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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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Jhr Mann war ein sehr bekannter Mathematiker, und anfänglich Rechenmeister, hielt aber von der Religion sehr wenig. Sie sprach Teutsch nicht im Schwäbischen Ton, sondern ganz Hochteutsch. Von Nervenschwäche merkt' ich in dem Umgange von vier Jahren nichts an ihr. Möchten aber ihre Nerven nicht überspannt seyn?

c) Kinder hat sie nicht. Jhr Mann, als er sie nahm, war alt, und sie ist sehr korpulent; scheint mir auch etwas zu schnell gegen einen langsamen Beischläfer. Jezt ist sie in Lindau am Bodensee mit einem Mann versorgt, von dessen gegenseitiger Liebe sie ganz eingenommen ist. - Gespukt hat es bei ihr die Zeit noch immer."

Es sind mir mehrere Bescheide von Geistlichen über die Visionen der Madam Beuter zugesandt worden, davon ich aber nur einen von einem rechtschaffenen und gelehrten Augsburger Prediger hersetzen will, welcher im Ganzen die Sache aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen hat, obgleich nicht alle Leser seine theologischen Jdeen unterschreiben dürften.

P.




Jhr Mann war ein sehr bekannter Mathematiker, und anfaͤnglich Rechenmeister, hielt aber von der Religion sehr wenig. Sie sprach Teutsch nicht im Schwaͤbischen Ton, sondern ganz Hochteutsch. Von Nervenschwaͤche merkt' ich in dem Umgange von vier Jahren nichts an ihr. Moͤchten aber ihre Nerven nicht uͤberspannt seyn?

c) Kinder hat sie nicht. Jhr Mann, als er sie nahm, war alt, und sie ist sehr korpulent; scheint mir auch etwas zu schnell gegen einen langsamen Beischlaͤfer. Jezt ist sie in Lindau am Bodensee mit einem Mann versorgt, von dessen gegenseitiger Liebe sie ganz eingenommen ist. – Gespukt hat es bei ihr die Zeit noch immer.«

Es sind mir mehrere Bescheide von Geistlichen uͤber die Visionen der Madam Beuter zugesandt worden, davon ich aber nur einen von einem rechtschaffenen und gelehrten Augsburger Prediger hersetzen will, welcher im Ganzen die Sache aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen hat, obgleich nicht alle Leser seine theologischen Jdeen unterschreiben duͤrften.

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[43/0045] Jhr Mann war ein sehr bekannter Mathematiker, und anfaͤnglich Rechenmeister, hielt aber von der Religion sehr wenig. Sie sprach Teutsch nicht im Schwaͤbischen Ton, sondern ganz Hochteutsch. Von Nervenschwaͤche merkt' ich in dem Umgange von vier Jahren nichts an ihr. Moͤchten aber ihre Nerven nicht uͤberspannt seyn? c) Kinder hat sie nicht. Jhr Mann, als er sie nahm, war alt, und sie ist sehr korpulent; scheint mir auch etwas zu schnell gegen einen langsamen Beischlaͤfer. Jezt ist sie in Lindau am Bodensee mit einem Mann versorgt, von dessen gegenseitiger Liebe sie ganz eingenommen ist. – Gespukt hat es bei ihr die Zeit noch immer.« Es sind mir mehrere Bescheide von Geistlichen uͤber die Visionen der Madam Beuter zugesandt worden, davon ich aber nur einen von einem rechtschaffenen und gelehrten Augsburger Prediger hersetzen will, welcher im Ganzen die Sache aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen hat, obgleich nicht alle Leser seine theologischen Jdeen unterschreiben duͤrften. P.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/45>, abgerufen am 29.04.2024.