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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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be ich das zu, was wir Phantasmen nennen, da unserm Auge das Schreckbild als würklich dastehend scheinen kann, was unsere Jmagination einst bestürmt hat, und bin daher der Meinung, daß wir, noch unbekannt mit dem Knoten des Bandes, welches Körper und Geist so dicht verknüpft, dem Geiste zuschreiben, was wir dem Körper beimessen sollten!" --

Daß das Gehirn der Wöchnerinnen sehr oft durch die Geburt auf eine außerordentliche Art angegriffen wird, lehret nicht nur eine Menge auffallender Beispiele von Verstandesverrückungen bei gebährenden Weibern, sondern noch sehr viel andere sehr merkwürdige Phänomene ihrer verworrenen Einbildungskraft. Bonnetus erzählt von einer Frau, welche im Wochenbette in eine solche Unsinnigkeit gerieth, daß sie sich für eine unterirdische Furie ausgab, plözlich aus dem Bette aufsprang und mit grimmigem Gesichte ausrief: Jch bin die höllische Tisiphone, ich bin ein brennender Geist! und fiel mit den Nägeln ihrer Hände das Gesicht und die Augen ihres Mannes an.


Die zweite im gegenwärtigen Briefe vorkommende Vision hat der Herr Einsender dem Herr Professor M. in G... nacherzählt, und dieser soll das Factum von einem sehr glaubhaften und unverwerflichen Zeugen, dem es wiederfahren ist, gehört haben. "Einer seiner Freunde (des Professor M..) der es ihm mit der größten Ueberzeugung erzählt, so daß er auch in Betracht


be ich das zu, was wir Phantasmen nennen, da unserm Auge das Schreckbild als wuͤrklich dastehend scheinen kann, was unsere Jmagination einst bestuͤrmt hat, und bin daher der Meinung, daß wir, noch unbekannt mit dem Knoten des Bandes, welches Koͤrper und Geist so dicht verknuͤpft, dem Geiste zuschreiben, was wir dem Koͤrper beimessen sollten!« —

Daß das Gehirn der Woͤchnerinnen sehr oft durch die Geburt auf eine außerordentliche Art angegriffen wird, lehret nicht nur eine Menge auffallender Beispiele von Verstandesverruͤckungen bei gebaͤhrenden Weibern, sondern noch sehr viel andere sehr merkwuͤrdige Phaͤnomene ihrer verworrenen Einbildungskraft. Bonnetus erzaͤhlt von einer Frau, welche im Wochenbette in eine solche Unsinnigkeit gerieth, daß sie sich fuͤr eine unterirdische Furie ausgab, ploͤzlich aus dem Bette aufsprang und mit grimmigem Gesichte ausrief: Jch bin die hoͤllische Tisiphone, ich bin ein brennender Geist! und fiel mit den Naͤgeln ihrer Haͤnde das Gesicht und die Augen ihres Mannes an.


Die zweite im gegenwaͤrtigen Briefe vorkommende Vision hat der Herr Einsender dem Herr Professor M. in G... nacherzaͤhlt, und dieser soll das Factum von einem sehr glaubhaften und unverwerflichen Zeugen, dem es wiederfahren ist, gehoͤrt haben. »Einer seiner Freunde (des Professor M..) der es ihm mit der groͤßten Ueberzeugung erzaͤhlt, so daß er auch in Betracht

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[9/0009] be ich das zu, was wir Phantasmen nennen, da unserm Auge das Schreckbild als wuͤrklich dastehend scheinen kann, was unsere Jmagination einst bestuͤrmt hat, und bin daher der Meinung, daß wir, noch unbekannt mit dem Knoten des Bandes, welches Koͤrper und Geist so dicht verknuͤpft, dem Geiste zuschreiben, was wir dem Koͤrper beimessen sollten!« — Daß das Gehirn der Woͤchnerinnen sehr oft durch die Geburt auf eine außerordentliche Art angegriffen wird, lehret nicht nur eine Menge auffallender Beispiele von Verstandesverruͤckungen bei gebaͤhrenden Weibern, sondern noch sehr viel andere sehr merkwuͤrdige Phaͤnomene ihrer verworrenen Einbildungskraft. Bonnetus erzaͤhlt von einer Frau, welche im Wochenbette in eine solche Unsinnigkeit gerieth, daß sie sich fuͤr eine unterirdische Furie ausgab, ploͤzlich aus dem Bette aufsprang und mit grimmigem Gesichte ausrief: Jch bin die hoͤllische Tisiphone, ich bin ein brennender Geist! und fiel mit den Naͤgeln ihrer Haͤnde das Gesicht und die Augen ihres Mannes an. Die zweite im gegenwaͤrtigen Briefe vorkommende Vision hat der Herr Einsender dem Herr Professor M. in G... nacherzaͤhlt, und dieser soll das Factum von einem sehr glaubhaften und unverwerflichen Zeugen, dem es wiederfahren ist, gehoͤrt haben. »Einer seiner Freunde (des Professor M..) der es ihm mit der groͤßten Ueberzeugung erzaͤhlt, so daß er auch in Betracht

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/9>, abgerufen am 21.11.2024.