Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
Jch habe in dem Nachlasse meines Vaters, welcher nichts weniger als ein leichtgläubiger, sondern ein sehr aufgeklärter und wahrheitsliebender Mann war, eine Menge von ihm aufgezeichneter Ahndungen gefunden, die er theils selbst erlebt, theils sich zu seiner Zeit zugetragen haben. Jch weiß gewiß, daß
Jch habe in dem Nachlasse meines Vaters, welcher nichts weniger als ein leichtglaͤubiger, sondern ein sehr aufgeklaͤrter und wahrheitsliebender Mann war, eine Menge von ihm aufgezeichneter Ahndungen gefunden, die er theils selbst erlebt, theils sich zu seiner Zeit zugetragen haben. Jch weiß gewiß, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0072" n="70"/><lb/> kreis der Seele hervortreten, und uns alsdann die bangen oder freudigen Gefuͤhle abnoͤthigen, die mit den Ahndungen gewoͤhnlich verbunden zu seyn pflegen. Jch wage es freilich nicht, das Maaß und die Verhaͤltnisse jener schlummernden Erkenntnißkraͤfte zu bestimmen, da es uns jezt uͤberhaupt noch nicht moͤglich ist, alles genau anzugeben, was zur innern Moͤglichkeit, oder zum Daseyn eines geistigen Wesens gehoͤrt; aber die groͤßten Koͤpfe kamen doch bei Untersuchung des menschlichen Verstandes und seiner Graͤnzen immer auf dergleichen dunkle Erkenntnißspuren, und wagten es in diesem Betracht nicht, die Ahndungen gradezu zu laͤugnen. Daß keine geistige Wesen ausser uns, in uns Ahndungen hervorbringen koͤnnen, darin gebe ich Jhnen voͤllig Recht, und Sie haben das Gegentheil auf eine sehr lichtvolle Art bewiesen; obgleich mancher Theologe mit Jhnen nicht zufrieden seyn wird, daß Sie die neuen durch die Gottheit in uns bewirkten Gefuͤhle und Jdeen, und also zu gleicher Zeit viel andre Sachen bestritten haben, deren Ansehn von dem wirklichen Daseyn jener Gefuͤhle nothwendig abhaͤngt.</p> <p>Jch habe in dem Nachlasse meines Vaters, welcher nichts weniger als ein leichtglaͤubiger, sondern ein sehr aufgeklaͤrter und wahrheitsliebender Mann war, eine Menge von ihm aufgezeichneter Ahndungen gefunden, die er theils selbst erlebt, theils sich zu seiner Zeit zugetragen haben. Jch weiß gewiß, daß<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0072]
kreis der Seele hervortreten, und uns alsdann die bangen oder freudigen Gefuͤhle abnoͤthigen, die mit den Ahndungen gewoͤhnlich verbunden zu seyn pflegen. Jch wage es freilich nicht, das Maaß und die Verhaͤltnisse jener schlummernden Erkenntnißkraͤfte zu bestimmen, da es uns jezt uͤberhaupt noch nicht moͤglich ist, alles genau anzugeben, was zur innern Moͤglichkeit, oder zum Daseyn eines geistigen Wesens gehoͤrt; aber die groͤßten Koͤpfe kamen doch bei Untersuchung des menschlichen Verstandes und seiner Graͤnzen immer auf dergleichen dunkle Erkenntnißspuren, und wagten es in diesem Betracht nicht, die Ahndungen gradezu zu laͤugnen. Daß keine geistige Wesen ausser uns, in uns Ahndungen hervorbringen koͤnnen, darin gebe ich Jhnen voͤllig Recht, und Sie haben das Gegentheil auf eine sehr lichtvolle Art bewiesen; obgleich mancher Theologe mit Jhnen nicht zufrieden seyn wird, daß Sie die neuen durch die Gottheit in uns bewirkten Gefuͤhle und Jdeen, und also zu gleicher Zeit viel andre Sachen bestritten haben, deren Ansehn von dem wirklichen Daseyn jener Gefuͤhle nothwendig abhaͤngt.
Jch habe in dem Nachlasse meines Vaters, welcher nichts weniger als ein leichtglaͤubiger, sondern ein sehr aufgeklaͤrter und wahrheitsliebender Mann war, eine Menge von ihm aufgezeichneter Ahndungen gefunden, die er theils selbst erlebt, theils sich zu seiner Zeit zugetragen haben. Jch weiß gewiß, daß
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