Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.Es ist eine ledige Leuchte: man kann eine Fackel dabei anzünden. Vielleicht ist es nur ein falscher Glanz oder Schimmer, der in den Abgrund stürzen kann. Jch weiß es nicht, Gott weiß es; es ist meine Sache nicht, ihr müsset ein gesundes Unterscheidungsurtheil darüber fällen. Man muß nur den falschen Glanz auslöschen, die Fackel wird sich nimmermehr von selbst anstecken, wenn sie Gott nicht ansteckt. Jch bitte Gott, er wolle euch immerdar erleuchten, daß ihr nur seinen Willen thun möget; was mich anlangt, wenn ihr mich unter die Füße treten solltet, so würdet ihr mir nicht unrecht thun, und ich würde nichts dagegen sagen können. Das ist es, was ich sagen kann von meinem Nichts, daß ich wollte, wenn ich etwas wollen könnte, daß man seiner ewiglich vergessen möchte. Wenn mein Lebenslauf nicht geschrieben wäre, würde er wohl schwerlich geschrieben werden; und nichts destoweniger wollte ich ihn dennoch auf das geringste gegebene Zeichen, auf das neue wieder schreiben, ohne zu wissen warum, oder was ich sagen will. Heiliger Vater, ich habe dir diejenigen wieder in deine Hände gegeben, die du mir gegeben hast; erhalte sie in deiner Wahrheit, damit die Lügen nicht möge zu ihnen nahen! Das heißt in der Lügen stehen, wenn man sich das allergeringste zueignet; es heißt in der Lügen stehen, wenn man glaubt, man könne etwas, wenn Es ist eine ledige Leuchte: man kann eine Fackel dabei anzuͤnden. Vielleicht ist es nur ein falscher Glanz oder Schimmer, der in den Abgrund stuͤrzen kann. Jch weiß es nicht, Gott weiß es; es ist meine Sache nicht, ihr muͤsset ein gesundes Unterscheidungsurtheil daruͤber faͤllen. Man muß nur den falschen Glanz ausloͤschen, die Fackel wird sich nimmermehr von selbst anstecken, wenn sie Gott nicht ansteckt. Jch bitte Gott, er wolle euch immerdar erleuchten, daß ihr nur seinen Willen thun moͤget; was mich anlangt, wenn ihr mich unter die Fuͤße treten solltet, so wuͤrdet ihr mir nicht unrecht thun, und ich wuͤrde nichts dagegen sagen koͤnnen. Das ist es, was ich sagen kann von meinem Nichts, daß ich wollte, wenn ich etwas wollen koͤnnte, daß man seiner ewiglich vergessen moͤchte. Wenn mein Lebenslauf nicht geschrieben waͤre, wuͤrde er wohl schwerlich geschrieben werden; und nichts destoweniger wollte ich ihn dennoch auf das geringste gegebene Zeichen, auf das neue wieder schreiben, ohne zu wissen warum, oder was ich sagen will. Heiliger Vater, ich habe dir diejenigen wieder in deine Haͤnde gegeben, die du mir gegeben hast; erhalte sie in deiner Wahrheit, damit die Luͤgen nicht moͤge zu ihnen nahen! Das heißt in der Luͤgen stehen, wenn man sich das allergeringste zueignet; es heißt in der Luͤgen stehen, wenn man glaubt, man koͤnne etwas, wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0090" n="90"/><lb/> <p>Es ist eine ledige Leuchte: man kann eine Fackel dabei anzuͤnden. Vielleicht ist es nur ein falscher Glanz oder Schimmer, der in den Abgrund stuͤrzen kann. Jch weiß es nicht, Gott weiß es; es ist meine Sache nicht, ihr muͤsset ein gesundes Unterscheidungsurtheil daruͤber faͤllen.</p> <p>Man muß nur den falschen Glanz ausloͤschen, die Fackel wird sich nimmermehr von selbst anstecken, wenn sie Gott nicht ansteckt. Jch bitte Gott, er wolle euch immerdar erleuchten, daß ihr nur seinen Willen thun moͤget; was mich anlangt, wenn ihr mich unter die Fuͤße treten solltet, so wuͤrdet ihr mir nicht unrecht thun, und ich wuͤrde nichts dagegen sagen koͤnnen.</p> <p>Das ist es, was ich sagen kann von meinem Nichts, daß ich wollte, wenn ich etwas wollen koͤnnte, daß man seiner ewiglich vergessen moͤchte. Wenn mein Lebenslauf nicht geschrieben waͤre, wuͤrde er wohl schwerlich geschrieben werden; und nichts destoweniger wollte ich ihn dennoch auf das geringste gegebene Zeichen, auf das neue wieder schreiben, ohne zu wissen warum, oder was ich sagen will.</p> <p>Heiliger Vater, ich habe dir diejenigen wieder in deine Haͤnde gegeben, die du mir gegeben hast; erhalte sie in deiner Wahrheit, damit die Luͤgen nicht moͤge zu ihnen nahen!</p> <p>Das heißt in der Luͤgen stehen, wenn man sich das allergeringste zueignet; es heißt in der Luͤgen stehen, wenn man glaubt, man koͤnne etwas, wenn<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0090]
Es ist eine ledige Leuchte: man kann eine Fackel dabei anzuͤnden. Vielleicht ist es nur ein falscher Glanz oder Schimmer, der in den Abgrund stuͤrzen kann. Jch weiß es nicht, Gott weiß es; es ist meine Sache nicht, ihr muͤsset ein gesundes Unterscheidungsurtheil daruͤber faͤllen.
Man muß nur den falschen Glanz ausloͤschen, die Fackel wird sich nimmermehr von selbst anstecken, wenn sie Gott nicht ansteckt. Jch bitte Gott, er wolle euch immerdar erleuchten, daß ihr nur seinen Willen thun moͤget; was mich anlangt, wenn ihr mich unter die Fuͤße treten solltet, so wuͤrdet ihr mir nicht unrecht thun, und ich wuͤrde nichts dagegen sagen koͤnnen.
Das ist es, was ich sagen kann von meinem Nichts, daß ich wollte, wenn ich etwas wollen koͤnnte, daß man seiner ewiglich vergessen moͤchte. Wenn mein Lebenslauf nicht geschrieben waͤre, wuͤrde er wohl schwerlich geschrieben werden; und nichts destoweniger wollte ich ihn dennoch auf das geringste gegebene Zeichen, auf das neue wieder schreiben, ohne zu wissen warum, oder was ich sagen will.
Heiliger Vater, ich habe dir diejenigen wieder in deine Haͤnde gegeben, die du mir gegeben hast; erhalte sie in deiner Wahrheit, damit die Luͤgen nicht moͤge zu ihnen nahen!
Das heißt in der Luͤgen stehen, wenn man sich das allergeringste zueignet; es heißt in der Luͤgen stehen, wenn man glaubt, man koͤnne etwas, wenn
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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