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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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habe. Bei meinen Handlungen war ich sehr beständig, und vornehmlich bei Ausarbeitung meiner Schriften, so daß ich bei den angenehmsten, mir dargebotenen, Gelegenheiten von meiner Arbeit nicht wegging, sondern dabei sitzen blieb, indem ich wohl wußte, wie viel die Veränderlichkeit seiner Vorsätze meinem Vater geschadet hatte." - -

"Meine Freundschaft habe ich nie abgebrochen, und geschahe es einmal: so habe ich nie etwas verrathen, was unter uns Freunden vorgegangen war, habe auch keinem hinterher Vorwürfe gemacht. Jch rechne es mir als eine Tugend an, daß ich von meiner frühsten Jugend an nie gelogen, meine Armuth, meine so vielen traurigen Schicksale geduldig ertragen habe, und nie mit Recht einer Undankbarkeit beschuldigt werden kann."-

Das Meiste, was Cardan Kap. 15-36. erzählt, können wir übergehn. Einiges scheint aber doch in Absicht seines Charakters wichtig genug zu seyn, um hier angeführt zu werden.

Von frühester Jugend an hatte er sich angewöhnt, dies Gebet zu beten: "Herr Gott, schenke mir nach deiner unendlichen Güte ein langes Leben, Weisheit und Gesundheit des Geistes und Leibes." - "Jn keinem Stücke, sagt er Kap. 23, bin ich


habe. Bei meinen Handlungen war ich sehr bestaͤndig, und vornehmlich bei Ausarbeitung meiner Schriften, so daß ich bei den angenehmsten, mir dargebotenen, Gelegenheiten von meiner Arbeit nicht wegging, sondern dabei sitzen blieb, indem ich wohl wußte, wie viel die Veraͤnderlichkeit seiner Vorsaͤtze meinem Vater geschadet hatte.« – –

»Meine Freundschaft habe ich nie abgebrochen, und geschahe es einmal: so habe ich nie etwas verrathen, was unter uns Freunden vorgegangen war, habe auch keinem hinterher Vorwuͤrfe gemacht. Jch rechne es mir als eine Tugend an, daß ich von meiner fruͤhsten Jugend an nie gelogen, meine Armuth, meine so vielen traurigen Schicksale geduldig ertragen habe, und nie mit Recht einer Undankbarkeit beschuldigt werden kann.«

Das Meiste, was Cardan Kap. 15–36. erzaͤhlt, koͤnnen wir uͤbergehn. Einiges scheint aber doch in Absicht seines Charakters wichtig genug zu seyn, um hier angefuͤhrt zu werden.

Von fruͤhester Jugend an hatte er sich angewoͤhnt, dies Gebet zu beten: »Herr Gott, schenke mir nach deiner unendlichen Guͤte ein langes Leben, Weisheit und Gesundheit des Geistes und Leibes.« – »Jn keinem Stuͤcke, sagt er Kap. 23, bin ich

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[119/0121] habe. Bei meinen Handlungen war ich sehr bestaͤndig, und vornehmlich bei Ausarbeitung meiner Schriften, so daß ich bei den angenehmsten, mir dargebotenen, Gelegenheiten von meiner Arbeit nicht wegging, sondern dabei sitzen blieb, indem ich wohl wußte, wie viel die Veraͤnderlichkeit seiner Vorsaͤtze meinem Vater geschadet hatte.« – – »Meine Freundschaft habe ich nie abgebrochen, und geschahe es einmal: so habe ich nie etwas verrathen, was unter uns Freunden vorgegangen war, habe auch keinem hinterher Vorwuͤrfe gemacht. Jch rechne es mir als eine Tugend an, daß ich von meiner fruͤhsten Jugend an nie gelogen, meine Armuth, meine so vielen traurigen Schicksale geduldig ertragen habe, und nie mit Recht einer Undankbarkeit beschuldigt werden kann.«– Das Meiste, was Cardan Kap. 15–36. erzaͤhlt, koͤnnen wir uͤbergehn. Einiges scheint aber doch in Absicht seines Charakters wichtig genug zu seyn, um hier angefuͤhrt zu werden. Von fruͤhester Jugend an hatte er sich angewoͤhnt, dies Gebet zu beten: »Herr Gott, schenke mir nach deiner unendlichen Guͤte ein langes Leben, Weisheit und Gesundheit des Geistes und Leibes.« – »Jn keinem Stuͤcke, sagt er Kap. 23, bin ich

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/121>, abgerufen am 28.11.2024.