Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

"Simmens Ehe ward einträchtig und gut geführt, ohne daß ein Theil über den andern Beschwerden geäußert hätte. Dem entgegen, was man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als ein gefälliger, sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der häuslichen, auch gewöhnlicherweise nur weiblichen Verrichtungen sich oft unterzogen habe."

"Gegen seine Kinder soll er sehr nachgebend gewesen seyn, ob es ihm gleich sehr am Herzen lag, daß sie etwas lernen sollten, daß er Geld auf ihren Privatunterricht außer der Schule wandte, ihnen zum lernen, so gut er konnte, behülflich war, sie mehrmals selbst prüfte, und nach befundenem Zunehmen sich gegen ihre Lehrer sehr dankbar bewies."

"Simmens neue Lebensart und Haushaltung an seinem Geburtsorte schien nun ganz gut eingerichtet zu seyn. Er hielt sich fein, sein Betragen war ordentlich, bescheiden und gesittet; auch selbst diejenigen, denen sein feines Betragen am verdächtigsten war, können ihm das Lob eines äußerlich ehrbaren, ordentlichen und stillen Mannes nicht versagen. Er erwarb sich dadurch Zutrauen und Ansehn, und weil sein guter Verstand, seine durch Erfahrung erworbene Kenntnisse, seine Bedächtlichkeit und gute Art zu reden dazu kam, wurde auch die Vormundschaft seines Orts bewogen, ihn zu ihrem Mitgliede anzunehmen. Er soll in dieser


»Simmens Ehe ward eintraͤchtig und gut gefuͤhrt, ohne daß ein Theil uͤber den andern Beschwerden geaͤußert haͤtte. Dem entgegen, was man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als ein gefaͤlliger, sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der haͤuslichen, auch gewoͤhnlicherweise nur weiblichen Verrichtungen sich oft unterzogen habe.«

»Gegen seine Kinder soll er sehr nachgebend gewesen seyn, ob es ihm gleich sehr am Herzen lag, daß sie etwas lernen sollten, daß er Geld auf ihren Privatunterricht außer der Schule wandte, ihnen zum lernen, so gut er konnte, behuͤlflich war, sie mehrmals selbst pruͤfte, und nach befundenem Zunehmen sich gegen ihre Lehrer sehr dankbar bewies.«

»Simmens neue Lebensart und Haushaltung an seinem Geburtsorte schien nun ganz gut eingerichtet zu seyn. Er hielt sich fein, sein Betragen war ordentlich, bescheiden und gesittet; auch selbst diejenigen, denen sein feines Betragen am verdaͤchtigsten war, koͤnnen ihm das Lob eines aͤußerlich ehrbaren, ordentlichen und stillen Mannes nicht versagen. Er erwarb sich dadurch Zutrauen und Ansehn, und weil sein guter Verstand, seine durch Erfahrung erworbene Kenntnisse, seine Bedaͤchtlichkeit und gute Art zu reden dazu kam, wurde auch die Vormundschaft seines Orts bewogen, ihn zu ihrem Mitgliede anzunehmen. Er soll in dieser

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0037" n="35"/><lb/>
            <p><hi rendition="#b">»Simmens</hi> Ehe ward eintra&#x0364;chtig und gut gefu&#x0364;hrt, ohne                         daß ein Theil u&#x0364;ber den andern Beschwerden gea&#x0364;ußert ha&#x0364;tte. Dem entgegen, was                         man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als                         ein gefa&#x0364;lliger, sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der ha&#x0364;uslichen,                         auch gewo&#x0364;hnlicherweise nur weiblichen Verrichtungen sich oft unterzogen                         habe.«</p>
            <p>»Gegen seine Kinder soll er sehr nachgebend gewesen seyn, ob es ihm gleich                         sehr am Herzen lag, daß sie etwas lernen sollten, daß er Geld auf ihren                         Privatunterricht außer der Schule wandte, ihnen zum lernen, so gut er                         konnte, behu&#x0364;lflich war, sie mehrmals selbst pru&#x0364;fte, und nach befundenem                         Zunehmen sich gegen ihre Lehrer sehr dankbar bewies.«</p>
            <p> »<hi rendition="#b">Simmens</hi> neue Lebensart und Haushaltung an seinem                         Geburtsorte schien nun ganz gut eingerichtet zu seyn. Er hielt sich fein,                         sein Betragen war ordentlich, bescheiden und gesittet; auch selbst                         diejenigen, denen sein feines Betragen am verda&#x0364;chtigsten war, ko&#x0364;nnen ihm das                         Lob eines a&#x0364;ußerlich ehrbaren, ordentlichen und stillen Mannes nicht                         versagen. Er erwarb sich dadurch Zutrauen und Ansehn, und weil sein guter                         Verstand, seine durch Erfahrung erworbene Kenntnisse, seine Beda&#x0364;chtlichkeit                         und gute Art zu reden dazu kam, wurde auch die Vormundschaft seines Orts                         bewogen, ihn zu ihrem Mitgliede anzunehmen. Er soll in dieser<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0037] »Simmens Ehe ward eintraͤchtig und gut gefuͤhrt, ohne daß ein Theil uͤber den andern Beschwerden geaͤußert haͤtte. Dem entgegen, was man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als ein gefaͤlliger, sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der haͤuslichen, auch gewoͤhnlicherweise nur weiblichen Verrichtungen sich oft unterzogen habe.« »Gegen seine Kinder soll er sehr nachgebend gewesen seyn, ob es ihm gleich sehr am Herzen lag, daß sie etwas lernen sollten, daß er Geld auf ihren Privatunterricht außer der Schule wandte, ihnen zum lernen, so gut er konnte, behuͤlflich war, sie mehrmals selbst pruͤfte, und nach befundenem Zunehmen sich gegen ihre Lehrer sehr dankbar bewies.« »Simmens neue Lebensart und Haushaltung an seinem Geburtsorte schien nun ganz gut eingerichtet zu seyn. Er hielt sich fein, sein Betragen war ordentlich, bescheiden und gesittet; auch selbst diejenigen, denen sein feines Betragen am verdaͤchtigsten war, koͤnnen ihm das Lob eines aͤußerlich ehrbaren, ordentlichen und stillen Mannes nicht versagen. Er erwarb sich dadurch Zutrauen und Ansehn, und weil sein guter Verstand, seine durch Erfahrung erworbene Kenntnisse, seine Bedaͤchtlichkeit und gute Art zu reden dazu kam, wurde auch die Vormundschaft seines Orts bewogen, ihn zu ihrem Mitgliede anzunehmen. Er soll in dieser

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/37
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/37>, abgerufen am 03.12.2024.