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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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Vergehen, vergehen muß ich -- ach, so gewiß, als o dieser Augenblick mein letzter wäre -- so gewiß ist der Augenblick meines Todes -- er ist da! -- und wo ist dann meine Größe? -- Wo sind alle meine Entwürfe? -- Und ich härme mich um ein Blendwerk ab -- Und genieße keine der Freuden, die ich genießen könnte. --

O, wer stillet den Tumult meiner Gedanken? -- Jch sehe es immer deutlicher ein, wie thöricht ich gehandelt habe. --

Thus let me live, unseen, unknown, Thus unlamented let me die, steal from the World, and not a stone tell where I lie! Pope.

So dachtest du in deinem zwölften Jahre, edler Mann! -- Aber du lebtest nicht unbekannt und unbemerkt, sondern verehrt und gepriesen von deinen Zeitgenossen, mitten im Schauplatz der grossen Welt; auch starbst du nicht unbeweinet, und dein Andenken ist der spätern Nachwelt heilig!

Der entscheidende Schritt ist also zurück gethan -- Wem würde ich dieses geglaubt haben, der mir es am siebenten Julii vorausgesagt hätte? -- daß ich mich nach alle den Aussichten in die weite Welt, wieder einschränken würde in das enge Stübchen? -- daß alle meine Wünsche und Begierden auf ein anderes Ziel geheftet seyn würden? --



Vergehen, vergehen muß ich — ach, so gewiß, als o dieser Augenblick mein letzter waͤre — so gewiß ist der Augenblick meines Todes — er ist da! — und wo ist dann meine Groͤße? — Wo sind alle meine Entwuͤrfe? — Und ich haͤrme mich um ein Blendwerk ab — Und genieße keine der Freuden, die ich genießen koͤnnte. —

O, wer stillet den Tumult meiner Gedanken? — Jch sehe es immer deutlicher ein, wie thoͤricht ich gehandelt habe. —

Thus let me live, unseen, unknown, Thus unlamented let me die, steal from the World, and not a stone tell where I lie! Pope.

So dachtest du in deinem zwoͤlften Jahre, edler Mann! — Aber du lebtest nicht unbekannt und unbemerkt, sondern verehrt und gepriesen von deinen Zeitgenossen, mitten im Schauplatz der grossen Welt; auch starbst du nicht unbeweinet, und dein Andenken ist der spaͤtern Nachwelt heilig!

Der entscheidende Schritt ist also zuruͤck gethan — Wem wuͤrde ich dieses geglaubt haben, der mir es am siebenten Julii vorausgesagt haͤtte? — daß ich mich nach alle den Aussichten in die weite Welt, wieder einschraͤnken wuͤrde in das enge Stuͤbchen? — daß alle meine Wuͤnsche und Begierden auf ein anderes Ziel geheftet seyn wuͤrden? —


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[42/0042] Vergehen, vergehen muß ich — ach, so gewiß, als o dieser Augenblick mein letzter waͤre — so gewiß ist der Augenblick meines Todes — er ist da! — und wo ist dann meine Groͤße? — Wo sind alle meine Entwuͤrfe? — Und ich haͤrme mich um ein Blendwerk ab — Und genieße keine der Freuden, die ich genießen koͤnnte. — O, wer stillet den Tumult meiner Gedanken? — Jch sehe es immer deutlicher ein, wie thoͤricht ich gehandelt habe. — Mittwoch den 22. August. Thus let me live, unseen, unknown, Thus unlamented let me die, steal from the World, and not a stone tell where I lie! Pope. So dachtest du in deinem zwoͤlften Jahre, edler Mann! — Aber du lebtest nicht unbekannt und unbemerkt, sondern verehrt und gepriesen von deinen Zeitgenossen, mitten im Schauplatz der grossen Welt; auch starbst du nicht unbeweinet, und dein Andenken ist der spaͤtern Nachwelt heilig! Der entscheidende Schritt ist also zuruͤck gethan — Wem wuͤrde ich dieses geglaubt haben, der mir es am siebenten Julii vorausgesagt haͤtte? — daß ich mich nach alle den Aussichten in die weite Welt, wieder einschraͤnken wuͤrde in das enge Stuͤbchen? — daß alle meine Wuͤnsche und Begierden auf ein anderes Ziel geheftet seyn wuͤrden? —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/42>, abgerufen am 23.11.2024.