Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
So rief der Alte Freudetrunken aus. Franz, die Mutter, und alle Anwesende stimmten in den Vorschlag ein, und ich konnte um so weniger dagegen einwenden, da die Ehre auf meiner Seite war, und da ich mit Franzen unterdeß so viele Proben
So rief der Alte Freudetrunken aus. Franz, die Mutter, und alle Anwesende stimmten in den Vorschlag ein, und ich konnte um so weniger dagegen einwenden, da die Ehre auf meiner Seite war, und da ich mit Franzen unterdeß so viele Proben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0111" n="111"/><lb/> fassen, liebster Seelendoktor! Auf den Haͤnden moͤcht ich ihn tragen, und es in alle Welt hinausrufen: Da seht den zweiten Vater meines Sohnes! — Der Herr Pfarrer soll aber auch <hi rendition="#b">'n Vers</hi> auf ihn machen, der sich gewaschen hat, und soll ihn singen und lobpreisen als den Koͤnig aller Doctoren, als den Groß-Mogul der ganzen Medizinergilde. Und das Gedicht soll mir gedrukt werden, und in den Zeitungen paradiren, daß sein Nahme auf dem Markt, und auf'm Rathhaus, und in allen Gasthaͤusern, Buden, und Schenken wiederhalle. Und waͤr ich ein großer Herr, so sollte mir sein Bild in klaren Marmor gehauen, und mitten auf dem <choice><corr>Marktplaz</corr><sic>Markplaz</sic></choice> aufgestellt werden. — Doch, lassen wir das! Die naͤchste Woche nehm ich meinen Goldfranz mit mir nach Hause. Und zum Abschied soll hier ein Schmauß seyn in seiner Wohnung. Da wollen wir essen, und trinken, und singen, und klingen und jauchzen, und den lieben Gott loben, daß er uns unsern Franz wieder geschenkt hat. Und Er, Seelendokter soll obenan sitzen, und seine Gesundheit, und meines Franzen Gesundheit getrunken werden, daß ihm das Herz im Leibe huͤpfen soll.«</p> <p>So rief der Alte Freudetrunken aus. Franz, die Mutter, und alle Anwesende stimmten in den Vorschlag ein, und ich konnte um so weniger dagegen einwenden, da die Ehre auf meiner Seite war, und da ich mit Franzen unterdeß so viele Proben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0111]
fassen, liebster Seelendoktor! Auf den Haͤnden moͤcht ich ihn tragen, und es in alle Welt hinausrufen: Da seht den zweiten Vater meines Sohnes! — Der Herr Pfarrer soll aber auch 'n Vers auf ihn machen, der sich gewaschen hat, und soll ihn singen und lobpreisen als den Koͤnig aller Doctoren, als den Groß-Mogul der ganzen Medizinergilde. Und das Gedicht soll mir gedrukt werden, und in den Zeitungen paradiren, daß sein Nahme auf dem Markt, und auf'm Rathhaus, und in allen Gasthaͤusern, Buden, und Schenken wiederhalle. Und waͤr ich ein großer Herr, so sollte mir sein Bild in klaren Marmor gehauen, und mitten auf dem Marktplaz aufgestellt werden. — Doch, lassen wir das! Die naͤchste Woche nehm ich meinen Goldfranz mit mir nach Hause. Und zum Abschied soll hier ein Schmauß seyn in seiner Wohnung. Da wollen wir essen, und trinken, und singen, und klingen und jauchzen, und den lieben Gott loben, daß er uns unsern Franz wieder geschenkt hat. Und Er, Seelendokter soll obenan sitzen, und seine Gesundheit, und meines Franzen Gesundheit getrunken werden, daß ihm das Herz im Leibe huͤpfen soll.«
So rief der Alte Freudetrunken aus. Franz, die Mutter, und alle Anwesende stimmten in den Vorschlag ein, und ich konnte um so weniger dagegen einwenden, da die Ehre auf meiner Seite war, und da ich mit Franzen unterdeß so viele Proben
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