Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0033" n="33"/><lb/> denn sein lasterhaftes Pointd'honnoͤr ist zu groß und duldet dieses Laster nicht. Seit seinem 16ten Jahre ohngefaͤhr ist er zu diesem Original erwachsen als Bauern Sohn, bei einer sehr guten gemeinen Erkenntniß; hat auch hier und da bei recht guten Leuten gedient. Die Schwaͤrze seines Herzens hat nach meiner geringen Menschenkenntniß ihren hoͤchsten Staffel erreicht. Lachend und scherzend mit satanisch hoͤhnender Miene ist er faͤhig, jeden Menschen, die Unschuld selbst auf die herzkraͤnkendste Weise zu betruͤben, ohn Anlaß und Ursach! Verraͤtherey, die listig entlockten Geheimnisse seines Busenfreundes frohlockend kund zu machen, ist sichtbare Wollust fuͤr seine Seele. Bruͤnstig wiehrend wie Vieh in der Menschenhaut lockt und liebkoset er so, als Juͤngling, so als Mann (ehemals mit einer Art von Zauberkraft, jezt faͤngt seine Schoͤnheit unter dem Laster an zu verwelcken) und ist barbarisch genug nach seiner Saͤtigung, selbst die schoͤnste entknospte Unschuld grausam zu mißhandeln und ohn' Erbarmen, hart gegen alles Gewinsel, ins Elend von sich zu stoßen. Die schoͤnsten Kinder seiner Brut muͤssen oft des Lebens unsicher seiner Wuth entfliehen, und mit der Mutter unter freiem Himmel elende Naͤchte durchwachen. Jn solchen Augenblicken, wo er sich selbst zu uͤberwinden scheint, ist er wie eine Mißgeburth der Natur, deren sonst laute Stimme er auch nuͤchternen Muths nicht hoͤrt. Auch die schoͤnste Statue, die ihn mit Affenneigung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
denn sein lasterhaftes Pointd'honnoͤr ist zu groß und duldet dieses Laster nicht. Seit seinem 16ten Jahre ohngefaͤhr ist er zu diesem Original erwachsen als Bauern Sohn, bei einer sehr guten gemeinen Erkenntniß; hat auch hier und da bei recht guten Leuten gedient. Die Schwaͤrze seines Herzens hat nach meiner geringen Menschenkenntniß ihren hoͤchsten Staffel erreicht. Lachend und scherzend mit satanisch hoͤhnender Miene ist er faͤhig, jeden Menschen, die Unschuld selbst auf die herzkraͤnkendste Weise zu betruͤben, ohn Anlaß und Ursach! Verraͤtherey, die listig entlockten Geheimnisse seines Busenfreundes frohlockend kund zu machen, ist sichtbare Wollust fuͤr seine Seele. Bruͤnstig wiehrend wie Vieh in der Menschenhaut lockt und liebkoset er so, als Juͤngling, so als Mann (ehemals mit einer Art von Zauberkraft, jezt faͤngt seine Schoͤnheit unter dem Laster an zu verwelcken) und ist barbarisch genug nach seiner Saͤtigung, selbst die schoͤnste entknospte Unschuld grausam zu mißhandeln und ohn' Erbarmen, hart gegen alles Gewinsel, ins Elend von sich zu stoßen. Die schoͤnsten Kinder seiner Brut muͤssen oft des Lebens unsicher seiner Wuth entfliehen, und mit der Mutter unter freiem Himmel elende Naͤchte durchwachen. Jn solchen Augenblicken, wo er sich selbst zu uͤberwinden scheint, ist er wie eine Mißgeburth der Natur, deren sonst laute Stimme er auch nuͤchternen Muths nicht hoͤrt. Auch die schoͤnste Statue, die ihn mit Affenneigung
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