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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

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gemäß: deswegen hielt ich für unnöthig, sie zu wiederholen.

Vielleicht kann dieses Phänomen, das gewiß nicht das einzige seiner Art ist, den Glauben des Alterthums erklären, daß die Schatten der Verstorbenen über ihren Gräbern schweben. Und da der Jrrthum sich so oft in den Nimbus der Wahrheit gehüllt hat, so können unreine Hände wohl auch der Wahrheit das phantastische Gewand des Jrrthums umgehängt haben.

Pfeffel.


3. Ueber Seelenkrankheit und einen Seelenkranken Menschen.

Der Herr Professor Moritz äußert in seiner Revision der drey erstern Bände seines Magazins die Meinung: daß jedes Laster eine Seelenkrankheit sey. Jch bin ebenfalls der Meinung, daß jeder Lasterhafte ein Seelenkranker sey, und eigentlich diese Benennung einem solchen nur beigelegt werden könne. Verwirrung, Raserey, Tiefsinn, Schwermüthigkeit u.s.w. sind eigentlich keine Seelenkrankheiten, weil der Grund dieser Krankheiten (vielmehr Schwachheiten) nicht in der Seele, sondern in dem thierischen Körper selbst gesucht werden muß. Kör-


gemaͤß: deswegen hielt ich fuͤr unnoͤthig, sie zu wiederholen.

Vielleicht kann dieses Phaͤnomen, das gewiß nicht das einzige seiner Art ist, den Glauben des Alterthums erklaͤren, daß die Schatten der Verstorbenen uͤber ihren Graͤbern schweben. Und da der Jrrthum sich so oft in den Nimbus der Wahrheit gehuͤllt hat, so koͤnnen unreine Haͤnde wohl auch der Wahrheit das phantastische Gewand des Jrrthums umgehaͤngt haben.

Pfeffel.


3. Ueber Seelenkrankheit und einen Seelenkranken Menschen.

Der Herr Professor Moritz aͤußert in seiner Revision der drey erstern Baͤnde seines Magazins die Meinung: daß jedes Laster eine Seelenkrankheit sey. Jch bin ebenfalls der Meinung, daß jeder Lasterhafte ein Seelenkranker sey, und eigentlich diese Benennung einem solchen nur beigelegt werden koͤnne. Verwirrung, Raserey, Tiefsinn, Schwermuͤthigkeit u.s.w. sind eigentlich keine Seelenkrankheiten, weil der Grund dieser Krankheiten (vielmehr Schwachheiten) nicht in der Seele, sondern in dem thierischen Koͤrper selbst gesucht werden muß. Koͤr-

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[26/0026] gemaͤß: deswegen hielt ich fuͤr unnoͤthig, sie zu wiederholen. Vielleicht kann dieses Phaͤnomen, das gewiß nicht das einzige seiner Art ist, den Glauben des Alterthums erklaͤren, daß die Schatten der Verstorbenen uͤber ihren Graͤbern schweben. Und da der Jrrthum sich so oft in den Nimbus der Wahrheit gehuͤllt hat, so koͤnnen unreine Haͤnde wohl auch der Wahrheit das phantastische Gewand des Jrrthums umgehaͤngt haben. Pfeffel. 3. Ueber Seelenkrankheit und einen Seelenkranken Menschen. Der Herr Professor Moritz aͤußert in seiner Revision der drey erstern Baͤnde seines Magazins die Meinung: daß jedes Laster eine Seelenkrankheit sey. Jch bin ebenfalls der Meinung, daß jeder Lasterhafte ein Seelenkranker sey, und eigentlich diese Benennung einem solchen nur beigelegt werden koͤnne. Verwirrung, Raserey, Tiefsinn, Schwermuͤthigkeit u.s.w. sind eigentlich keine Seelenkrankheiten, weil der Grund dieser Krankheiten (vielmehr Schwachheiten) nicht in der Seele, sondern in dem thierischen Koͤrper selbst gesucht werden muß. Koͤr-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/26>, abgerufen am 21.11.2024.