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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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gen im Gefängniß hingerichtet wurde).
"Gewisse Magistratspersonen, sagt er, haben bekannt, daß sie meinen Sohn deswegen zum Tode verurtheilt hätten, damit ich in meinem Schmerz umkommen, oder meinen Verstand verlieren mögte; wie wenig ich von dem einen oder dem andern entfernt gewesen bin, und ich an seinem Orte erzählen will, mögen die Götter wissen; - aber meine Feinde erreichten ihre Absicht nicht." Er will für seinen unglücklichen Sohn eine Apologie schreiben; die Hauptgedanken dazu hat er im gegenwärtigen Kapitel entworfen, welche sehr deutlich zeigen, wie ängstlich und zärtlich der unglückliche Vater bemüht war, seinen Sohn zu retten. Aber vergeblich! und den Tod desselben rechnet er zu einem der vorzüglichsten Leiden seines väterlichen Herzens.

Kap. 11. de prudentia enthält einige vortrefliche Lebensregeln, und Anweisungen zu einer practischen Klugheit, worin er sich als einen schlechten Meister bekennt, die aber nicht hierher gehören.

Kap. 12. redet er von seiner heftigen Disputierliebe, so daß keiner mit ihm in gelehrten Gezänken hat auskommen können, welches wir auch übergehn können.

Viel merkwürdiger und für die Seelenlehre wichtiger ist das folgende dreizehnte und vierzehnte Kapitel seiner Lebensbeschreibung. Er schildert darin


gen im Gefaͤngniß hingerichtet wurde).
»Gewisse Magistratspersonen, sagt er, haben bekannt, daß sie meinen Sohn deswegen zum Tode verurtheilt haͤtten, damit ich in meinem Schmerz umkommen, oder meinen Verstand verlieren moͤgte; wie wenig ich von dem einen oder dem andern entfernt gewesen bin, und ich an seinem Orte erzaͤhlen will, moͤgen die Goͤtter wissen; – aber meine Feinde erreichten ihre Absicht nicht.« Er will fuͤr seinen ungluͤcklichen Sohn eine Apologie schreiben; die Hauptgedanken dazu hat er im gegenwaͤrtigen Kapitel entworfen, welche sehr deutlich zeigen, wie aͤngstlich und zaͤrtlich der ungluͤckliche Vater bemuͤht war, seinen Sohn zu retten. Aber vergeblich! und den Tod desselben rechnet er zu einem der vorzuͤglichsten Leiden seines vaͤterlichen Herzens.

Kap. 11. de prudentia enthaͤlt einige vortrefliche Lebensregeln, und Anweisungen zu einer practischen Klugheit, worin er sich als einen schlechten Meister bekennt, die aber nicht hierher gehoͤren.

Kap. 12. redet er von seiner heftigen Disputierliebe, so daß keiner mit ihm in gelehrten Gezaͤnken hat auskommen koͤnnen, welches wir auch uͤbergehn koͤnnen.

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[113/0115] gen im Gefaͤngniß hingerichtet wurde). »Gewisse Magistratspersonen, sagt er, haben bekannt, daß sie meinen Sohn deswegen zum Tode verurtheilt haͤtten, damit ich in meinem Schmerz umkommen, oder meinen Verstand verlieren moͤgte; wie wenig ich von dem einen oder dem andern entfernt gewesen bin, und ich an seinem Orte erzaͤhlen will, moͤgen die Goͤtter wissen; – aber meine Feinde erreichten ihre Absicht nicht.« Er will fuͤr seinen ungluͤcklichen Sohn eine Apologie schreiben; die Hauptgedanken dazu hat er im gegenwaͤrtigen Kapitel entworfen, welche sehr deutlich zeigen, wie aͤngstlich und zaͤrtlich der ungluͤckliche Vater bemuͤht war, seinen Sohn zu retten. Aber vergeblich! und den Tod desselben rechnet er zu einem der vorzuͤglichsten Leiden seines vaͤterlichen Herzens. Kap. 11. de prudentia enthaͤlt einige vortrefliche Lebensregeln, und Anweisungen zu einer practischen Klugheit, worin er sich als einen schlechten Meister bekennt, die aber nicht hierher gehoͤren. Kap. 12. redet er von seiner heftigen Disputierliebe, so daß keiner mit ihm in gelehrten Gezaͤnken hat auskommen koͤnnen, welches wir auch uͤbergehn koͤnnen. Viel merkwuͤrdiger und fuͤr die Seelenlehre wichtiger ist das folgende dreizehnte und vierzehnte Kapitel seiner Lebensbeschreibung. Er schildert darin

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/115>, abgerufen am 27.11.2024.