Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.
Noch thörichter aber würde es seyn, ein Magazin zur Erfahrungsseelenkunde absichtlich gegen den Aberglauben zu schreiben. Ein solches Werk muß ja schlechterdings gegen nichts geschrieben seyn, es muß gegen nichts arbeiten, wenn es seines Zwecks nicht ganz verfehlen will. Jm dritten Stück des sechsten Bandes auf der ersten Seite sagt Hr. : "das Gutachten über den Gemüthszustand des verabschiedeten P.Soldaten Matthias Matthiesen u.s.w. ist ein neuer Beitrag zu der Erfahrung, daß die Menschen sich durch nichts leichter als durch chimärische Hofnungen künftiger Glückseligkeit täuschen lassen." Und in diesem moralisirenden Tone geht es fort. -- Um dergleichen Reflexionen zu machen, bedarf es freilich keines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde, dies bedarf aber auch solcher Reflexionen nicht. -- Auf der dritten Seite eben dieses Stücks erzählt Hr. in seiner Revision ein ganzes Faktum von Wort zu Wort wieder, und setzt am Ende ein paar sehr unbedeutende Reflexionen hinzu, wodurch die Revision eines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde denn freilich sehr erleichtert wird. P.
Noch thoͤrichter aber wuͤrde es seyn, ein Magazin zur Erfahrungsseelenkunde absichtlich gegen den Aberglauben zu schreiben. Ein solches Werk muß ja schlechterdings gegen nichts geschrieben seyn, es muß gegen nichts arbeiten, wenn es seines Zwecks nicht ganz verfehlen will. Jm dritten Stuͤck des sechsten Bandes auf der ersten Seite sagt Hr. : »das Gutachten uͤber den Gemuͤthszustand des verabschiedeten P.Soldaten Matthias Matthiesen u.s.w. ist ein neuer Beitrag zu der Erfahrung, daß die Menschen sich durch nichts leichter als durch chimaͤrische Hofnungen kuͤnftiger Gluͤckseligkeit taͤuschen lassen.« Und in diesem moralisirenden Tone geht es fort. — Um dergleichen Reflexionen zu machen, bedarf es freilich keines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde, dies bedarf aber auch solcher Reflexionen nicht. — Auf der dritten Seite eben dieses Stuͤcks erzaͤhlt Hr. in seiner Revision ein ganzes Faktum von Wort zu Wort wieder, und setzt am Ende ein paar sehr unbedeutende Reflexionen hinzu, wodurch die Revision eines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde denn freilich sehr erleichtert wird. P. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0007" n="7"/><lb/> wa mißbrauchen, und sich in ihrem Aberglauben dadurch bestaͤrken koͤnnten. —</p> <p>Noch thoͤrichter aber wuͤrde es seyn, ein Magazin zur Erfahrungsseelenkunde absichtlich <hi rendition="#b">gegen</hi> den Aberglauben zu schreiben.</p> <p>Ein solches Werk muß ja schlechterdings <hi rendition="#b">gegen</hi> nichts geschrieben seyn, es muß gegen nichts arbeiten, wenn es seines Zwecks nicht ganz verfehlen will.</p> <p>Jm dritten Stuͤck des sechsten Bandes auf der ersten Seite sagt Hr. <persName ref="#ref2"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>P.</persName>: »das Gutachten uͤber den Gemuͤthszustand des verabschiedeten <choice><corr>Soldaten</corr><sic>Soldaten Soldaten</sic></choice> Matthias Matthiesen u.s.w. ist ein neuer Beitrag zu der Erfahrung, daß die Menschen sich durch nichts leichter als durch chimaͤrische Hofnungen kuͤnftiger Gluͤckseligkeit taͤuschen lassen.« Und in diesem moralisirenden Tone geht es fort. —</p> <p>Um dergleichen Reflexionen zu machen, bedarf es freilich keines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde, dies bedarf aber auch solcher Reflexionen nicht. —</p> <p>Auf der dritten Seite eben dieses Stuͤcks erzaͤhlt Hr. <persName ref="#ref2"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>P.</persName> in seiner Revision ein ganzes Faktum von Wort zu Wort wieder, und setzt am Ende ein paar sehr unbedeutende Reflexionen hinzu, wodurch die Revision eines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde denn freilich sehr erleichtert wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0007]
wa mißbrauchen, und sich in ihrem Aberglauben dadurch bestaͤrken koͤnnten. —
Noch thoͤrichter aber wuͤrde es seyn, ein Magazin zur Erfahrungsseelenkunde absichtlich gegen den Aberglauben zu schreiben.
Ein solches Werk muß ja schlechterdings gegen nichts geschrieben seyn, es muß gegen nichts arbeiten, wenn es seines Zwecks nicht ganz verfehlen will.
Jm dritten Stuͤck des sechsten Bandes auf der ersten Seite sagt Hr. P.: »das Gutachten uͤber den Gemuͤthszustand des verabschiedeten Soldaten Matthias Matthiesen u.s.w. ist ein neuer Beitrag zu der Erfahrung, daß die Menschen sich durch nichts leichter als durch chimaͤrische Hofnungen kuͤnftiger Gluͤckseligkeit taͤuschen lassen.« Und in diesem moralisirenden Tone geht es fort. —
Um dergleichen Reflexionen zu machen, bedarf es freilich keines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde, dies bedarf aber auch solcher Reflexionen nicht. —
Auf der dritten Seite eben dieses Stuͤcks erzaͤhlt Hr. P. in seiner Revision ein ganzes Faktum von Wort zu Wort wieder, und setzt am Ende ein paar sehr unbedeutende Reflexionen hinzu, wodurch die Revision eines Magazins zur Erfahrungsseelenkunde denn freilich sehr erleichtert wird.
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