Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Die Bewegfertigkeit, die durch den Eindruck eines Aussendinges in unsern Nerven hervorgebracht wird, ist nicht hinreichend, eben dieselbe Empfindung während der Abwesenheit des Gegenstandes in uns zu bewürken; denn Bewegfertigkeit ist die Folge von jedem Eindrucke der heterogensten Körper, die durch nichts als der Stärke und dem Grade nach unterschieden seyn kann. Es muß also eine eigene Art von Bewegung seyn, die jeder Körper nach seinen elementarischen Theilchen in unsern Nerven hervorbringt. Die Stärke der Bewegfertigkeit in dem Nerven kann wohl die Stärke der Empfindung, aber nicht ihre Art und ihr Wesen bestimmen. Wir sehen also deutlich, daß jeder hinterlassene Eindruck Aehnlichkeit haben muß mit dem Gegenstande selbst, der ihn hervorgebracht hat, weil jener die nämliche Empfindung, die das würkliche Einwürken erregt hat, wiederholen kann. Ein zweiter Beweis von der Wahrheit dieses Satzes ist die Aehnlichkeit, die wir mit dem Gegenstande annehmen, dessen Eindrücke wir oft und lange erfahren haben. Ein jeder Handwerker trägt die Art seines Handwerks an sich, wie wäre aber dieses möglich, wenn seine Nerven nicht ähnliche Bestimmungsart mit dem Gegenstande anzunehmen
Die Bewegfertigkeit, die durch den Eindruck eines Aussendinges in unsern Nerven hervorgebracht wird, ist nicht hinreichend, eben dieselbe Empfindung waͤhrend der Abwesenheit des Gegenstandes in uns zu bewuͤrken; denn Bewegfertigkeit ist die Folge von jedem Eindrucke der heterogensten Koͤrper, die durch nichts als der Staͤrke und dem Grade nach unterschieden seyn kann. Es muß also eine eigene Art von Bewegung seyn, die jeder Koͤrper nach seinen elementarischen Theilchen in unsern Nerven hervorbringt. Die Staͤrke der Bewegfertigkeit in dem Nerven kann wohl die Staͤrke der Empfindung, aber nicht ihre Art und ihr Wesen bestimmen. Wir sehen also deutlich, daß jeder hinterlassene Eindruck Aehnlichkeit haben muß mit dem Gegenstande selbst, der ihn hervorgebracht hat, weil jener die naͤmliche Empfindung, die das wuͤrkliche Einwuͤrken erregt hat, wiederholen kann. Ein zweiter Beweis von der Wahrheit dieses Satzes ist die Aehnlichkeit, die wir mit dem Gegenstande annehmen, dessen Eindruͤcke wir oft und lange erfahren haben. Ein jeder Handwerker traͤgt die Art seines Handwerks an sich, wie waͤre aber dieses moͤglich, wenn seine Nerven nicht aͤhnliche Bestimmungsart mit dem Gegenstande anzunehmen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0042" n="40"/><lb/> genwaͤrtigen Eindrucke des Gegenstandes hervorbringen koͤnnten, wenn nicht eine gleiche Ursache mit dem Gegenstande, der uns geruͤhrt hat, in unserm Koͤrper statt faͤnde. </p> <p>Die Bewegfertigkeit, die durch den Eindruck eines Aussendinges in unsern Nerven hervorgebracht wird, ist nicht hinreichend, eben dieselbe Empfindung waͤhrend der Abwesenheit des Gegenstandes in uns zu bewuͤrken; denn Bewegfertigkeit ist die Folge von jedem Eindrucke der heterogensten Koͤrper, die durch nichts als der Staͤrke und dem Grade nach unterschieden seyn kann. Es muß also eine eigene Art von Bewegung seyn, die jeder Koͤrper nach seinen elementarischen Theilchen in unsern Nerven hervorbringt. Die Staͤrke der Bewegfertigkeit in dem Nerven kann wohl die Staͤrke der Empfindung, aber nicht ihre Art und ihr Wesen bestimmen. Wir sehen also deutlich, daß jeder hinterlassene Eindruck Aehnlichkeit haben muß mit dem Gegenstande selbst, der ihn hervorgebracht hat, weil jener die naͤmliche Empfindung, die das wuͤrkliche Einwuͤrken erregt hat, wiederholen kann. </p> <p>Ein zweiter Beweis von der Wahrheit dieses Satzes ist die Aehnlichkeit, die wir mit dem Gegenstande annehmen, dessen Eindruͤcke wir oft und lange erfahren haben. Ein jeder Handwerker traͤgt die Art seines Handwerks an sich, wie waͤre aber dieses moͤglich, wenn seine Nerven nicht aͤhnliche Bestimmungsart mit dem Gegenstande anzunehmen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0042]
genwaͤrtigen Eindrucke des Gegenstandes hervorbringen koͤnnten, wenn nicht eine gleiche Ursache mit dem Gegenstande, der uns geruͤhrt hat, in unserm Koͤrper statt faͤnde.
Die Bewegfertigkeit, die durch den Eindruck eines Aussendinges in unsern Nerven hervorgebracht wird, ist nicht hinreichend, eben dieselbe Empfindung waͤhrend der Abwesenheit des Gegenstandes in uns zu bewuͤrken; denn Bewegfertigkeit ist die Folge von jedem Eindrucke der heterogensten Koͤrper, die durch nichts als der Staͤrke und dem Grade nach unterschieden seyn kann. Es muß also eine eigene Art von Bewegung seyn, die jeder Koͤrper nach seinen elementarischen Theilchen in unsern Nerven hervorbringt. Die Staͤrke der Bewegfertigkeit in dem Nerven kann wohl die Staͤrke der Empfindung, aber nicht ihre Art und ihr Wesen bestimmen. Wir sehen also deutlich, daß jeder hinterlassene Eindruck Aehnlichkeit haben muß mit dem Gegenstande selbst, der ihn hervorgebracht hat, weil jener die naͤmliche Empfindung, die das wuͤrkliche Einwuͤrken erregt hat, wiederholen kann.
Ein zweiter Beweis von der Wahrheit dieses Satzes ist die Aehnlichkeit, die wir mit dem Gegenstande annehmen, dessen Eindruͤcke wir oft und lange erfahren haben. Ein jeder Handwerker traͤgt die Art seines Handwerks an sich, wie waͤre aber dieses moͤglich, wenn seine Nerven nicht aͤhnliche Bestimmungsart mit dem Gegenstande anzunehmen
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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