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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

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dieser Art von Arbeit mache, so hielt der Erzbischof ihm eine Pappe unter das Kinn, damit er nicht das Papier worauf der Geistliche schrieb, sehen könnte; aber er schrieb fort, ohne daß er merkte, was jener mit ihm vornahm. Um ferner zu wissen, wie der Nachtwandrer die Gegenwart der Objecte, die sich vor ihm befanden, erkenne, so nahm ihm jener das Papier weg, worauf er schrieb, und legte ihm verschiedene andre Papiere unter; aber in den Augenblick wurde es der junge Geistliche gewahr, weil sie von ungleicher Größe waren. Wenn man ihm aber ein Papier unterschob, welches dem seinigen vollkommen gleich war, so hielt er es auch für das Seinige, und schrieb die Verbesserungen auf die Seiten, die mit dem Seinigen überein kamen. Durch diesen Kunstgriff bekam man denn verschiedene seiner nächtlichen Schriften in die Hände.

Der Erzbischof von Bourdeaux, fährt der Encyclopedist fort, hat sie mir mitgetheilt. Das Erstaunenswürdigste davon sind seine ziemlich genau geschriebenen musicalischen Stücke. Er bediente sich dazu eines Stocks statt des Lineals, zog die fünf Linien in gehöriger Entfernung von einander, sezte den Schlüssel, die Vorzeichnungen und halben Töne an ihre rechte Stelle, und bezeichnete dann die Noten, die er anfangs nicht ausfüllte, wenn aber das musicalische Stück geendigt war, diejenigen ganz schwarz zeichnete, die es seyn mußten. Die Worte waren darunter geschrieben. Es be-


dieser Art von Arbeit mache, so hielt der Erzbischof ihm eine Pappe unter das Kinn, damit er nicht das Papier worauf der Geistliche schrieb, sehen koͤnnte; aber er schrieb fort, ohne daß er merkte, was jener mit ihm vornahm. Um ferner zu wissen, wie der Nachtwandrer die Gegenwart der Objecte, die sich vor ihm befanden, erkenne, so nahm ihm jener das Papier weg, worauf er schrieb, und legte ihm verschiedene andre Papiere unter; aber in den Augenblick wurde es der junge Geistliche gewahr, weil sie von ungleicher Groͤße waren. Wenn man ihm aber ein Papier unterschob, welches dem seinigen vollkommen gleich war, so hielt er es auch fuͤr das Seinige, und schrieb die Verbesserungen auf die Seiten, die mit dem Seinigen uͤberein kamen. Durch diesen Kunstgriff bekam man denn verschiedene seiner naͤchtlichen Schriften in die Haͤnde.

Der Erzbischof von Bourdeaux, faͤhrt der Encyclopedist fort, hat sie mir mitgetheilt. Das Erstaunenswuͤrdigste davon sind seine ziemlich genau geschriebenen musicalischen Stuͤcke. Er bediente sich dazu eines Stocks statt des Lineals, zog die fuͤnf Linien in gehoͤriger Entfernung von einander, sezte den Schluͤssel, die Vorzeichnungen und halben Toͤne an ihre rechte Stelle, und bezeichnete dann die Noten, die er anfangs nicht ausfuͤllte, wenn aber das musicalische Stuͤck geendigt war, diejenigen ganz schwarz zeichnete, die es seyn mußten. Die Worte waren darunter geschrieben. Es be-

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[60/0060] dieser Art von Arbeit mache, so hielt der Erzbischof ihm eine Pappe unter das Kinn, damit er nicht das Papier worauf der Geistliche schrieb, sehen koͤnnte; aber er schrieb fort, ohne daß er merkte, was jener mit ihm vornahm. Um ferner zu wissen, wie der Nachtwandrer die Gegenwart der Objecte, die sich vor ihm befanden, erkenne, so nahm ihm jener das Papier weg, worauf er schrieb, und legte ihm verschiedene andre Papiere unter; aber in den Augenblick wurde es der junge Geistliche gewahr, weil sie von ungleicher Groͤße waren. Wenn man ihm aber ein Papier unterschob, welches dem seinigen vollkommen gleich war, so hielt er es auch fuͤr das Seinige, und schrieb die Verbesserungen auf die Seiten, die mit dem Seinigen uͤberein kamen. Durch diesen Kunstgriff bekam man denn verschiedene seiner naͤchtlichen Schriften in die Haͤnde. Der Erzbischof von Bourdeaux, faͤhrt der Encyclopedist fort, hat sie mir mitgetheilt. Das Erstaunenswuͤrdigste davon sind seine ziemlich genau geschriebenen musicalischen Stuͤcke. Er bediente sich dazu eines Stocks statt des Lineals, zog die fuͤnf Linien in gehoͤriger Entfernung von einander, sezte den Schluͤssel, die Vorzeichnungen und halben Toͤne an ihre rechte Stelle, und bezeichnete dann die Noten, die er anfangs nicht ausfuͤllte, wenn aber das musicalische Stuͤck geendigt war, diejenigen ganz schwarz zeichnete, die es seyn mußten. Die Worte waren darunter geschrieben. Es be-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/60>, abgerufen am 04.12.2024.