Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


und sie dadurch mehr zu Gegenständen des Verstandes gemacht.

Dies findet aber in Ansehung der Farbe, des Gefühls von Hart und Weich, und der Töne nicht statt.

Jn Ansehung der letztern scheint es bloß auf die richtige Bemerkung des Eindrucks anzukommen, welchen ein Ton, der gehört wird, gegen einen der schon gehört worden, auf uns macht.

Hierbei müssen wir bemerken, daß zuweilen selbst Kinder dieses Verhältniß richtig wahrnehmen, da hingegen manchmal erwachsene Personen ihres guten Verstandes ohngeachtet es nicht im Stande sind.

Daß es nun bei letztern daran liegen müsse, daß sie nicht eines so starken Eindrucks fähig sind, welcher vermögend wäre, durch die Empfindung in den Verstand zu dringen, und sich da dem Gedächtniß einzuprägen, scheint außer Zweifel zu seyn.

Da man diesen Menschen aber doch keinesweges Empfindung absprechen kann, da sie öfters wohl empfindsamer sind, als andere, so scheint der Unterschied darin zu liegen, daß sie mittelbar durch den Verstand empfinden, weil die Dinge, die sie erkennen und einsehn, erst einigen Eindruck auf sie machen; und daß so, wie bei jenen der Eindruck durch die Empfindung auf den Verstand, bei diesen durch den Verstand auf die Empfindung würkt.



und sie dadurch mehr zu Gegenstaͤnden des Verstandes gemacht.

Dies findet aber in Ansehung der Farbe, des Gefuͤhls von Hart und Weich, und der Toͤne nicht statt.

Jn Ansehung der letztern scheint es bloß auf die richtige Bemerkung des Eindrucks anzukommen, welchen ein Ton, der gehoͤrt wird, gegen einen der schon gehoͤrt worden, auf uns macht.

Hierbei muͤssen wir bemerken, daß zuweilen selbst Kinder dieses Verhaͤltniß richtig wahrnehmen, da hingegen manchmal erwachsene Personen ihres guten Verstandes ohngeachtet es nicht im Stande sind.

Daß es nun bei letztern daran liegen muͤsse, daß sie nicht eines so starken Eindrucks faͤhig sind, welcher vermoͤgend waͤre, durch die Empfindung in den Verstand zu dringen, und sich da dem Gedaͤchtniß einzupraͤgen, scheint außer Zweifel zu seyn.

Da man diesen Menschen aber doch keinesweges Empfindung absprechen kann, da sie oͤfters wohl empfindsamer sind, als andere, so scheint der Unterschied darin zu liegen, daß sie mittelbar durch den Verstand empfinden, weil die Dinge, die sie erkennen und einsehn, erst einigen Eindruck auf sie machen; und daß so, wie bei jenen der Eindruck durch die Empfindung auf den Verstand, bei diesen durch den Verstand auf die Empfindung wuͤrkt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0102" n="100"/><lb/>
und sie dadurch mehr zu Gegensta&#x0364;nden des Verstandes gemacht. </p>
            <p>Dies findet aber in Ansehung der Farbe, des Gefu&#x0364;hls von Hart und Weich, und                         der To&#x0364;ne nicht statt. </p>
            <p>Jn Ansehung der letztern scheint es bloß auf die richtige Bemerkung des                         Eindrucks anzukommen, welchen ein Ton, der geho&#x0364;rt wird, gegen einen der                         schon geho&#x0364;rt worden, auf uns macht. </p>
            <p>Hierbei mu&#x0364;ssen wir bemerken, daß zuweilen selbst Kinder dieses Verha&#x0364;ltniß                         richtig wahrnehmen, da hingegen manchmal erwachsene Personen ihres guten                         Verstandes ohngeachtet es nicht im Stande sind. </p>
            <p>Daß es nun bei letztern daran liegen mu&#x0364;sse, daß sie nicht eines so starken                         Eindrucks fa&#x0364;hig sind, welcher vermo&#x0364;gend wa&#x0364;re, durch die Empfindung in den                         Verstand zu dringen, und sich da dem Geda&#x0364;chtniß einzupra&#x0364;gen, scheint außer                         Zweifel zu seyn. </p>
            <p>Da man diesen Menschen aber doch keinesweges Empfindung absprechen kann, da                         sie o&#x0364;fters wohl empfindsamer sind, als andere, so scheint der Unterschied                         darin zu liegen, daß sie mittelbar durch den Verstand empfinden, weil die                         Dinge, die sie erkennen und einsehn, erst einigen Eindruck auf sie machen;                         und daß so, wie bei jenen der Eindruck durch die Empfindung auf den                         Verstand, bei diesen durch den Verstand auf die Empfindung wu&#x0364;rkt. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0102] und sie dadurch mehr zu Gegenstaͤnden des Verstandes gemacht. Dies findet aber in Ansehung der Farbe, des Gefuͤhls von Hart und Weich, und der Toͤne nicht statt. Jn Ansehung der letztern scheint es bloß auf die richtige Bemerkung des Eindrucks anzukommen, welchen ein Ton, der gehoͤrt wird, gegen einen der schon gehoͤrt worden, auf uns macht. Hierbei muͤssen wir bemerken, daß zuweilen selbst Kinder dieses Verhaͤltniß richtig wahrnehmen, da hingegen manchmal erwachsene Personen ihres guten Verstandes ohngeachtet es nicht im Stande sind. Daß es nun bei letztern daran liegen muͤsse, daß sie nicht eines so starken Eindrucks faͤhig sind, welcher vermoͤgend waͤre, durch die Empfindung in den Verstand zu dringen, und sich da dem Gedaͤchtniß einzupraͤgen, scheint außer Zweifel zu seyn. Da man diesen Menschen aber doch keinesweges Empfindung absprechen kann, da sie oͤfters wohl empfindsamer sind, als andere, so scheint der Unterschied darin zu liegen, daß sie mittelbar durch den Verstand empfinden, weil die Dinge, die sie erkennen und einsehn, erst einigen Eindruck auf sie machen; und daß so, wie bei jenen der Eindruck durch die Empfindung auf den Verstand, bei diesen durch den Verstand auf die Empfindung wuͤrkt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/102
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/102>, abgerufen am 23.11.2024.