Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite


kitzelte; mit einem Worte, nichts machte einen Eindruck auf ihn. Das Gefühl hatte er zwar bisweilen sehr fein; aber öfters fühlte er auch wieder gar nichts.

Jch finde in dem allgemeinen Magazin der Natur, Theil 10. Leipzig 1759 diesen sonderbaren Menschen auch angeführt, aber die Erzählung ist daselbst sehr kurz ausgefallen, und man hat sie nur daselbst angeführt, um die außerordentlichen Wirkungen des Electrisirens auch bei dergleichen Uebeln zu zeigen. Man hatte bei dem Nachtwandler Negretti mancherlei Arten von Gegenmitteln gebraucht; aber alles vergebens und vielmehr zum Nachtheile. Darauf kam sein Herr auf den Gedanken, daß es helfen müßte, wenn man ihn electrisirte, und that es stufenweise bis zu der größern Erschütterung mit der Flasche. Da man dies mehrmals zu der Stunde, da ihn der Schlaf überfallen sollte, gethan hatte; so schlief er schon seit dem ersten Abend geruhig, ohne das geringste von den wunderlichen Dingen, die er sonst zu thun pflegte, vorzunehmen, auch nicht länger als eine halbe Stunde und erwachte von selbst. Nach Verlauf von acht Tagen aber schlief er nicht mehr zur Unzeit ein, und schlief nachher die Nacht über ruhig. Das Electrisiren konnte den Negretti auf eine zweifache Art geheilt haben, -- durch eine Stärkung seiner Nerven, oder dadurch, daß er sich der im Nachtwandeln erhaltenen electrischen Schläge im Traume wieder erinnerte,


kitzelte; mit einem Worte, nichts machte einen Eindruck auf ihn. Das Gefuͤhl hatte er zwar bisweilen sehr fein; aber oͤfters fuͤhlte er auch wieder gar nichts.

Jch finde in dem allgemeinen Magazin der Natur, Theil 10. Leipzig 1759 diesen sonderbaren Menschen auch angefuͤhrt, aber die Erzaͤhlung ist daselbst sehr kurz ausgefallen, und man hat sie nur daselbst angefuͤhrt, um die außerordentlichen Wirkungen des Electrisirens auch bei dergleichen Uebeln zu zeigen. Man hatte bei dem Nachtwandler Negretti mancherlei Arten von Gegenmitteln gebraucht; aber alles vergebens und vielmehr zum Nachtheile. Darauf kam sein Herr auf den Gedanken, daß es helfen muͤßte, wenn man ihn electrisirte, und that es stufenweise bis zu der groͤßern Erschuͤtterung mit der Flasche. Da man dies mehrmals zu der Stunde, da ihn der Schlaf uͤberfallen sollte, gethan hatte; so schlief er schon seit dem ersten Abend geruhig, ohne das geringste von den wunderlichen Dingen, die er sonst zu thun pflegte, vorzunehmen, auch nicht laͤnger als eine halbe Stunde und erwachte von selbst. Nach Verlauf von acht Tagen aber schlief er nicht mehr zur Unzeit ein, und schlief nachher die Nacht uͤber ruhig. Das Electrisiren konnte den Negretti auf eine zweifache Art geheilt haben, — durch eine Staͤrkung seiner Nerven, oder dadurch, daß er sich der im Nachtwandeln erhaltenen electrischen Schlaͤge im Traume wieder erinnerte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0078" n="78"/><lb/>
kitzelte; mit einem Worte, nichts machte einen Eindruck auf ihn. Das                         Gefu&#x0364;hl hatte er zwar bisweilen sehr fein; aber o&#x0364;fters fu&#x0364;hlte er auch wieder                         gar nichts.</p>
            <p>Jch finde in dem allgemeinen Magazin der Natur, Theil 10. Leipzig 1759 diesen                         sonderbaren Menschen auch angefu&#x0364;hrt, aber die Erza&#x0364;hlung ist daselbst sehr                         kurz ausgefallen, und man hat sie nur daselbst angefu&#x0364;hrt, um die                         außerordentlichen Wirkungen des <hi rendition="#b">Electrisirens</hi> auch                         bei dergleichen Uebeln zu zeigen. Man hatte bei dem Nachtwandler Negretti                         mancherlei Arten von Gegenmitteln gebraucht; aber alles vergebens und                         vielmehr zum Nachtheile. Darauf kam sein Herr auf den Gedanken, daß es                         helfen mu&#x0364;ßte, wenn man ihn electrisirte, und that es stufenweise bis zu der                         gro&#x0364;ßern Erschu&#x0364;tterung mit der Flasche. Da man dies mehrmals zu der Stunde,                         da ihn der Schlaf u&#x0364;berfallen sollte, gethan hatte; so schlief er schon seit                         dem ersten Abend geruhig, ohne das geringste von den wunderlichen Dingen,                         die er sonst zu thun pflegte, vorzunehmen, auch nicht la&#x0364;nger als eine halbe                         Stunde und erwachte von selbst. Nach Verlauf von acht Tagen aber schlief er                         nicht mehr zur Unzeit ein, und schlief nachher die Nacht u&#x0364;ber ruhig. Das                         Electrisiren konnte den Negretti auf eine zweifache Art geheilt haben, &#x2014;                         durch eine Sta&#x0364;rkung seiner Nerven, oder dadurch, daß er sich der im                         Nachtwandeln erhaltenen electrischen Schla&#x0364;ge im Traume wieder erinnerte,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0078] kitzelte; mit einem Worte, nichts machte einen Eindruck auf ihn. Das Gefuͤhl hatte er zwar bisweilen sehr fein; aber oͤfters fuͤhlte er auch wieder gar nichts. Jch finde in dem allgemeinen Magazin der Natur, Theil 10. Leipzig 1759 diesen sonderbaren Menschen auch angefuͤhrt, aber die Erzaͤhlung ist daselbst sehr kurz ausgefallen, und man hat sie nur daselbst angefuͤhrt, um die außerordentlichen Wirkungen des Electrisirens auch bei dergleichen Uebeln zu zeigen. Man hatte bei dem Nachtwandler Negretti mancherlei Arten von Gegenmitteln gebraucht; aber alles vergebens und vielmehr zum Nachtheile. Darauf kam sein Herr auf den Gedanken, daß es helfen muͤßte, wenn man ihn electrisirte, und that es stufenweise bis zu der groͤßern Erschuͤtterung mit der Flasche. Da man dies mehrmals zu der Stunde, da ihn der Schlaf uͤberfallen sollte, gethan hatte; so schlief er schon seit dem ersten Abend geruhig, ohne das geringste von den wunderlichen Dingen, die er sonst zu thun pflegte, vorzunehmen, auch nicht laͤnger als eine halbe Stunde und erwachte von selbst. Nach Verlauf von acht Tagen aber schlief er nicht mehr zur Unzeit ein, und schlief nachher die Nacht uͤber ruhig. Das Electrisiren konnte den Negretti auf eine zweifache Art geheilt haben, — durch eine Staͤrkung seiner Nerven, oder dadurch, daß er sich der im Nachtwandeln erhaltenen electrischen Schlaͤge im Traume wieder erinnerte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/78
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/78>, abgerufen am 04.12.2024.