonderbaren Wechsel unsrer Empfindungen und Launen Acht giebt, wird sehr leicht bemerken, daß uns eine gewisse Sache, ein Haus, eine Gegend, durchaus nicht gefaͤllt, ob wir gleich die Ursache davon nicht deutlich anzugeben wissen. Wahrscheinlich entstehn dergleichen Empfindungen aus einer dunklen Schlußfolge der menschlichen Seele, indem sie den gegenwaͤrtigen unangenehmen Gegenstand mit einem andern unangenehmen Object schnell vergleicht, und das Resultat der Vergleichung zu einer unbehaglichen, widerspenstigen Empfindung umschafft; oder sie betrachtet das Object in einer finstern, uͤbellaunigen Gemuͤthsstimmung uͤberhaupt. Eins von beiden konnte in diesem erzaͤhlten Phaͤnomen mit dem Grafen der Fall seyn. Daß der Vetter stirbt, in den naͤmlichen Zimmern stirbt, die dem Graf nicht gefallen wollten, war ein Zufall. Es bleibt doch wohl nach psychologischen Erfahrungsgesetzen ausgemacht, daß ohne eine wenigstens dunkle Vorstellung von etwas Unangenehmen, die Seele keinen Widerwillen dagegen fassen kann.

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[98/0100] oft so sonderbaren Wechsel unsrer Empfindungen und Launen Acht giebt, wird sehr leicht bemerken, daß uns eine gewisse Sache, ein Haus, eine Gegend, durchaus nicht gefaͤllt, ob wir gleich die Ursache davon nicht deutlich anzugeben wissen. Wahrscheinlich entstehn dergleichen Empfindungen aus einer dunklen Schlußfolge der menschlichen Seele, indem sie den gegenwaͤrtigen unangenehmen Gegenstand mit einem andern unangenehmen Object schnell vergleicht, und das Resultat der Vergleichung zu einer unbehaglichen, widerspenstigen Empfindung umschafft; oder sie betrachtet das Object in einer finstern, uͤbellaunigen Gemuͤthsstimmung uͤberhaupt. Eins von beiden konnte in diesem erzaͤhlten Phaͤnomen mit dem Grafen der Fall seyn. Daß der Vetter stirbt, in den naͤmlichen Zimmern stirbt, die dem Graf nicht gefallen wollten, war ein Zufall. Es bleibt doch wohl nach psychologischen Erfahrungsgesetzen ausgemacht, daß ohne eine wenigstens dunkle Vorstellung von etwas Unangenehmen, die Seele keinen Widerwillen dagegen fassen kann. P.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/100>, abgerufen am 21.11.2024.