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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Jeder Körper ist in einem beständigen Aus- und Abfluß, immer sondern sich Theilchen von ihm ab, die eine eigene Modifikation, Gestalt, Bewegungs- und Bestimmungsart haben, je von welchen Elementen des Körpers zusammengesetzt sie ausfliessen. Jeden Gegenstand, den diese Theilchen begegnen, suchen sie in eine harmonische Bestimmungsart mit sich zu setzen, indem sie sich einander ihre besondern Elemente mittheilen und mit einander vermischen. Je mehr die Elemente des einen Körpers mit den andern disharmoniren, mehr oder weniger fest unter sich zusammenhängen, nachdem ist auch der Widerstand, ehe sich die zwei Körper von verschiedener Natur vereinbaren. Feuer z. B. erregt in unserm Körper eine heftigere Empfindung, als Wasser, weil die elementarischen Theilchen des Feuers einen festern Zusammenhang und eine thätigere Bestimmungsart haben, als die Theilchen des Wassers. --

Der gemachte Eindruck also des Gegenstandes auf unsere Nerven ist ähnlich mit dem Wesen des Gegenstandes selbst, dessen Theilchen den Nerven affiziret haben; er ist blosse Nachahmung des Körpers selbst. Die Empfindung, die wir von einem Gegenstande haben, wenn er auch schon abwesend ist, ist ein deutlicher Beweis, daß der Eindruck in nichts anderm bestehet, als wie wir ihn beschrieben haben. Denn wie wäre es möglich, daß wir durch Erinnerung eine ähnliche Empfindung mit dem ge-


Jeder Koͤrper ist in einem bestaͤndigen Aus- und Abfluß, immer sondern sich Theilchen von ihm ab, die eine eigene Modifikation, Gestalt, Bewegungs- und Bestimmungsart haben, je von welchen Elementen des Koͤrpers zusammengesetzt sie ausfliessen. Jeden Gegenstand, den diese Theilchen begegnen, suchen sie in eine harmonische Bestimmungsart mit sich zu setzen, indem sie sich einander ihre besondern Elemente mittheilen und mit einander vermischen. Je mehr die Elemente des einen Koͤrpers mit den andern disharmoniren, mehr oder weniger fest unter sich zusammenhaͤngen, nachdem ist auch der Widerstand, ehe sich die zwei Koͤrper von verschiedener Natur vereinbaren. Feuer z. B. erregt in unserm Koͤrper eine heftigere Empfindung, als Wasser, weil die elementarischen Theilchen des Feuers einen festern Zusammenhang und eine thaͤtigere Bestimmungsart haben, als die Theilchen des Wassers. —

Der gemachte Eindruck also des Gegenstandes auf unsere Nerven ist aͤhnlich mit dem Wesen des Gegenstandes selbst, dessen Theilchen den Nerven affiziret haben; er ist blosse Nachahmung des Koͤrpers selbst. Die Empfindung, die wir von einem Gegenstande haben, wenn er auch schon abwesend ist, ist ein deutlicher Beweis, daß der Eindruck in nichts anderm bestehet, als wie wir ihn beschrieben haben. Denn wie waͤre es moͤglich, daß wir durch Erinnerung eine aͤhnliche Empfindung mit dem ge-

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[39/0041] Jeder Koͤrper ist in einem bestaͤndigen Aus- und Abfluß, immer sondern sich Theilchen von ihm ab, die eine eigene Modifikation, Gestalt, Bewegungs- und Bestimmungsart haben, je von welchen Elementen des Koͤrpers zusammengesetzt sie ausfliessen. Jeden Gegenstand, den diese Theilchen begegnen, suchen sie in eine harmonische Bestimmungsart mit sich zu setzen, indem sie sich einander ihre besondern Elemente mittheilen und mit einander vermischen. Je mehr die Elemente des einen Koͤrpers mit den andern disharmoniren, mehr oder weniger fest unter sich zusammenhaͤngen, nachdem ist auch der Widerstand, ehe sich die zwei Koͤrper von verschiedener Natur vereinbaren. Feuer z. B. erregt in unserm Koͤrper eine heftigere Empfindung, als Wasser, weil die elementarischen Theilchen des Feuers einen festern Zusammenhang und eine thaͤtigere Bestimmungsart haben, als die Theilchen des Wassers. — Der gemachte Eindruck also des Gegenstandes auf unsere Nerven ist aͤhnlich mit dem Wesen des Gegenstandes selbst, dessen Theilchen den Nerven affiziret haben; er ist blosse Nachahmung des Koͤrpers selbst. Die Empfindung, die wir von einem Gegenstande haben, wenn er auch schon abwesend ist, ist ein deutlicher Beweis, daß der Eindruck in nichts anderm bestehet, als wie wir ihn beschrieben haben. Denn wie waͤre es moͤglich, daß wir durch Erinnerung eine aͤhnliche Empfindung mit dem ge-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/41>, abgerufen am 21.11.2024.