Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.
"Und von dieser Zeit an bin ich wieder ein vernünftiger Mensch geworden, nachdem ich länger als ein Jahr im unvernünftigen Taumel zugebracht hatte."
»Und von dieser Zeit an bin ich wieder ein vernuͤnftiger Mensch geworden, nachdem ich laͤnger als ein Jahr im unvernuͤnftigen Taumel zugebracht hatte.« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0112" n="112"/><lb/> in welches ich ohne Rettung gestuͤrzt waͤre, bewahrt hat. R. der meine immer zunehmende Abneigung vom Studiren sehen mußte, und doch nicht helfen konnte, reiste zu meinem Vater, und entdeckte ihm meine Umstaͤnde. Mein Vater berief mich alsdann auch zu sich, nahm mich ganz allein auf seine Stube, und stellte mir die Folgen meines unseeligen Hangs so lebhaft vor, daß ich zitterte. Jch antwortete ihm, ich koͤnne mich eben nicht zufrieden geben, wenn ich keine Komoͤdie sehen duͤrfe; dies erlaubte er mir dann, gab mir Geld dazu, und sagte mir aber, daß ich den Tag darauf, nachdem ich in der Komoͤdie gewesen waͤre, wieder zu ihm kommen sollte. Jch gieng darein, war wie im Himmel darin, aber als ich heraus kam, und noch mehr, als ich den Tag darauf zu meinem Vater reiste, war die lodernde Flamme schon etwas gedaͤmpft. Als nun vollends seine so liebreichen Vorstellungen dazu kamen, so wuͤrkten diese und seine unvermuthete Erlaubniß, in die Komoͤdie gehen zu duͤrfen, so viel bei mir, daß ich erwachte, und den Entschluß faßte, mich ganz diesem Taumel zu entreißen. Jch fuͤhrte den Entschluß auch gleich dadurch aus, daß ich die Komoͤdien, die ich zu dem vorgehabten Theater gesammelt hatte, ins Feuer warf, wo ich sie mit wahrer Herzensfreude hell auflodern sah.« —</p> <p>»Und von dieser Zeit an bin ich wieder ein vernuͤnftiger Mensch geworden, nachdem ich laͤnger als ein Jahr im unvernuͤnftigen Taumel zugebracht hatte.«</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0112]
in welches ich ohne Rettung gestuͤrzt waͤre, bewahrt hat. R. der meine immer zunehmende Abneigung vom Studiren sehen mußte, und doch nicht helfen konnte, reiste zu meinem Vater, und entdeckte ihm meine Umstaͤnde. Mein Vater berief mich alsdann auch zu sich, nahm mich ganz allein auf seine Stube, und stellte mir die Folgen meines unseeligen Hangs so lebhaft vor, daß ich zitterte. Jch antwortete ihm, ich koͤnne mich eben nicht zufrieden geben, wenn ich keine Komoͤdie sehen duͤrfe; dies erlaubte er mir dann, gab mir Geld dazu, und sagte mir aber, daß ich den Tag darauf, nachdem ich in der Komoͤdie gewesen waͤre, wieder zu ihm kommen sollte. Jch gieng darein, war wie im Himmel darin, aber als ich heraus kam, und noch mehr, als ich den Tag darauf zu meinem Vater reiste, war die lodernde Flamme schon etwas gedaͤmpft. Als nun vollends seine so liebreichen Vorstellungen dazu kamen, so wuͤrkten diese und seine unvermuthete Erlaubniß, in die Komoͤdie gehen zu duͤrfen, so viel bei mir, daß ich erwachte, und den Entschluß faßte, mich ganz diesem Taumel zu entreißen. Jch fuͤhrte den Entschluß auch gleich dadurch aus, daß ich die Komoͤdien, die ich zu dem vorgehabten Theater gesammelt hatte, ins Feuer warf, wo ich sie mit wahrer Herzensfreude hell auflodern sah.« —
»Und von dieser Zeit an bin ich wieder ein vernuͤnftiger Mensch geworden, nachdem ich laͤnger als ein Jahr im unvernuͤnftigen Taumel zugebracht hatte.«
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