Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="66"/><lb/> Ruffo grade die <hi rendition="#b">Nacht vorher</hi> von dem Erdbeben traͤumte. Allein, sollte man hiervon nicht lieber einen <hi rendition="#b">physischen Grund,</hi> als gewisse geheime Kraͤfte der Seele anzugeben suchen, die doch, so lange wir die denkende Substanz des Menschen nicht genauer kennen, — nichts als eine Hypothese bleiben werden, die durch die Neigung der Menschen zum Wunderbaren ihre vornehmste Staͤrke erhaͤlt. Wenn die Jdee von einem Erdbeben in der Seele der siebenzigjaͤhrigen Frau entstand: so konnte die Veranlassung dazu aus einem <hi rendition="#b">physischen</hi> Vorgefuͤhl von jener schrecklichen Revolution entstehn, welches sich mehrere Tage vorher nicht nur bei Menschen, sondern sogar bei Thieren zu aͤussern pflegt, wie ich aus mehrern Erzaͤhlungen von gebornen Jtaliaͤnern und glaubwuͤrdigen Maͤnnern weiß, die jenes aͤngstliche Vorgefuͤhl wirklich empfunden haben. Nach der Erzaͤhlung dieser Maͤnner fuͤhlen viele Menschen vor einem bald entstehenden Erdbeben eine innere Bangigkeit, eine Mattigkeit in ihren Gliedern, ein schweres Athmen, welches wohl von der <choice><corr>Veraͤnderung</corr><sic>Veraͤnderungen</sic></choice> der Luft abhaͤngen mag, die vor jedem Erdbeben hergehn soll. Herr Bartels laͤugnet, daß wenigstens beim letztern Erdbeben die Menschen nichts davon vorher empfunden haͤtten; — aber wie leicht konnten selbst die <hi rendition="#b">Vorzeichen</hi> an Thieren einen aͤngstlichen Traum uͤber eine nahe bevorstehende Erdrevolution hervorbringen, und die Veranlassung zu der Jdeenassociation bei der Donna Ruffo<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0066]
Ruffo grade die Nacht vorher von dem Erdbeben traͤumte. Allein, sollte man hiervon nicht lieber einen physischen Grund, als gewisse geheime Kraͤfte der Seele anzugeben suchen, die doch, so lange wir die denkende Substanz des Menschen nicht genauer kennen, — nichts als eine Hypothese bleiben werden, die durch die Neigung der Menschen zum Wunderbaren ihre vornehmste Staͤrke erhaͤlt. Wenn die Jdee von einem Erdbeben in der Seele der siebenzigjaͤhrigen Frau entstand: so konnte die Veranlassung dazu aus einem physischen Vorgefuͤhl von jener schrecklichen Revolution entstehn, welches sich mehrere Tage vorher nicht nur bei Menschen, sondern sogar bei Thieren zu aͤussern pflegt, wie ich aus mehrern Erzaͤhlungen von gebornen Jtaliaͤnern und glaubwuͤrdigen Maͤnnern weiß, die jenes aͤngstliche Vorgefuͤhl wirklich empfunden haben. Nach der Erzaͤhlung dieser Maͤnner fuͤhlen viele Menschen vor einem bald entstehenden Erdbeben eine innere Bangigkeit, eine Mattigkeit in ihren Gliedern, ein schweres Athmen, welches wohl von der Veraͤnderung der Luft abhaͤngen mag, die vor jedem Erdbeben hergehn soll. Herr Bartels laͤugnet, daß wenigstens beim letztern Erdbeben die Menschen nichts davon vorher empfunden haͤtten; — aber wie leicht konnten selbst die Vorzeichen an Thieren einen aͤngstlichen Traum uͤber eine nahe bevorstehende Erdrevolution hervorbringen, und die Veranlassung zu der Jdeenassociation bei der Donna Ruffo
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