Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0073" n="71"/><lb/> er alles genau pruͤfte, ehe er etwas niederschrieb; und seine Zeugnisse sind um so unpartheiischer, da er ein heimlicher Sceptiker war, und nach einer gesunden Philosophie diejenigen Ursachen der Dinge fuͤr so gut als nichts hielt, wenn sie nicht zum Vorschein kamen. Dem ohnerachtet wirkten die sonderbaren Beispiele von Ahndungen so sehr auf ihn, daß er sie endlich nicht mehr zu laͤugnen wagte, und auch einen Aufsatz uͤber die Moͤglichkeit der Ahndungen aufsezte, den ich aber nachher unter seinen Schriften nicht habe finden koͤnnen. Hier sind folgende von ihm aufgezeichnete Beispiele, die es wohl verdienen, daß sie in Jhr interessantes Magazin aufgenommen werden. Voran geht noch eine kurze Anmerkung, die er aus einer andern unangezeigten Schrift ausgezogen zu haben <choice><corr>scheint. »Es</corr><sic>scheint.« Es</sic></choice> ist, heißt es, etwas in uns, <choice><corr>das</corr><sic>daß</sic></choice> uns gewiß weder der Priester noch die Amme (wie die Freigeister sagen) eingeben koͤnnen. – – – Es strahlt auf uns gleich dem Blitze, wenn wir es am wenigsten vermuthen. Jn einem Augenblicke trifft und verlaͤßt es uns. – – Die schleunigen Vorboten meine ich, die ploͤzlichen Ahndungen, die uns gewisse Dinge vorher verkuͤndigen. Viel tausend Menschen haben dergleichen im hoͤhern oder geringern Grade empfunden, und empfinden sie noch taͤglich. Ja, wenn wir am wenigsten daran denken, wenn wir sogar froͤlichen Muthes sind, wird uns bisweilen ein Strahl dieses himmlischen Lichts treffen, und uns entdecken,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0073]
er alles genau pruͤfte, ehe er etwas niederschrieb; und seine Zeugnisse sind um so unpartheiischer, da er ein heimlicher Sceptiker war, und nach einer gesunden Philosophie diejenigen Ursachen der Dinge fuͤr so gut als nichts hielt, wenn sie nicht zum Vorschein kamen. Dem ohnerachtet wirkten die sonderbaren Beispiele von Ahndungen so sehr auf ihn, daß er sie endlich nicht mehr zu laͤugnen wagte, und auch einen Aufsatz uͤber die Moͤglichkeit der Ahndungen aufsezte, den ich aber nachher unter seinen Schriften nicht habe finden koͤnnen. Hier sind folgende von ihm aufgezeichnete Beispiele, die es wohl verdienen, daß sie in Jhr interessantes Magazin aufgenommen werden. Voran geht noch eine kurze Anmerkung, die er aus einer andern unangezeigten Schrift ausgezogen zu haben scheint. »Es ist, heißt es, etwas in uns, das uns gewiß weder der Priester noch die Amme (wie die Freigeister sagen) eingeben koͤnnen. – – – Es strahlt auf uns gleich dem Blitze, wenn wir es am wenigsten vermuthen. Jn einem Augenblicke trifft und verlaͤßt es uns. – – Die schleunigen Vorboten meine ich, die ploͤzlichen Ahndungen, die uns gewisse Dinge vorher verkuͤndigen. Viel tausend Menschen haben dergleichen im hoͤhern oder geringern Grade empfunden, und empfinden sie noch taͤglich. Ja, wenn wir am wenigsten daran denken, wenn wir sogar froͤlichen Muthes sind, wird uns bisweilen ein Strahl dieses himmlischen Lichts treffen, und uns entdecken,
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