Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite


Alexander Magnus mit seinem Pantoffel alle Fliegen seiner Klause, und wähnte eben so viel Perser erwürgt zu haben; -- hier bot ein anderer dem Teufel -- einem schwarzen Hosenfragment, das an der Wand hieng, eine Priese Tabak, daß er ihn in Ruhe lassen sollte; u.s.w.

Ganz im Hintergrunde des untern Stockes fanden wir einen rasenden Magister, bei dem die Wuth eben auf ihren höchsten Grad gestiegen war. Er hielt sich für das graunvolle Wesen aus der Offenbahrung Johannis -- mit der Sternenperücke, wie er sich ausdrükte, -- dem Mondgesichte -- dem Wolkentalar, und den gigantischen porphirnen Kurirstiefeln. Eben stund er auf seinem Tische mit ausgestrekten Armen, und warf auf seine Gemeinde -- sie bestund aus einem halben Dutzend Arzneytöpfen, -- einen ganzen Hagelregen Ebräischer, Griechischer, und Lateinischer Sarkasmen hinunter. Sein geschorner Kopf war mit Goldflittern besäet -- seine Backen aufgedunsen, sein weißes Bettuch hieng ihm bis auf den Boden hinab, und seine beschmuzte Universitätsstiefel hatte er über den Tisch ausgestrekt. Wir hatten ihm schon eine ziemliche Weile zugehört, als er mit einmal vom Tisch sprang, ein paar Töpfe aus seiner Gemeinde ergrif, und sie mit solcher Wuth durchs Gitter nach uns warf, daß wir uns kaum noch vor seinem mystischen Grimm zurückziehen konnten.



Alexander Magnus mit seinem Pantoffel alle Fliegen seiner Klause, und waͤhnte eben so viel Perser erwuͤrgt zu haben; — hier bot ein anderer dem Teufel — einem schwarzen Hosenfragment, das an der Wand hieng, eine Priese Tabak, daß er ihn in Ruhe lassen sollte; u.s.w.

Ganz im Hintergrunde des untern Stockes fanden wir einen rasenden Magister, bei dem die Wuth eben auf ihren hoͤchsten Grad gestiegen war. Er hielt sich fuͤr das graunvolle Wesen aus der Offenbahrung Johannis — mit der Sternenperuͤcke, wie er sich ausdruͤkte, — dem Mondgesichte — dem Wolkentalar, und den gigantischen porphirnen Kurirstiefeln. Eben stund er auf seinem Tische mit ausgestrekten Armen, und warf auf seine Gemeinde — sie bestund aus einem halben Dutzend Arzneytoͤpfen, — einen ganzen Hagelregen Ebraͤischer, Griechischer, und Lateinischer Sarkasmen hinunter. Sein geschorner Kopf war mit Goldflittern besaͤet — seine Backen aufgedunsen, sein weißes Bettuch hieng ihm bis auf den Boden hinab, und seine beschmuzte Universitaͤtsstiefel hatte er uͤber den Tisch ausgestrekt. Wir hatten ihm schon eine ziemliche Weile zugehoͤrt, als er mit einmal vom Tisch sprang, ein paar Toͤpfe aus seiner Gemeinde ergrif, und sie mit solcher Wuth durchs Gitter nach uns warf, daß wir uns kaum noch vor seinem mystischen Grimm zuruͤckziehen konnten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0093" n="93"/><lb/>
Alexander Magnus mit seinem Pantoffel alle                         Fliegen seiner Klause, und wa&#x0364;hnte eben so viel Perser erwu&#x0364;rgt zu haben; &#x2014;                         hier bot ein anderer dem Teufel &#x2014; einem schwarzen Hosenfragment, das an der                         Wand hieng, eine Priese Tabak, daß er ihn in Ruhe lassen sollte; u.s.w.</p>
            <p>Ganz im Hintergrunde des untern Stockes fanden wir einen rasenden Magister,                         bei dem die Wuth eben auf ihren ho&#x0364;chsten Grad gestiegen war. Er hielt sich                         fu&#x0364;r das graunvolle Wesen aus der Offenbahrung Johannis &#x2014; mit der                         Sternenperu&#x0364;cke, wie er sich ausdru&#x0364;kte, &#x2014; dem Mondgesichte &#x2014; dem Wolkentalar,                         und den gigantischen porphirnen Kurirstiefeln. Eben stund er auf seinem                         Tische mit ausgestrekten Armen, und warf auf seine Gemeinde &#x2014; sie bestund                         aus einem halben Dutzend Arzneyto&#x0364;pfen, &#x2014; einen ganzen Hagelregen Ebra&#x0364;ischer,                         Griechischer, und Lateinischer Sarkasmen hinunter. Sein geschorner Kopf war                         mit Goldflittern besa&#x0364;et &#x2014; seine Backen aufgedunsen, sein weißes Bettuch                         hieng ihm bis auf den Boden hinab, und seine beschmuzte Universita&#x0364;tsstiefel                         hatte er u&#x0364;ber den Tisch ausgestrekt. Wir hatten ihm schon eine ziemliche                         Weile zugeho&#x0364;rt, als er mit einmal vom Tisch sprang, ein paar To&#x0364;pfe aus                         seiner Gemeinde ergrif, und sie mit solcher Wuth durchs Gitter nach uns                         warf, daß wir uns kaum noch vor seinem mystischen Grimm zuru&#x0364;ckziehen                         konnten.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0093] Alexander Magnus mit seinem Pantoffel alle Fliegen seiner Klause, und waͤhnte eben so viel Perser erwuͤrgt zu haben; — hier bot ein anderer dem Teufel — einem schwarzen Hosenfragment, das an der Wand hieng, eine Priese Tabak, daß er ihn in Ruhe lassen sollte; u.s.w. Ganz im Hintergrunde des untern Stockes fanden wir einen rasenden Magister, bei dem die Wuth eben auf ihren hoͤchsten Grad gestiegen war. Er hielt sich fuͤr das graunvolle Wesen aus der Offenbahrung Johannis — mit der Sternenperuͤcke, wie er sich ausdruͤkte, — dem Mondgesichte — dem Wolkentalar, und den gigantischen porphirnen Kurirstiefeln. Eben stund er auf seinem Tische mit ausgestrekten Armen, und warf auf seine Gemeinde — sie bestund aus einem halben Dutzend Arzneytoͤpfen, — einen ganzen Hagelregen Ebraͤischer, Griechischer, und Lateinischer Sarkasmen hinunter. Sein geschorner Kopf war mit Goldflittern besaͤet — seine Backen aufgedunsen, sein weißes Bettuch hieng ihm bis auf den Boden hinab, und seine beschmuzte Universitaͤtsstiefel hatte er uͤber den Tisch ausgestrekt. Wir hatten ihm schon eine ziemliche Weile zugehoͤrt, als er mit einmal vom Tisch sprang, ein paar Toͤpfe aus seiner Gemeinde ergrif, und sie mit solcher Wuth durchs Gitter nach uns warf, daß wir uns kaum noch vor seinem mystischen Grimm zuruͤckziehen konnten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/93
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/93>, abgerufen am 04.12.2024.