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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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er alle Freude an diesem Spiel verliert, da hingegen beim Gewinnst seine Freude eben so übermäßig ist. Dies giebt bedeutende Winke für den Erzieher, ihn so viel möglich vor der Neigung zum Spiele zu verwahren, denn sollte er einmal das Unglück haben, ins Spiel zu gerathen, so würde er gewiß auch recht unglücklich dadurch werden. Jm übrigen hat seine Empfindlichkeit und Empfindsamkeit den rechten Grad. Zwar wird er nicht durch jede rührende Erzählung bis zum Weinen gerührt, -- allein ist dies nöthig?-- und doch habe ich auch schon bei der Geschichte Josephs, die ich ihm erzählte, eine Thräne seinem Auge entquellen sehen.

2.

C. F. E. ein Bruder des vorigen, zwischen 8 und 9 Jahren, in gewissen Stücken ihm ganz ähnlich, in andern das völlige Gegentheil von ihm. Aehnlich in seinen Anlagen und Fähigkeiten, völlig verschieden in den Aeußerungen derselben. Er hat ein außerordentlich lebhaftes Temperament, das man schon in jedem seiner Gesichtszüge und in jeder Bewegung erkennt. Sein Gesicht hat so viel offenes und gutmüthiges, daß man ihn schon darum lieb gewinnen müßte, wenn man auch seine Herzensgüte nicht kennete. Dabei hat er es so in seiner Gewalt, und kann sich damit oft ein so drollichtes Ansehen geben, das auch den Ernsthaftesten aus seinem Gleichgewicht bringen kann. Sein Gang ist


er alle Freude an diesem Spiel verliert, da hingegen beim Gewinnst seine Freude eben so uͤbermaͤßig ist. Dies giebt bedeutende Winke fuͤr den Erzieher, ihn so viel moͤglich vor der Neigung zum Spiele zu verwahren, denn sollte er einmal das Ungluͤck haben, ins Spiel zu gerathen, so wuͤrde er gewiß auch recht ungluͤcklich dadurch werden. Jm uͤbrigen hat seine Empfindlichkeit und Empfindsamkeit den rechten Grad. Zwar wird er nicht durch jede ruͤhrende Erzaͤhlung bis zum Weinen geruͤhrt, — allein ist dies noͤthig?— und doch habe ich auch schon bei der Geschichte Josephs, die ich ihm erzaͤhlte, eine Thraͤne seinem Auge entquellen sehen.

2.

C. F. E. ein Bruder des vorigen, zwischen 8 und 9 Jahren, in gewissen Stuͤcken ihm ganz aͤhnlich, in andern das voͤllige Gegentheil von ihm. Aehnlich in seinen Anlagen und Faͤhigkeiten, voͤllig verschieden in den Aeußerungen derselben. Er hat ein außerordentlich lebhaftes Temperament, das man schon in jedem seiner Gesichtszuͤge und in jeder Bewegung erkennt. Sein Gesicht hat so viel offenes und gutmuͤthiges, daß man ihn schon darum lieb gewinnen muͤßte, wenn man auch seine Herzensguͤte nicht kennete. Dabei hat er es so in seiner Gewalt, und kann sich damit oft ein so drollichtes Ansehen geben, das auch den Ernsthaftesten aus seinem Gleichgewicht bringen kann. Sein Gang ist

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[99/0099] er alle Freude an diesem Spiel verliert, da hingegen beim Gewinnst seine Freude eben so uͤbermaͤßig ist. Dies giebt bedeutende Winke fuͤr den Erzieher, ihn so viel moͤglich vor der Neigung zum Spiele zu verwahren, denn sollte er einmal das Ungluͤck haben, ins Spiel zu gerathen, so wuͤrde er gewiß auch recht ungluͤcklich dadurch werden. Jm uͤbrigen hat seine Empfindlichkeit und Empfindsamkeit den rechten Grad. Zwar wird er nicht durch jede ruͤhrende Erzaͤhlung bis zum Weinen geruͤhrt, — allein ist dies noͤthig?— und doch habe ich auch schon bei der Geschichte Josephs, die ich ihm erzaͤhlte, eine Thraͤne seinem Auge entquellen sehen. 2. C. F. E. ein Bruder des vorigen, zwischen 8 und 9 Jahren, in gewissen Stuͤcken ihm ganz aͤhnlich, in andern das voͤllige Gegentheil von ihm. Aehnlich in seinen Anlagen und Faͤhigkeiten, voͤllig verschieden in den Aeußerungen derselben. Er hat ein außerordentlich lebhaftes Temperament, das man schon in jedem seiner Gesichtszuͤge und in jeder Bewegung erkennt. Sein Gesicht hat so viel offenes und gutmuͤthiges, daß man ihn schon darum lieb gewinnen muͤßte, wenn man auch seine Herzensguͤte nicht kennete. Dabei hat er es so in seiner Gewalt, und kann sich damit oft ein so drollichtes Ansehen geben, das auch den Ernsthaftesten aus seinem Gleichgewicht bringen kann. Sein Gang ist

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/99>, abgerufen am 23.11.2024.