Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0071" n="71"/><lb/> Cavalier insgemein zu sitzen pflegte, nannte diesen beim Namen, und verlangte eine Prise Taback von ihm. Man reichte ihm eine offene Dose; er nahm Taback. Hernach trat er in die Stellung eines Menschen, der auf etwas hoͤret; sobald er einen Befehl empfangen zu haben glaubte, lief er mit einem Wachsstocke nach einem Orte, wo insgemein ein brennendes Licht stand. Er glaubte seinen Wachsstock anzuzuͤnden, trug ihn, wie sichs gehoͤrt, ging damit durch den Saal, die Treppe hinunter, wobei er sich bisweilen umkehrte und stehen blieb, gleich als ob er jemanden die Treppe hinunter leuchtete. Er kam an die Thuͤre des Hauses, blieb seitwaͤrts stehen, ließ die Personen hinaus, die er in seiner Einbildung hinunter gefuͤhrt hatte, und beugte sich, so wie er glaubte, daß sie vor ihm vorbei giengen; hernach loͤschte er seinen Wachsstock aus, stieg geschwind die Treppe hinan, und setzte ihn wieder an seinen Ort. Er spielte an einem Abende diese Comoͤdie dreimal. Er verließ ferner den Vorsaal, gieng in den Speisesaal, suchte in seiner Tasche den Schluͤssel zum Glaͤserschranke, und rief da er ihn nicht fand, den Bedienten beim Namen, der ihm alle Abende denselben uͤbergeben sollte. Man brachte ihm den Schluͤssel, er oͤffnete damit den Schrank, setzte vier Flaschen auf einen silbernen Teller, und ging in die Kuͤche um sie vermuthlich mit Wasser zu fuͤllen, brachte sie aber leer wieder zuruͤck. Jm Hinaufsteigen der Treppe setzte<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0071]
Cavalier insgemein zu sitzen pflegte, nannte diesen beim Namen, und verlangte eine Prise Taback von ihm. Man reichte ihm eine offene Dose; er nahm Taback. Hernach trat er in die Stellung eines Menschen, der auf etwas hoͤret; sobald er einen Befehl empfangen zu haben glaubte, lief er mit einem Wachsstocke nach einem Orte, wo insgemein ein brennendes Licht stand. Er glaubte seinen Wachsstock anzuzuͤnden, trug ihn, wie sichs gehoͤrt, ging damit durch den Saal, die Treppe hinunter, wobei er sich bisweilen umkehrte und stehen blieb, gleich als ob er jemanden die Treppe hinunter leuchtete. Er kam an die Thuͤre des Hauses, blieb seitwaͤrts stehen, ließ die Personen hinaus, die er in seiner Einbildung hinunter gefuͤhrt hatte, und beugte sich, so wie er glaubte, daß sie vor ihm vorbei giengen; hernach loͤschte er seinen Wachsstock aus, stieg geschwind die Treppe hinan, und setzte ihn wieder an seinen Ort. Er spielte an einem Abende diese Comoͤdie dreimal. Er verließ ferner den Vorsaal, gieng in den Speisesaal, suchte in seiner Tasche den Schluͤssel zum Glaͤserschranke, und rief da er ihn nicht fand, den Bedienten beim Namen, der ihm alle Abende denselben uͤbergeben sollte. Man brachte ihm den Schluͤssel, er oͤffnete damit den Schrank, setzte vier Flaschen auf einen silbernen Teller, und ging in die Kuͤche um sie vermuthlich mit Wasser zu fuͤllen, brachte sie aber leer wieder zuruͤck. Jm Hinaufsteigen der Treppe setzte
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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