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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Maule heraus, endlich ein langes hagres Ding mit einer Nase -- oder mit einem Bein- und Halseisen, wie die Baugefangenen in Dresden, und die Festungsgefangenen in Spandau," -- oder wie er sich den Firlefanz sonst denkt. -- Und das ganze Wort heißt

Stork.

Der Himmel mag wissen, welche Gleichförmigkeit er den Buchstaben und Wörtern nun beilegt, und was bei deren Malerei in ihm vorgeht.

Und wie wollten sie ihm abstrakte Begriffe durch die Schriftsprache inokuliren? Wie wollten Sie Gerüche, Töne, Empfindungen und andre Dinge für das Gesicht kopeilich darstellen?

Auch vergißt der Taubstumme, der die Schriftsprache ohne Tonsprache erlernt hat, jene bald wieder, indem er sich lieber an seine kurzen pantomimischen Zeichen, als an die langen krüplichten vorn und hinten gebuckelten schieffüssigen Figuren hält. Der Taubstumme, der blos Schriftsprache erlernt hat, kann sich nicht stets darin üben, und denken kann er in derselben gar nicht; wie Heinike in seinen Schriften erwiesen hat. Dünkt es Sie nun natürlich, daß die mannichfaltigen, fast unmerklichen Empfindungen, und die Fertigkeiten in der Hand zur Schrift, ohne untergelegte Tonsprache, bei ihm schnell wieder schwinden müssen?



Maule heraus, endlich ein langes hagres Ding mit einer Nase — oder mit einem Bein- und Halseisen, wie die Baugefangenen in Dresden, und die Festungsgefangenen in Spandau,« — oder wie er sich den Firlefanz sonst denkt. — Und das ganze Wort heißt

Stork.

Der Himmel mag wissen, welche Gleichfoͤrmigkeit er den Buchstaben und Woͤrtern nun beilegt, und was bei deren Malerei in ihm vorgeht.

Und wie wollten sie ihm abstrakte Begriffe durch die Schriftsprache inokuliren? Wie wollten Sie Geruͤche, Toͤne, Empfindungen und andre Dinge fuͤr das Gesicht kopeilich darstellen?

Auch vergißt der Taubstumme, der die Schriftsprache ohne Tonsprache erlernt hat, jene bald wieder, indem er sich lieber an seine kurzen pantomimischen Zeichen, als an die langen kruͤplichten vorn und hinten gebuckelten schieffuͤssigen Figuren haͤlt. Der Taubstumme, der blos Schriftsprache erlernt hat, kann sich nicht stets darin uͤben, und denken kann er in derselben gar nicht; wie Heinike in seinen Schriften erwiesen hat. Duͤnkt es Sie nun natuͤrlich, daß die mannichfaltigen, fast unmerklichen Empfindungen, und die Fertigkeiten in der Hand zur Schrift, ohne untergelegte Tonsprache, bei ihm schnell wieder schwinden muͤssen?


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[48/0050] Maule heraus, endlich ein langes hagres Ding mit einer Nase — oder mit einem Bein- und Halseisen, wie die Baugefangenen in Dresden, und die Festungsgefangenen in Spandau,« — oder wie er sich den Firlefanz sonst denkt. — Und das ganze Wort heißt Stork. Der Himmel mag wissen, welche Gleichfoͤrmigkeit er den Buchstaben und Woͤrtern nun beilegt, und was bei deren Malerei in ihm vorgeht. Und wie wollten sie ihm abstrakte Begriffe durch die Schriftsprache inokuliren? Wie wollten Sie Geruͤche, Toͤne, Empfindungen und andre Dinge fuͤr das Gesicht kopeilich darstellen? Auch vergißt der Taubstumme, der die Schriftsprache ohne Tonsprache erlernt hat, jene bald wieder, indem er sich lieber an seine kurzen pantomimischen Zeichen, als an die langen kruͤplichten vorn und hinten gebuckelten schieffuͤssigen Figuren haͤlt. Der Taubstumme, der blos Schriftsprache erlernt hat, kann sich nicht stets darin uͤben, und denken kann er in derselben gar nicht; wie Heinike in seinen Schriften erwiesen hat. Duͤnkt es Sie nun natuͤrlich, daß die mannichfaltigen, fast unmerklichen Empfindungen, und die Fertigkeiten in der Hand zur Schrift, ohne untergelegte Tonsprache, bei ihm schnell wieder schwinden muͤssen?

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/50>, abgerufen am 23.11.2024.